SB 121 – Mission Zeitbrücke
vornüber und stieß gegen einen knorrigen Baum. Also hatte er die Straße erreicht, und vor ihm erstreckte sich die geradlinig verlaufende Pflanzzeile. Blitze zuckten durch den Wolkenbruch. Der krachende Donner schien nicht enden zu wollen.
Mit letzter Kraft huschte Mallagan von Baum zu Baum. Er brach sich eine Bahn durch dichtes Gebüsch, zertrampelte Blumenbeete, und schließlich lehnte er sich an einen Stamm, um zu verschnaufen. Das Herz schlug ihm bis in den Hals, der Regen wusch ihm beißenden Schweiß in die Augen.
Erst das Summen eines Fahrzeugtriebwerks schreckte ihn aus der Benommenheit auf. Ein Gleiter hielt dicht neben ihm auf der stadteinwärts führenden Fahrbahn. Der Einstieg stand offen. Im Gleiter war es finster.
»Mein Freund, du kannst kaum noch auf den Beinen stehen«, erklang es aus dem Dunkel. »Steig ein. Ich bringe dich hin, wo du dich ausruhen kannst.«
Woher kannte er nur diese Stimme? Vorsichtig näherte er sich dem Gleiter. Kein einziges Mal kam ihm der Gedanke, nach der Waffe zu greifen. Er taumelte am Rand der Erschöpfung, sein Kampfwille war gebrochen. Er wäre in diesem Augenblick selbst zu einem Schutzgardisten ins Fahrzeug gestiegen.
Er ließ sich durch das Luk fallen und sank in ein weiches Polster. Die Öffnung schloss sich hinter ihm, das Prasseln des Regens und der Donner verstummten nahezu.
Mallagan setzte sich zurecht. Die Gestalt neben ihm war die eines Kranen. Klickend wurde die matte Innenbeleuchtung angeschaltet.
Ungläubig riss er die Augen auf. »Sterm ...«, stieß er hervor.
Ein fröhliches Grinsen entstand auf dem kantigen Gesicht des Kranen. »Du erinnerst dich also an mich. Es freut mich, dir helfen zu können, Mit-Schwingen.«
»Das ist also die Bruderschaft«, sagte Brether Faddon. Das Tablett mit der Mahlzeit, die Scoutie und er erhalten hatten, schob er zögernd von sich.
Die Kranen hatten den Raum verlassen. Sie waren beschäftigt, und ihre Geschäftigkeit hatte zweifellos mit Surfo Mallagan zu tun.
»Bevor du dir alles von der Seele redest, solltest du an mögliche Abhörgeräte denken«, sagte Scoutie auf Chircoolisch.
»Ach was, Seele.« Faddon machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist einfach so, dass ich mir die Bruderschaft anders vorgestellt habe. Zwei tote Prodheimer-Fenken – war das nötig?«
Scoutie nahm einen kleinen Bissen. »Vielleicht verstehen wir das nicht, du und ich. Denke dran, dass wir nur einen Spoodie tragen.«
Faddon starrte sie an. »Das ist nicht dein Ernst?«
Scoutie schüttelte den Kopf. »Wenn ich die Wahl hätte, noch einmal zu denselben Bedingungen befreit oder der Schutzgarde ausgeliefert zu werden ...«
Die Tür flog auf, Bandar trat ein. »Surfo Mallagan ist in Gefahr«, erklärte sie mit harter Stimme. »Die Garde veranstaltet eine Treibjagd auf ihn. Wir brechen sofort auf, um ihn herauszuholen.«
Faddon stand auf. »Wohin ...?«
»Nicht ihr«, fiel ihm Bandar ins Wort. »Ihr bleibt hier. Ihr wäret uns nur ...« Sie vollendete den Satz nicht.
Scoutie schob ihren Teller zurück. »Im Weg?«, fragte sie.
»Nimm es, wie du willst«, sagte die Kranin. »Ihr seid Einfachträger. Der Einsatz verlangt Mut, Entschlossenheit und Entscheidungsvermögen. Außerdem ist er gefährlich.«
»Ihr seid die lächerlichste Bande von Angebern, die mir je in die Quere gekommen sind«, bemerkte Scoutie ruhig. »Wenn ihr Surfo aufstöbert, warum, meint ihr, würde er sich euch anschließen? Ihr seid Kranen wie die, die ihn jagen. Dazu, ihm eure Doppel-Spoodies zu zeigen, kommt ihr in der Eile nicht.«
Bandar war unsicher geworden. Sie wandte sich zur Tür und rief nach Kersyl. Der hochgewachsene Krane trat kurz darauf ein. »Die Betschidin hat Bedenken«, sagte Bandar.
Kersyl hörte sich die Einwände an. »Das hat etwas für sich«, bestätigte er. »Kommt mit uns. Ihr braucht Waffen?«
»Die Prämienjäger haben uns alles Wertvolle abgenommen.«
Kersyl wandte sich an Bandar. »Gib jedem einen Strahler.«
Scoutie hob die Hand. »Ich nehme einen Schocker oder gar keine Waffe.«
»Dasselbe gilt für mich«, sagte Faddon.
Kersyl musterte beide mit eigenartigem Blick. Auf Bandars Gesicht spielte ein hochmütiges, überlegenes Lächeln. »Wie ihr wollt – gar keine Waffen«, entschied Kersyl.
Es war der Gleiter, mit dem sie gekommen waren, nur die Markierungen der Schutzgarde hatte jemand abgelöst. Kersyl flog die Maschine, neben ihm saß Bandar. Auf der zweiten Bank kauerten Fumont und Yars. Die beiden
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