SB 121 – Mission Zeitbrücke
schnell sein kannst? Das ist doch reiner Wahnsinn!«
»Halte dich da aus!«, knurrte Mallagan. »Das ist meine Sache. Los, Cylam, hol dir das Schwert zurück!«
»Na schön«, sagte der Krane. »Du willst es nicht anders haben. Aber pass wenigstens auf, dass du dich mit dem Ding nicht selbst umbringst!«
Mallagan antwortete nicht. Abwehrbereit stand er da, das Schwert in beiden Händen haltend.
»Lass mich das erledigen!«, bettelte Wyskynen. »Das ist doch kein Gegner für dich!«
Cylam brachte den Prodheimer-Fenken mit einer Geste zum Schweigen. Langsam ging er auf den Betschiden zu. Surfo Mallagan wich Schritt für Schritt zurück. Es war leicht zu erkennen, dass er den Kranen von Wyskynen weglocken wollte.
Faddon glaubte zu wissen, wie dieser Kampf ausgehen musste. Sogar mit dem Doppel-Spoodie hatte Mallagan keine Chance gegen den Kranen. Er war gar nicht fähig dazu, mit dem Schwert einen unbewaffneten Gegner anzugreifen. Er mochte es versuchen, aber er würde schon deshalb unterliegen, weil er seine Hemmungen nicht abstreifen konnte.
Mallagan griff an, als Cylam weit von der Treppe entfernt war. Das Schwert des Tarts zischte durch die Luft, aber der Krane duckte sich mit der ihm eigenen Schnelligkeit. Was dann geschah, spielte sich aberwitzig schnell ab.
Während Mallagan den Schwung der Waffe zu stoppen versuchte, warf Cylam sich auf ihn. Mallagan verlor das Gleichgewicht und stürzte. Dabei hielt er das Schwert immer noch in Händen. Er drehte sich im Fallen, denn die Kraft, die er in den gerade begonnenen Schlag gelegt hatte, reichte aus, um ihn auch gegen seinen Willen herumzureißen. Gleichzeitig verlor er die Kontrolle über die schwere Klinge. Beinahe hilflos lag er am Boden, und das Schwert hing über ihm und kippte.
In derselben kurzen Zeitspanne hatte Cylam sich zur Seite gerollt. Sein rechter Fuß traf Mallagans Hände, die sich noch um den Griff der Waffe krampften. Das Schwert kippte zur Seite und traf nicht Mallagans Gesicht, sondern bohrte sich schräg in den Boden.
Als Brether Faddon begriff, dass der Freund noch lebte, stand Cylam schon wieder auf den Beinen, packte das Schwert und schleuderte es zur Seite. Es bohrte sich vor Garayns Füßen in den Boden. Der Tart ergriff es und stürmte auf die beiden Kämpfer zu, aber Cylam stoppte ihn mit einer knappen Handbewegung.
Surfo Mallagan richtete sich indessen mühsam auf.
»Hast du genug?«, fragte Cylam halblaut. »Oder muss ich dir erst eine Tracht Prügel verpassen?«
Mallagan grinste verzerrt und rieb sich die Handgelenke. »Für heute reicht es mir. Ich nehme an, du hättest das auch anders machen können, oder?«
»Ja«, antwortete der Krane ungerührt. »Aber du hattest dir eine Lehre redlich verdient.«
»Ich habe mich ziemlich dumm angestellt.«
In den Augen des Kranen blitzte es auf. »Ganz im Gegenteil«, versicherte er so leise, dass niemand außer Mallagan ihn verstehen konnte. »Du warst hervorragend.«
Er warf einen kurzen Blick zum Tor. Mallagan folgte seinem Beispiel und sah, dass Carzykos den Hof betrat.
»Er wird euch die Stadt zeigen«, raunte Cylam. »Sieh dich genau um – und hüte dich vor der Bruderschaft!«
Surfo Mallagan war so verblüfft, dass er den Kranen nur noch schweigend anstarren konnte. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Vorstellung allgemeine Beachtung gefunden hatte. Die Kämpfer lösten sich aus ihrer Erstarrung und setzten ihr Training fort. Kampfschreie und die von fremden Waffen verursachten Geräusche erfüllten den Hof, als Mallagan auf den Tart zuging.
Carzykos zeigte ihnen die Stadt. Aber so imposant Couhrs-Yot auch war – was sich in den Straßen abspielte, bot weit mehr Anlass zur Verwunderung.
Bisher hatten die Betschiden den Eindruck gewonnen, es komme bei der Lugosiade darauf an, dass jeder Teilnehmer seine besondere Geschicklichkeit demonstrierte. Nun mussten sie erkennen, dass sie bisher nur die turbulenteren Randerscheinungen erlebt hatten. Auf allerlei Plätzen, an den Rändern der Straßen, selbst auf den Dächern und Türmen bot sich ihnen ein neues, geradezu unheimliches Bild.
Tausende Wesen hockten da und meditierten. Andere, in Trance versetzt, taten die seltsamsten Dinge. Wieder andere hatten Zuhörer um sich geschart und hielten Vorträge mit philosophischem Inhalt. Eine spürbare Anspannung hing in der Luft. Besonders stark war das in der Nähe der sieben Plätze zu spüren, auf denen die Lugosiade stattfinden sollte. Bewaffnete Posten wachten darüber, dass
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