SB 121 – Mission Zeitbrücke
gelangte letztlich in eine Gasse, die in unerschlossenes Gebiet führte. Irgendwie, sagte sich der Jäger, versanken die Angehörigen der Bruderschaft stets in der Durchschnittlichkeit. Ausgerechnet dieser winzige stinkende Hafen.
Der Prodheimer-Fenke wartete bereits ungeduldig im Schatten eines halb zerfallenen Bootes.
Die lange Abenddämmerung war der Dunkelheit gewichen. Gut verborgen befanden sich fünfzig Gardisten im Hafengebiet. Sorghyr flog vom Meer aus an und landete am Fuß des mehrere Jahrhunderte alten Leuchtturms. Er schleppte einen Großteil seiner Ausrüstung ins Freie, stellte eine Lampe auf und gab sich den Anschein, als bereite er sich auf einen nächtlichen Unterwasserfischfang vor. Sein Jagdfieber war einer kühlen Neugierde gewichen.
Der Krane und der Prodheimer-Fenke kamen von verschiedenen Seiten auf ein kleines Boot zu, das träge in der Dünung schaukelte. Nach einer Weile zog das Boot mit brummendem Motor aus dem Hafen.
Sorghyr sah auf, als sich ihm ein Krane näherte, der über der Schulter Fische und lange Tangstreifen trug. »Wir können weitermachen«, sagte Lyrst zufrieden. »Die beiden scheinen das Riff anzusteuern.«
Nach einer Zeitspanne, die ihnen als kleine Ewigkeit erschien, kam von den Ortungsfachleuten die Bestätigung. Gleichzeitig setzten sich Schiffe und Boote in Bewegung. Auch Gleiter näherten sich vorsichtig dem Riff. Der Kreis zog sich enger zusammen. Auch Sorghyr startete den Gleiter.
Niemand wusste, was das Riff einst gewesen war. Etwa hundert Meter hoch, ragte es, je nach Wasserstand, rund zwanzig Meter aus dem Meer – ein spaltenreicher Block aus vielfarbiger Lava, in dessen Innerem sich mächtige Stahl-Hohlkörper abzeichneten. Die Oberfläche war glatt wie Glas.
Der Krane hatte einen Schwerkraftanker ausgebracht und das Heck des kleinen Bootes am Riff festgemacht. Gemeinsam mit dem Prodheimer-Fenken hakte er ein Verbindungsseil am Gürtel fest, dann hangelten beide nacheinander am Ankertau abwärts.
Dreißig Taucher machten sich bereit. Auf der anderen Seite des Riffs glitten Lyrst und Sorghyr ins Wasser. Über Einblendungen in den Taucherhelmen verfolgten beide jede Bewegung ihrer Opfer mit.
Der Krane und der Prodheimer-Fenke schwammen auf ein rundes Schott zu. Ihre Handlampen leuchteten auf und entrissen verkrustete Handgriffe der Dunkelheit. Sie brauchten nicht lange, um das Schott aufzuziehen, hindurchzuschwimmen und den Einlass wieder zu schließen. Langsam glitten Lyrst und Sorghyr hinterher und verharrten mehr als zwanzig Meter vor dem Schott. Mehrere Gardisten kamen näher und warteten ebenfalls.
Schließlich griff Lyrst nach Sorghyrs Arm und schwamm vorwärts. Sie erreichten das Luk und wiederholten, was ihnen die Beobachtung der Verfolgten gezeigt hatte. Schon nach wenigen Minuten wuchtete Lyrst das Schott auf. Dahinter lag eine nicht allzu große Felsenkammer. Sorghyr schloss den Einstieg von innen.
Die Scheinwerfer entrissen treibende Schlickpartikel der Dunkelheit. Vorsichtig glitten die Kranen vorwärts, bis sie die innere Schleusentür entdeckten und die Öffnung einleiteten. Das Wasser in der Kammer versickerte rasch.
Eine Rampe vor ihnen führte weiter abwärts.
Das zweite Öffnen des äußersten Schottes hatte den Mechanismus aktiviert. Das Erkennungssignal blieb aus. Dann wurde die zweite Tür geöffnet. Aber die Möglichkeit, den Zünder nun zu desaktivieren, wurde erneut nicht wahrgenommen.
Als die zwei Kranen eine weitere Kontaktschranke durchbrachen, ohne sich zu identifizieren, definierte die Anlage einen Umstand, der »äußerste Gefahr« für Sargamec und das Versteck bedeutete.
Als Lyrst und Sorghyr trockenen Fels erreichten und die Visiere ihrer Tauchhelme öffneten, detonierte das erste Sprengpaket.
In Sekundenabständen zündeten weitere Ladungen und sprengten den Zugang zur subplanetarischen Anlage. Wassereinbrüche wälzten sich als riesige Woge durch Korridore und Treppenschächte. Eine wilde Flut toste durch den Stollen.
In einem Nebenarm des Torstyl, in dem sich Fluss-und Meerwasser mischten, erschien in der Dunkelheit eine Art halbkugeliger Buckel. Die Flut ließ rasch größer werdende Wellen entstehen. Sehr schnell löste sich der Buckel auf, eine schäumende Säule aus Wasser, Luft und Explosionsgasen schoss mehr als sechzig Meter in die Höhe. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen erschütterte die nahen Häuser und riss einige frühe Passanten von den Beinen. Taucher ließen sich ins Wasser fallen und
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