SB 121 – Mission Zeitbrücke
dieser Beziehung Vorschriften machen.«
»Außer unseren Gegnern.«
»Habt ihr Gegner?«
»So habe ich es nicht gemeint«, wehrte Scoutie ab. »Aber da die Lugosiade ein Wettbewerb ist, wird es doch Konkurrenten geben, gegen die wir anzutreten haben.«
Cylam schüttelte seine Mähne. »Es gibt keine Gegner«, sagte er. »Ihr braucht gegen niemanden anzutreten. Ihr seid nicht einmal gezwungen, euer Bestes zu geben, denn die Chance dafür, dass ihr als Teilnehmer für das Spiel ausgewählt werdet, ist sehr gering. Wenn ihr es nicht schafft, wird niemand euch einen Vorwurf machen.«
»Dann können wir das Ganze ebenso gut als einen amüsanten Urlaub betrachten?«, fragte Brether Faddon sarkastisch.
Cylam legte den Kopf schräg und musterte den Betschiden nachdenklich. »Theoretisch könntet ihr das tun«, stimmte er zu. »Aber ihr werdet es nicht fertigbringen.«
»Bist du dir da ganz sicher?«
»Ja, das bin ich.« Der Krane drehte sich um und ging davon.
»Ein imponierender Bursche«, murmelte Scoutie und schloss die Tür. »Aber irgendwie ist er mir unheimlich.«
»Dabei hast du noch gar nicht gesehen, wie schnell er sein kann«, sagte Faddon. »Ich hätte so etwas niemals für möglich gehalten.«
»Vielleicht ist er ein Jäger«, vermutete Mallagan.
»Du meinst, einer, der nach Doppelträgern fahndet?«, fragte Scoutie erschrocken.
Sie sahen einander schweigend an. Faddon besaß genug Geistesgegenwart, um die Stille endlich zu durchbrechen, indem er bemerkte: »Was immer er sein mag, was geht uns das an? Ich möchte wissen, wo Carzykos bleibt. Er wollte uns doch die Stadt zeigen.«
Aber der Tart ließ sich an diesem Abend nicht mehr blicken.
Die drei Betschiden verbrachten eine ruhige Nacht. Niemand störte sie, und am Morgen stellten sie fest, dass nicht einmal eine Wache vor ihrer Tür stand.
Aus dem Hof drangen Geräusche herauf – seltsame Schreie, dumpfes Klatschen wie von heftigen Schlägen, ein Pfeifen und Zischen, als würde ein schwerer Gegenstand herumgewirbelt. Faddon lief zur Brüstung der Galerie und sah hinunter. »Seht euch das an!«, rief er den anderen zu.
Ein Dutzend Wesen trugen auf der weiten Fläche Scheinkämpfe aus. Sie alle schienen ausschließlich mit sich selbst und einem Wesen, das nur in ihrer Phantasie vorhanden war, beschäftigt zu sein. Cylam und Wyskynen waren nicht unter den Trainierenden; sie saßen auf den Treppenstufen, beobachteten die Kämpfer und redeten leise miteinander.
Während Faddon noch hinsah, wandte Cylam den Kopf und blickte nach oben. Er muss gewusst haben, wo ich bin!, schoss es dem Betschiden durch den Kopf. Aber wie hat er das angestellt?
Die Blicke der beiden ungleichen Männer begegneten sich, dann konzentrierte sich Cylam wieder auf die Vorgänge im Hof. Ein Tart schwang ein riesiges Schwert und trieb seinen Gegner vor sich her – wobei auch dieser Gegner nicht existierte. Der Tart erweckte zeitweilig den Eindruck, völlig die Kontrolle über sich verloren zu haben. Aber als ihm ein feingliedriges, schwarzhäutiges Wesen fast vor die Beine sprang und schwere Kugeln an dünnen Schnüren um sich herumwirbelte, stoppte der mächtige Echsenmann blitzschnell einen Scheinangriff, der den Fremden unweigerlich in zwei Hälften hätte zerteilen müssen.
»Scher dich weg, du Anfänger!«, schrie der Tart den Dunkelhäutigen an. Keiner der drei Betschiden hätte je zuvor so viel Temperament bei einem dieser sonst so ruhigen Echsenwesen vermutet.
Der Tart war durch den Vorfall aus dem Rhythmus geraten. Er ließ das Schwert sinken und stapfte zur Treppe. Dort blieb er stehen, an das Geländer gelehnt, und begann eine Unterhaltung mit Cylam und Wyskynen.
Fast gleichzeitig ging Mallagan auf die Treppe zu. Faddon bekam ihn gerade noch zu fassen. »Bist du verrückt geworden?«, zischte er. »Wenn das tatsächlich ein Jäger ist ...«
»Dann hat er die Wahrheit längst erkannt.« Surfo Mallagan schüttelte Faddons Hand mühelos ab und ging weiter.
»Wir sollten ihm folgen«, riet Scoutie. »Von hier oben aus können wir kaum auf ihn aufpassen. Er gefällt mir heute nicht so recht, er ist zu ruhig. Ich fürchte, er wird sich in Schwierigkeiten bringen.«
Mallagan hatte die Gruppe am Ende der Treppe erreicht und blieb stehen.
Cylam erklärte dem Tart gerade einen Fehler in der Kampfweise des Echsenmanns. Dabei gestikulierte er lebhaft, und da Mallagan immer näher an ihn heranrückte, war es fast unausweichlich, dass Cylam den Betschiden mit der
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