SB 121 – Mission Zeitbrücke
Bewegung gesehen, nur die Folgen gespürt. Wenn Wyskynen nur halb so schnell war ...
Aber da war sein Stolz ihm im Weg. Brether Faddon fühlte sich beobachtet und herausgefordert von einem selbstbewussten jungen Kranen und einem Wesen, das wie ein überdimensionales Eichhörnchen aussah. Nussknacker!, dachte er. Im Flottenjargon war das schon eine extreme Beleidigung einem Prodheimer-Fenken gegenüber.
»Nussknacker!«, wiederholte er laut.
Wyskynen hob den Kopf. Cylam lächelte immer noch, aber inzwischen ähnelte es mehr einer bösartigen Grimasse.
Faddon stand langsam auf und stellte den Stuhl zur Seite. Aus der Perspektive der Wut erschien Wyskynen ihm sehr schmächtig. Aber dieses zerbrechlich wirkende Geschöpf grinste über das ganze Fellgesicht.
»Komm her, Nussknacker!«, sagte Faddon heftiger. Das bevorstehende Kräftemessen fing an, ihn zu interessieren.
Er beobachtete seinen Gegner sehr genau. Tatsächlich erkannte er das leichte Zucken in Wyskynens Augen und die kaum wahrnehmbare Verlagerung seines Körpergewichts. Brether Faddon stellte sich auf einen Angriff ein, der aus einem Sprung heraus erfolgte, und er rechnete damit, dass ihm die größte Gefahr von Wyskynens Füßen drohte. Einen solchen Tritt musste er mit erhobenen Händen abwehren. Und das so schnell, wie Doc Ming und der Dschungel von Chircool es ihn von Kindesbeinen an gelehrt hatten. Doch als er seine Vorbereitungen fast abgeschlossen hatte, drückte ihm etwas den Kehlkopf zusammen, und er stürzte röchelnd zu Boden.
Der Prodheimer-Fenke trat nach dem Stuhl, den Faddon soeben zur Seite gestellt hatte. Wyskynen. Im nächsten Moment jonglierte der Blaupelz das kantige Möbelstück mit beiden Füßen. Nachdem er den Stuhl genügend getreten hatte, gab Wyskynen ihm einen kräftigen Tritt. Der Stuhl überschlug sich in der Luft, die Lehne prallte gegen die Wand und zerbrach, der Rest aber blieb unversehrt – und Wyskynen stand bereits an der passenden Stelle und nahm darauf Platz.
»Wie war ich?«, fragte der Prodheimer-Fenke.
»Schlecht!«, bemerkte Cylam. »Die Sache mit dem Stuhl beweist, dass du Talent hast, aber das geschah erst, nachdem du Faddon besiegt hattest. Was du mit ihm gemacht hast, erinnert mich an die Aychartan-Piraten ...«
»Bitte, Meister, lass uns nicht mehr davon reden!«, flehte Wyskynen, aber Cylam fuhr unbeirrbar fort: »Du hast wie ein Barbar unter ihnen gehaust. Hast du gezählt, wie viele Tote auf dein Konto gingen?«
»Meister, es waren Aychartan!«
»Auch sie sind Kinder unseres Universums. Man tötet sie nicht einfach, selbst wenn man glaubt, Grund dazu zu haben.«
»Sie sind böse, Meister!«
»Woher willst du das wissen?«
Wyskynen senkte beschämt den Kopf.
»Die Piraten sind unsere Gegner«, fuhr Cylam erbarmungslos fort. »Wenn wir Kranen nicht versuchen würden, ein großes Imperium aufzubauen, wüssten wir mit großer Wahrscheinlichkeit noch nicht einmal, dass es die Aychartan-Piraten gibt. Indem wir andere Völker in unsere Dienste nahmen, setzten wir auch sie den Angriffen der Piraten aus. Wir müssen die Piraten als unsere Feinde betrachten, und es ist unser natürliches Recht, uns nach besten Kräften gegen sie zu wehren. Aber das heißt nicht, dass diese Fremden objektiv schlecht sind.«
»Wenn ich daran denke, was sie mit unseren Freunden gemacht haben ...«
»Ihre Methoden sind abscheulich«, stimmte Cylam zu. »Aber genug davon. Solange du dich nicht zu beherrschen weißt, nützt dir die beste Technik nichts, und du bleibst ein Schüler.«
»Ich will gar nichts anderes sein«, versicherte Wyskynen demütig.
»Das habe ich überhört«, sagte Cylam. »Und zu deinem Glück weiß ich, dass es nicht der Wahrheit entspricht.« Er sah Faddon an. »Steh auf!«, sagte er beinahe sanft.
Brether hatte aufmerksam zugehört und die kurze Zeitspanne genutzt, um sich zu entspannen. Er war sicher, dass er kein zweites Mal auf den Prodheimer-Fenken hereinfallen würde.
Er war sich der knappen Blicke gar nicht bewusst, mit denen er das Pelzwesen bedachte, während er sich scheinbar mühsam aufrichtete. Er gab sich schwerer getroffen, um den Prodheimer-Fenken in Sicherheit zu wiegen.
Er hatte einen sicheren Stand und plante jede Bewegung, die er vollführen würde. Erst als er sicher war, dass er nichts übersehen hatte, griff Faddon an.
Einen Lidschlag später lag er erneut auf dem Boden, und diesmal kniete Wyskynen auf ihm und hielt ihn nieder. Er verstand nicht, wie es überhaupt dazu
Weitere Kostenlose Bücher