SB 121 – Mission Zeitbrücke
Umriss einer Tür. Sie war nicht gesichert und ließ sich mühelos öffnen. Dahinter lag ein behaglich eingerichteter Raum.
»Der Kerl hat Geschmack, das muss man ihm lassen«, sagte Kersyl grimmig. Er ging langsam an der Längswand entlang, die der Tür gegenüberlag. »Steh!«, sagte Späher eins plötzlich.
Fumont trat hinzu. Er hantierte wieder mit dem kleinen Kasten. Diesmal dauerte es fast fünf Minuten, bis ein Teil der Wand zur Seite wich und einen schmalen, finsteren Durchgang freigab. Scoutie verstand wenig von der Technik, deren sich die Bruderschaftler bedienten. Aber ihnen standen offensichtlich Mittel zur Verfügung, über die andere Kranen nicht verfügten.
Hinter der Geheimtür führte eine Rampe abwärts. Kersyl, den Strahler in der Hand, schritt vorsichtig hinab.
»Ihr seid auf dem richtigen Weg«, meldete Späher eins.
»Von nun an keinen Kontakt mehr«, sagte Kersyl.
Der Gang war knapp eineinhalb Meter breit – so schmal, dass die breitschultrigen Kranen sich seitlich bewegen mussten –, aber über drei Meter hoch. Scoutie zählte dreißig Schritte, dann führte der Weg aufwärts. Yars' Lampe erfasste eine Tür hinter einem Absatz am oberen Ende der Rampe. Kersyl schritt hinauf. Hinter ihm kamen Yars und Bandar, dann Scoutie und Faddon. Fumont machte den Abschluss.
Als sie die Tür erreichten, hörte Scoutie undeutliches Stimmengemurmel. »Hört sich an wie vier oder fünf«, sagte Kersyl halblaut. »Keine unmögliche Situation. Seid ihr fertig?«
»Fertig«, antwortete Bandar.
Es war angenehm kühl im Gleiter. Das half Mallagan, seine Müdigkeit etwas zurückzudrängen.
»Warum nimmst du dich meiner an?«, fragte er. »Bist du mir gefolgt?«
Sterm beantwortete nur den ersten Teil der Frage. »Wir haben vieles gemeinsam«, sagte er. »Ich bin ein Einsamer wie du. Ich erfuhr, dass die Schutzgarde in Kallidula alle Ai-Mutanten einfängt, um sie zu befragen. Da bist du mir eingefallen. Dass ich zur rechten Zeit am richtigen Ort war, ist allerdings mehr ein Zufall.«
»Wohin bringst du mich?«
»An einen Ort, an dem du dich ausruhen kannst. Du brauchst Ruhe, nicht wahr?«
Fast hätte Mallagan genickt. Er riss sich gerade noch zusammen. Ein Ai nickte nicht. Auch seine Sprache hatte er vernachlässigt. Er sprach fließendes Krandhorjan, anstatt sich kurzer, abgehackter Sätze zu bedienen und das charakteristische Schnarren der Kinntasche nachzuahmen. »Ja, ich brauche Ruhe«, sagte er.
Sterm fuhr durch die Außenbezirke der Siedlung. Surfo war zu abgespannt, um auf die Richtung zu achten. Ein paarmal sah er die Wasser des Torstyl, schließlich musste er doch kurz eingenickt sein. Er erwachte, als der Gleiter mit sanftem Ruck aufsetzte, und sah, dass das Fahrzeug in einem schmalen Hof gelandet war.
Der Krane führte ihn ins Innere des Hauses. Seine Einrichtung sprach von Reichtum. Ein hallenähnlicher Gang teilte das Haus in zwei Hälften. Sterm öffnete eine Tür zur Linken. Mallagan sah einen modern eingerichteten kranischen Speisesaal mit Geräten für die automatische Zubereitung von Mahlzeiten. Sterm wies ihn an, es sich auf einer Sitzmatte vor dem großen, ovalen Tisch bequem zu machen.
»Ich kann mir vorstellen, wie es um deinen Magen bestellt ist«, sagte der Krane. »Ausgelaugt und leer, aber zu nervös, um Hunger zu empfinden. Ich empfehle dir eine kleine, gut gewürzte Mahlzeit und ein anregendes Getränk. Danach ruht es sich besser.«
»Einverstanden«, schnarrte Mallagan.
Sterm brauchte nur Minuten, um das Versprochene herzurichten. Die Mahlzeit bestand aus scharf gerösteten Fleischstücken mit einer pikanten Soße. Das Getränk war kranischer Wein, so kalt, dass kleine Eisstücke darin schwammen. Sterm reichte die üblichen kranischen Esswerkzeuge, die fast so lang waren wie ein betschidischer Unterarm. Mallagan griff zu – und erstarrte.
Freundlicher Spott glomm in Sterms dunklen Augen. »Du verrätst mir kein Geheimnis mehr«, sagte er. »Auch wenn ich deine fünffingrigen Hände nicht zu sehen bekommen hätte, wüsste ich, dass du kein Ai-Mutant bist. Sieh dir deinen Mantel an. Er hat deine jüngsten Abenteuer nicht gut überstanden. Selbst ungeübte Augen erkennen die Montur der herzoglichen Flotte darunter. Und warum blinkst du nicht mehr? Als wir uns in Engfern unterhielten, hast du das noch leidlich gut versucht.«
Mallagan ließ die große zweizinkige Gabel sinken. Er dachte an den Tart, dem er für viertausend Tali den Gleiter abgekauft hatte, auch der
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