SB 121 – Mission Zeitbrücke
»Surfo Mallagan – sofort in die Zentrale!«, erklang es schroff. »Das gilt ebenfalls für Brether Faddon und Scoutie.«
Zwei Minuten später erreichten sie die Zentrale. Erster Kommandant Arkiszon musterte sie durchdringend, und sie wussten nicht, ob sie als Deserteure oder als Rätselwesen bestaunt wurden.
»Ich muss euch mitteilen, dass Barkhaden den Start nicht überlebt hat. Er kam nicht mehr dazu, mir mitzuteilen, was er mit euch vorhatte. Ich muss an höherer Stelle nachfragen, was mit euch zu geschehen hat.«
»Barkhaden ist tot«, wiederholte Mallagan. Hilflos hob er die Schultern.
»Ihr werdet in euren Quartieren bleiben«, entschied Arkiszon. »Sobald ich in Erfahrung bringen konnte, welche Befehle für euch gelten, werdet ihr verständigt.«
Sie gingen zurück. Verstört und auf gewisse Weise auch entmutigt. Sicher würde der quälende Zustand irgendwann sein Ende finden, daran gab es keinen Zweifel. Brether Faddon fragte sich nur, was für ein Ende.
25.
Brether Faddon schob seinen Teller zur Seite. Tarts, Prodheimer-Fenken, Lysker und andere drängten sich an der Essenausgabe oder suchten nach freien Plätzen. Es hatte also keinen Sinn, dass er noch länger herumsaß. Seine Gefährten und er selbst, das hatte er sehr schnell erkannt, genossen an Bord der MARSAGAN den seltenen Status von Passagieren. Die Raumfahrer wussten mit ihnen nichts anzufangen und behandelten sie wie Fremdkörper, die man ohnehin bald wieder loswurde.
Als Faddon dem Ausgang zusteuerte, trat ihm ein junger Krane in den Weg. Der Bursche wirkte nachdenklich, fast ein wenig unsicher.
»Was willst du von mir?«, fragte Brether Faddon nach einigen Augenblicken gegenseitigen Zögerns.
»Ich frage mich, was Besonderes an dir und deinesgleichen sein soll. Ich hatte gehofft, es herauszufinden, wenn ich dich in Ruhe anschaue. Es ist mir nicht gelungen.«
Faddon spürte, dass ihm das Blut zu Kopf stieg. Die Unsicherheit, was die eigene Zukunft und die der Gefährten betraf, machte es ihm nicht leicht, in dem Moment ruhig zu bleiben. »Geh mir aus dem Weg! Ich bin kein Anschauungsobjekt für Neugierige.«
Der Krane versperrte ihm weiter den Weg. Faddon war noch vernünftig genug, sich mit einem schnellen Rundblick davon zu überzeugen, dass niemand sonst ihm Beachtung schenkte, dann schlug er zu. Alle aufgestaute Wut legte er in diesen einen Hieb. Er traf nur die Brust des Raumfahrers, und seine Faust fühlte sich an, als hätte er sie gegen eine Wand gedroschen. Aber der Schmerz in den Fingerknöcheln und im Handgelenk machte ihm nichts aus, weil der Krane für einen Moment schwankte und sich leicht vornüberkrümmte. Im nächsten Moment packte der Löwenmähnige, der Brether um gut einen Meter überragte, blitzschnell zu und hob ihn scheinbar mühelos von den Füßen.
»Versuch das nicht noch einmal mit mir«, sagte er drohend leise. »Ich verpasse dir eine Abreibung, die du bis an dein Lebensende nicht vergessen wirst.«
Mehrere Tarts, die an einem der Tische einem Martha-Martha-Spiel zugesehen hatten, wandten sich ärgerlich um. »Streitet woanders!«, schimpfte einer von ihnen.
Ein Prodheimer-Fenke stieß ein schrilles Gelächter aus und drängte sich respektlos zwischen den Beinen der Tarts hindurch. »Soll ich dir helfen, Großer?«, fragte er, vor Aufregung quietschend.
Faddon wusste nicht, wen das pelzige Wesen ansprach, ihn oder den Kranen, aber er bejahte vorsichtshalber. Der Prodheimer-Fenke krümmte sich vor Vergnügen.
»Lass ihn in Ruhe, Wyskynen!«, befahl der Krane. »Er ist sowieso schon restlos durcheinander.«
Brether Faddon begriff vor allem eines: Der Krane war weder wütend noch beleidigt, sondern im Gegenteil außerordentlich ruhig. Das brachte ihn zu der Überzeugung, dass er selbst weit übers Ziel hinausgeschossen war. »Lass mich hinunter!«, bat er.
»Wirst du das noch einmal versuchen?«, fragte der Krane.
»Es war nicht so gemeint.«
Der Krane lachte. »Wenn du es mal wieder ›nicht so meinst‹, würde ich an deiner Stelle weniger heftig zuschlagen.«
Faddon hatte kaum wieder den Boden unter den Füßen, da wandte er sich um und ging. »Hast du es sehr eilig?«, hörte er den Kranen fragen. Überrascht sah er sich um.
»Warum?«, fragte er.
»Weil ich mit dir reden möchte.«
Faddon zögerte. Er war nicht sicher, ob der Krane die richtige Abwechslung bedeutete. Andererseits gab es nicht viele Alternativen gegen die aufkommende Langeweile und das Gefühl, in einem kleinen Bereich des
Weitere Kostenlose Bücher