SB 121 – Mission Zeitbrücke
Beleuchtung aus. Das Triebwerk heulte auf, als er das letzte Quant Leistung abverlangte.
Hinter ihm hatten die Verfolger ihre Fassung wiedergewonnen. Bald würde er sie wieder am Hals haben. Aber was ihn weitaus mehr störte, waren die flinken Punkte, die von Norden und Süden her auf ihn zurasten.
Das Kesseltreiben hatte begonnen.
Er raste auf flache, ausgedehnte Gebäude zu. Die Gegend wirkte wie ausgestorben, es schien sich um eine Fabrik zu handeln. Mallagan steuerte das Fahrzeug über eine Mauer hinweg auf einen weiten Hof und drosselte die Geschwindigkeit. Im selben Augenblick, in dem er aus dem Gleiter sprang, drückte er den Fahrthebel nach vorn. Das Triebwerk heulte auf, da prallte er schon auf, rollte sich ab und kam humpelnd wieder auf die Beine. Ein Gleiter der Schutzgarde zog in geringer Entfernung vorbei. Der Trick war vorerst erfolgreich, die Gardisten verfolgten sein leeres Fahrzeug. Minuten würden vergehen, bis sie erkannten, dass sie auf die falsche Spur gelockt worden waren. Der leere Gleiter hielt auf den Fluss zu. Es stand nicht zu befürchten, dass er in einer besiedelten Gegend abstürzen würde.
Mallagan lief zu dem Gebäude, das die rückwärtige Begrenzung des Hofes bildete. Die Fenster waren dunkel. Keine der Türen ließ sich öffnen, deshalb stieg er auf die Mauer hinauf, die den Hof umgab. Draußen führte ein breiter Fahrweg vorbei. Jenseits lagen mehrere dunkle Gebäude. Bis zum nächsten erleuchteten Haus waren es fünfhundert Meter.
Ein Lichtkegel stach durch die Nacht und glitt die Mauerkrone entlang. Mallagan fluchte unbeherrscht und ließ sich fallen. Er landete auf der Fahrbahn. Der Schatten der Mauer verkürzte sich, als der Gleiter, der ihn überrascht hatte, den Fabrikhof überquerte. Mallagan verwarf den Gedanken, am Fuß der Mauer zu warten, ob die Gardisten weiterflogen. Mit einem mächtigen Satz löste er sich aus dem Schatten und hetzte über den Fahrweg hinüber.
Das grelle Oval, das der Scheinwerfer auf den Boden zeichnete, tanzte zitternd hinter ihm her. Schon lief er im Streulicht, sprang zur Seite und ließ sich zu Boden sinken. Eine Sekunde lang kauerte er reglos da, während das Licht über ihn hinwegglitt. Schon sprang er wieder auf und rannte weiter. Eine Gebäudewand ragte vor ihm auf. Er glitt an ihr entlang. Gerettet! Wenigstens vorerst ...
Der Scheinwerfer tanzte den Weg zurück, suchte das formlose Objekt, das er vor einer halben Minute erfasst hatte. Es war verschwunden. Aber die Polizisten wussten nun, dass er hier war.
Der dunkle Himmel wimmelte von Polizeifahrzeugen. Einige Gleiter waren gelandet.
Im trügerischen Schutz einer Hecke verschnaufte Mallagan sekundenlang. Fünftausend Tali hatte er ausgegeben, um sich in Sicherheit zu bringen, nun war er wieder da, wo er angefangen hatte. Er hätte lachen mögen, wenn ihm nicht so elend zumute gewesen wäre. In den zwanzig Stunden hatte er nur die eine karge Mahlzeit aus dem Rasthaus gegessen, weit würde er es nicht mehr schaffen.
Das Wohnhaus, das er von der Mauer aus gesehen hatte, lag noch zweihundert Meter entfernt. Es stand an einer breiten Straße mit zwei gegenläufigen Fahrbahnen, die durch eine Zeile von Bäumen und blühendem Gebüsch getrennt wurden. Dort gab es Deckung. Wenn es ihm gelang, unbemerkt bis zu dem Haus vorzudringen, hatte er eine Chance.
Die Scheinwerfer bewegten sich wahllos. Es war unmöglich vorherzusagen, in welcher Richtung sich der eine oder andere in den nächsten Sekunden wenden würde. Mallagan atmete tief durch, dann rannte er los.
Die ersten Regentropfen klatschten ihm ins Gesicht, als er die Hälfte der Distanz hinter sich hatte. In der Ferne spaltete ein Blitz das Firmament. Dumpf rollte Augenblicke später der Donner übers Land. Der Regen wurde heftiger.
Ein Lichtkegel packte ihn von der Seite her. Plötzlich war die Welt verschwunden. Übrig war nur der unglaublich grelle Fleck, der sich an Mallagan festfraß. Er sah das Haus nicht mehr, stolperte, fiel, raffte sich wieder auf ...
Er begriff instinktiv, dass der Scheinwerfer ihn verloren hatte. Der Lichtkegel war vorausgeschwenkt. Niemand hatte damit gerechnet, dass er stürzen würde. Jetzt warf er sich zur Seite, gerade rechtzeitig, um der zurückkehrenden Helligkeit zu entgehen. Stimmen hallten durch die Nacht, übertönten das Prasseln des Regens. Von allen Seiten kamen sie auf ihn zu.
Eine Unebenheit hätte ihn um ein Haar ein zweites Mal aus dem Gleichgewicht gebracht. Er wankte
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