Sayuri
registriert.
Dass selbst sie Respekt vor den Wüstenhunden hatte, war für Suieen das sicherste Zeichen, diese wendigen Tiere nicht zu unterschätzen. Er hatte bereits mit eigenen Augen gesehen, wie sie sogar einen Greif zu Boden reißen konnten. Im Rudel waren sie gefährlicher als alle anderen wilden Jäger, die Suieen kannte.
Als alles still blieb, schob er wieder vorsichtig die Tür zum Keller auf. Eine schmale Leiter führte in die Dunkelheit. Mit einer Hand zog er einen Dolch hervor, während seine grauen Augen die Finsternis durchdrangen. Schemenhaft konnte er Regale erkennen, in denen Berensfrüchte lagerten, Bündel der Ironwurzel, die von der Decke hingen, und Säcke mit anderen Kostbarkeiten.
Wieder leckte er sich hungrig über die Lippen, während er seine Augen zu schmalen Schlitzen verengte, um noch tiefer in den Keller zu sehen. Doch das wenige Licht reichte selbst für seine guten Augen nicht aus. Einmal mehr verfluchte er seine menschliche Hälfte; wäre er reinrassig, würde er die Dunkelheit mühelos durchdringen können.
Geräuschlos kletterte er die ersten Sprossen der Leiter hinab und hielt inne, als ein leises Geräusch aus der Tiefe zu hören war. Doch dann war es wieder still und sein Magen ließ ihn alle Vorsicht vergessen. Mit einem Satz war er auf dem Boden des Kellers und griff hastig nach einer duftenden Berensfrucht. Seine Zähne gruben sich in das saftige, weiche Fruchtfleisch und einen Augenblick schloss er genüsslich die Augen, während seine zweite Hand bereits seine Tasche mit den Früchten füllte.
Ein drohendes Knurren ließ ihn innehalten. Wie erstarrt blieb er stehen, nur seine Augen suchten den Raum ab und hielten inne, als er den Faon entdeckte. Er hatte die großen Ohren an den Kopf angelegt, die Lefzen hochgezogen und sein Raubtiergebiss war drohend entblößt. Langsam wich Suieen zur Leiter zurück. Falls der Hund ihn angriff, blieb ihm nur noch die Flucht. Vorsichtig hob er eine Hand, um ein Bündel Ironwurzeln von einem Haken an der niedrigen Decke zu pflücken.
Das Knurren wurde lauter, aber der Hund regte sich nicht.
Suieen löste die Wurzeln und steckte sie in seine Tasche. Er verstand nicht, warum der Hund ihn nicht angriff, aber solange er es nicht tat, dachte er nicht daran zu fliehen. Ohne den Faon aus den Augen zu lassen, öffnete er einen Sack, der direkt an der Leiter stand. Vorsichtig tastete er nach dem Inhalt. Voller Sandbeeren! Eine nach der anderen schob er in seine Tasche, bis sie so voll war, dass er Mühe hatte, die Schnalle zu schließen.
Der Faon war ein Stück auf ihn zugegangen. Den Kopf hielt er gesenkt, als wollte er jeden Augenblick zum Sprung ansetzen. Suieen lächelte erleichtert, als er sah, dass der Hund das rechte Hinterbein nachzog. Aber gerade, als er sich zur Leiter umwandte, legte der Hund den Kopf in den Nacken und stieß ein klagendes Heulen aus, um seine Artgenossen zu rufen.
Suieen kletterte, so schnell er konnte, die Leiter hinauf und rannte los. Er konnte sehen, wie Yuuka aus dem Schatten des Schuppens hervorsprang und mit der Schnauze die Stalltür aufstieß.
Der Anblick der großen Raubkatze löste im Stall Panik unter den Grions aus. Suieen hörte ihre wilden Schreie, das Stampfen ihrer schweren Hufe und ein lautes Poltern, wenn sie sich gegen die Wände ihrer Boxen warfen. Die Tür des Wohnhauses wurde aufgerissen und der Bauer stürmte mit einer Fackel bewaffnet ins Freie.
Suieen ließ sich in den Staub fallen, um sich zwischen zwei Bodenwellen zu verbergen, und sah zurück. Der Bauernhof lag noch in Sichtweite, sein Vorsprung war nicht annähernd ausreichend. Aus dem Herrenhaus war nun auch eine Meute Hunde gekommen. Die Schnauzen schnuppernd in die Luft gereckt, liefen sie kläffend auf den Stall zu.
Doch in diesem Moment stürmte Yuuka aus dem Gebäude. Ohne einen der Faons zu beachten, die sich wütend in ihr Fell verbissen, rannte sie ihm nach. Im Maul trug sie den leblosen Körper eines Kalbs. Ihre neun Schwänze zuckten durch die Luft und schlugen nach den Hunden, um sie zu vertreiben.
Suieen richtete sich wieder auf. Yuuka hatte ihn mit wenigen Sätzen eingeholt und schleuderte gerade den letzten Hund von ihrem Rücken. Der Bauer war ihnen nun dicht auf den Fersen. »Lauf«, knurrte Yuuka, ohne das Kalb loszulassen.
Unschlüssig sah Suieen zu den Hunden und dem Bauern zurück. Nicht weit von hier wartete der Greif. Hatte er ihn erst einmal erreicht, war er in Sicherheit. Yuuka würde erst die Flucht
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