SB 121 – Mission Zeitbrücke
Ahyr-Meeres.
Der Lichtkegel aus Sorghyrs Helmscheinwerfer tanzte über die Wellen. Hin und wieder erfasste er drei Gestalten, die sich aneinander festhielten und langsam mit der Störung trieben.
Der Bereich auf Keryan, in dem die Bevölkerung lebte, und darüber hinaus Teile der Umgebung lagen im Wirkungsbereich der mit technischen Mitteln reduzierten Schwerkraft. Im offenen Ahyr-Meer herrschten 1,85 Gravos. Zwar hob das Salzwasser, das den treibenden Körpern zusätzlichen Auftrieb gab, den Unterschied ein wenig auf, trotzdem war jede Bewegung mühsamer als für gewöhnlich.
Sorghyr versuchte mehr zu erkennen, aber er schaffte es nicht. Lyrst, der Kommandeur der Schutzgarde, schien sich jedenfalls nicht in seiner Nähe oder in der Nähe der Betschiden zu befinden.
Einige Kisten schwammen zwischen den Betschiden und dem alten Jäger. Sie hoben und senkten sich im Rhythmus der Wellen. Es gelang Sorghyr, eine der Kisten zu erreichen und sich langsam daran hochzuziehen. Er half den Betschiden, indem er den Lichtkegel des Helmscheinwerfers auf die Kisten richtete. Mit einiger Zufriedenheit sah er, dass Mallagan und der andere Mann ihre Gefährtin auf eine halb auseinandergerissene Holzkiste schoben. Sie selbst hielten sich an beiden Seiten eines größeren, tonnenförmigen Gegenstands fest, der tief im Wasser lag.
»Ich habe im Augenblick keine Möglichkeit, uns zu helfen«, sagte Sorghyr über den Außenlautsprecher. »Könnt ihr mich verstehen?«
Undeutlich erklang eine Bestätigung.
»Wir müssen warten, bis uns ein Gleiter der Schutzgarde entdeckt!«, redete Sorghyr weiter. Er hoffte, in diesem Fall die Gardisten im Gleiter bestechen zu können. »Ich gebe inzwischen Lichtsignale!«
Die Antwort verstand er nicht.
Sorghyr versuchte, seine Situation und die der Betschiden im richtigen Bezug zu sehen. Sargamec schien entkommen zu sein, aber Lyrst war ebenfalls verschwunden. Er selbst war mit den drei wichtigsten Personen allein, doch es gab keine vernünftige Rettungsmöglichkeit. Sein Helmfunkgerät verband ihn mit dem Funknetz der Schutzgarde, doch er zögerte, die entsprechende Schaltung vorzunehmen. Denn damit würde er sich jeder Chance berauben, seinen Auftrag zu Carderhörs Zufriedenheit auszuführen.
Eine jäh entstehende Welle wirbelte einen reglosen Körper hoch. Gut zwanzig Meter davon entfernt bildete sich ein Strudel aus kleinen Gegenständen.
Er hatte versäumt, sich genügend abzusichern. Das musste Sorghyr sich vorwerfen. Früher wäre ihm so ein Fehler nicht unterlaufen. Carderhör würde ohne Schwierigkeiten einen Gleiter schicken können. Er aber hatte sich nur auf sich selbst verlassen.
Der Himmel war wolkenlos, die Sterne wirkten wie erstarrt. Mit zeitlupenhaft langsamen Bewegungen versuchte Sorghyr, sich über Wasser zu halten, und er sah, dass die Betschiden nichts anderes taten. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kälte und die hohe Schwerkraft jede Kraft aufzehrten.
Der Scheinwerfer entriss das Gesicht eines Toten der Dunkelheit. Sorghyr atmete erleichtert auf, denn der Tote war nicht Lyrst.
Unvermittelt hob sich der Bug eines Bootes aus dem Wasser. Sorghyr sah es nur für einen Moment, bevor es ins nächste Wellental eintauchte, aber jetzt vernahm er auch das Geräusch eines starken Motors.
Ein Scheinwerfer, über der massiven Reling des Bootes angebracht, richtete sich auf die Betschiden. Mehrere Kranen warfen Leinen und Rettungsringe aus. Das Boot stampfte näher heran. Sorghyr sah mit einiger Befriedigung, dass die Betschiden einander in die Ringe halfen und an die Schiffswand herangezogen wurden. Er selbst schwamm, nachdem er die Kiste losgelassen hatte, auf den nächsten Ring zu und wurde ebenfalls erst nahe an den Schiffsrumpf gezogen und anschließend mithilfe von Tauwerk an Bord geholt.
Surfo Mallagan lehnte am Kajütenaufbau und hustete würgend. »Ich wundere mich nicht, dich hier zu sehen, Kersyl«, stieß er im nächsten Moment hervor. »Du hast einen erstaunlich hohen Überlebensfaktor!«
»Nicht geringer als deiner, Betschide«, sagte der Krane, der keine zwei Schritt vor Mallagan stand. »Ich befolge nur die Befehle Sargamecs. Mein Leben war immer Gehorsam.«
Mallagan taumelte. Er versuchte noch, den Kranen anzugreifen, aber dann stürzte er schwer vornüber auf die Planken.
Sorghyr sah noch, dass Kersyl zur Waffe griff, aber er reagierte zu spät. Viermal fauchte der Lähmstrahler; Sorghyrs wütender Protestschrei verstummte schon im
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