SB 121 – Mission Zeitbrücke
Gruda und Unadern um. Dabei stieß ich auf dich. Deine Maske war gut. Aber ich hatte erfahren, dass du am Nachmittag einem Straßenbautrupp technische Hilfe geleistet hattest. Das tut kein Ai. Ich beschloss, ein Auge auf dich zu haben. Als ich von den Ereignissen des vergangenen Tages erfuhr, war ich meiner Sache sicher. Meine Informanten hörten von dem eigenartigen Besucher, den der Besitzer einer Reparaturwerkstatt an diesem Abend hatte. Bald darauf wurde Alarm geschlagen, weil am Fuß der Westberge einer, der offenbar unerkannt bleiben wollte, um ein Haar ein Fahrzeug der Schutzgarde gerammt hätte. Ich fing an, mir die Dinge zusammenzureimen. Ich war einigermaßen sicher, dass ich dich würde aufgreifen können, wenn ich mich nur zur rechten Zeit am richtigen Ort aufhielt.«
Surfo Mallagan nickte. »Auf Keryan wird viel über dich gesprochen. Jeder hat Respekt vor dem Jäger der Herzöge. Ich war darauf bedacht, mich vor dir in Acht zu nehmen. Aber ich erwartete keine großen Schwierigkeiten, weil ich zwei Spoodies trage. Ich glaube, ich verließ mich zu sehr auf die überlegene Denkfähigkeit.«
Barkhaden lächelte. Mit beiden Händen fuhr er durch seine dichte Mähne. »Sieh her!«, sagte er.
Mallagan sah den vernarbten Einschnitt und die Verfärbung der Schädelhaut. Sie war weitaus größer als bei anderen Kranen. »Auch du ...«, stieß er hervor.
»Auch ich«, bestätigte Barkhaden. »Ich bin ein Doppelträger.«
»Der Jäger der Herzöge steht außerhalb des Gesetzes!«
»Der Jäger dient dem Gesetz. Er braucht Beweglichkeit. Er darf gegen einzelne Bestimmungen des Gesetzes verstoßen, solange er seine Verpflichtung dem Gesetz als Ganzem gegenüber nicht vergisst.« Barkhaden war so ernst, wie Surfo ihn noch nicht gesehen hatte. »Du und deine Freunde, ihr seid auf dem Weg zur Bruderschaft?«
»Die Bruderschaft ist die einzige Organisation, von der wir in unserer Lage Hilfe erwarten können«, verteidigte sich Mallagan.
»Die Bruderschaft ist böse!« Der Jäger spie das Wort geradezu aus. »Sie verachtet das Orakel und hat den Herzögen den Krieg angesagt. Die Bruderschaft zielt auf die Zerstörung der gegenwärtigen Ordnung ab. Hat sie Erfolg, dann erzeugt sie Anarchie und Chaos.«
Barkhaden spielte mit einem kleinen Schreibgerät auf dem niedrigen Arbeitstisch. »Du brauchst die Bruderschaft nicht mehr«, sagte er. »Für deinen Transport nach Kran wird gesorgt, sobald wir deine beiden Freunde gefunden haben.« Er lächelte plötzlich. »Ich könnte mir vorstellen, dass das Orakel von Krandhor sehr an dir interessiert ist, an dir und deinen Gefährten.«
Mallagan sah den Jäger überrascht an. Er kam nicht dazu, eine Frage zu stellen, denn Barkhaden fuhr fort: »Was brauchst du noch? Hast du Vorbereitungen zu treffen, Dinge zu erledigen?«
»Spottlos«, entfuhr es Mallagan. »Ein echter Ai-Mutant. Er wurde früh am Abend eingefangen und hierher gebracht. Er ist ...«
»Unschuldig«, fiel ihm Barkhaden ins Wort. »Ich weiß. Er wurde kurze Zeit später wieder entlassen und dorthin zurückgebracht, wo man ihn auflas, damit ihm die aufgebrachten Prodheimer-Fenken nichts anhaben konnten.«
Mallagan atmete auf.
Das Gebäude erzitterte unter dem Donner einer schweren Explosion.
Surfo Mallagan wurde zur Seite geschleudert. Er prallte gegen eine Wand und kam taumelnd und halb bewusstlos wieder auf die Beine. Staub und Qualm wogten überall. Im Hintergrund zuckten Flammen. Verwundete stöhnten. Irgendwo im Dunst verklangen rasche Schritte.
Barkhaden lag halb unter seinem Schreibtisch begraben. Seine Montur war weiß von Mörtel, das Gesicht schmerzverzerrt. Er arbeitete sich unter dem Hindernis hervor. Ein kurzläufiger Schocker erschien in seiner Hand. »Die Bruderschaft«, knurrte er zornig. »Geh in Deckung, Betschide!«
Ein Strahler entlud sich knallend, und eine grellweiße Feuerzunge stach durch den Qualm. Ein Krane schrie auf. Fast gleichzeitig schälte sich eine hochgewachsene Gestalt aus dem Dunst. Der Strahler knallte ein zweites Mal. Barkhaden sank in sich zusammen, eine hässliche Brandwunde auf der Brust. Er war nicht mehr zum Schuss gekommen.
»Du dort ...!«, bellte der Krane.
Eine zierliche Silhouette tauchte neben ihm auf. »Scoutie!« Krächzend brachte Mallagan den Namen über die Lippen. Er hatte den Mund voller Staub. Jemand packte ihn an der Schulter und zog in grob aus den Trümmern des Raumes, in dem er mit Barkhaden gesessen hatte. Er warf einen Blick rückwärts.
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