SB 121 – Mission Zeitbrücke
offenen Schleuse der DULIVAN lag, wirkte etwa wie eine halb fertige materielle Projektion, die man zwar verschwommen sehen, aber niemals greifen konnte. TSUNAMI-36 hing in einem eng begrenzten Bereich zwischen den Zeiten.
Rhodan sprang als Erster hinüber in das verschwommene graue Etwas, das den Anschein erweckte, als müsse er hindurchfallen. Er fiel nicht, sondern bekam festen, wenngleich unwirklich anmutenden Boden unter die Füße. Befriedigt stellte er fest, dass niemand gezögert hatte, ihm zu folgen.
»Alles klar«, sagte eine schemenhafte Gestalt, nachdem das Außenschott sich geschlossen und das Innenschott sich geöffnet hatte. »Willkommen an Bord von TSUNAMI-68!« Gleichzeitig wurden die Gestalt und die Umgebung deutlicher, bis sie völlig normal wirkten. Das Schiff war endgültig in die Zukunft versetzt worden.
»Achtundsechzig?«, fragte Waringer gedehnt. »Wir dachten, das wäre TSUNAMI-36.«
»San Chien hat umgruppieren lassen. TSUNAMI-36 befindet sich an der Spitze der Kette, hinter der Barriere. Ich bin übrigens Selvin Leigh, Spezi an Bord.«
»Spezi?«, fragte Rhodan.
»Spezialtransmitter-Ingenieur.«
»Ich verstehe. Du sollst uns zum nächsten Schatten befördern?«
»Auf TSUNAMI-44. Die Bezeichnung Schatten gilt hier nicht mehr. Da wir uns auf der gleichen Zeitebene befinden wie die anderen TSUNAMIS der ATG-Brücke, können wir sie klar und deutlich sehen. Für uns sind vielmehr die zehn TSUNAMIS in der realen Gegenwart Schatten.«
Leigh drehte sich um und ging voran. Nach wenigen Minuten erreichten sie den Transmitterraum des Schiffes. Die Ausstattung wies kaum Unterschiede zu den Transmitterbereichen auf normalen Raumschiffen auf, nur dass am Schaltpult ein silbrig schimmernder Kasten befestigt war, keine Seite länger als fünfzig Zentimeter.
»Das ist unsere TEE.« Leigh schlug mit der flachen Hand auf den Kasten. »Unser Temporalschleusen-Effekt-Erzeuger. Er modifiziert die hyperenergetische Struktur abgehender Transmitterimpulse so, dass sie sich ihre eigene Temporalschleuse hinab in die reale Gegenwart bahnen. Für euren Transport brauchen wir ihn nicht, da ihr nur räumlich versetzt werdet.« Er deutete auf die stumpfgrauen Abstrahlsockel des Torbogentransmitters. »Stellt euch schon in den Erfassungsbereich. Ich habe die Transmission bereits programmiert und muss den Vorgang nur aktivieren.«
Perry Rhodan und seine Begleiter traten in den markierten Bereich. Nur Sekunden später glühten die Sockel auf, der gleißende Torbogen entstand. Als das Energiefeld sofort wieder erlosch, spürten die Männer nur am Entzerrungsschmerz, dass sie sich nun an Bord des nächsten TSUNAMIS in der Kette befanden.
Der Aufenthalt dauerte nur wenige Augenblicke. »Kontakt ist perfekt«, sagte der Spezialtransmitter-Ingenieur von TSUNAMI-44. »Eigentlich kein Kunststück bei der geringen Entfernung. Na ja, Transmittersprünge werden psychisch besser ertragen als der ungewohnte Anblick einer Labilzone.«
»Ein diffuses rötliches Wallen und Leuchten«, sagte Rhodan. »Die Zukunft, die wir erreichen können, ist nichts als eine noch nicht konkret ausgebildete Existenz mit variablen Konstanten.«
Der Ingenieur lächelte verlegen. »Ich vergaß, dass drei von euch so etwas schon gesehen haben. Tja, in die konkrete Zukunft kommen wir leider nicht hinein. Die Leute dort wollen sich offenbar nicht in die Karten schauen lassen.«
Weiter ging es, von Schiff zu Schiff. Von TSUNAMI-14 an wurde es anders ...
Perry Rhodan stutzte, als der Spezialtransmitter-Ingenieur auf TSUNAMI-14 sich nach ihrer Rematerialisierung betont langsam umdrehte und gedehnt sagte: »Willkommen an Bord von TSUNAMI-14.«
Ras Tschubai erfasste die Situation ebenfalls sehr schnell. »Der Zeitablauf an Bord hat sich verlangsamt. Es ist so ähnlich wie bei den Druuf.«
»Aber warum?«, fragte Rhodan.
»Verlasst bitte den Erfassungsbereich!«, sagte die dumpf klingende Stimme. »Mein Name ist Haddesch Baran.«
Die Gruppe verließ den Erfassungsbereich. Das war nicht anders als auf den Schiffen zuvor und eigentlich nur für wenige Sekunden.
»Beeil dich, Haddesch!«, bat Perry Rhodan und wurde sich erst dann der Ironie klar, die in seinen Worten zu liegen schien. »Wir dürfen uns hier nicht länger als unbedingt nötig aufhalten«, erläuterte er seinen Begleitern. »Sonst werden wir an den hiesigen Zeitablauf angepasst.«
Ungeduldig verfolgte er die lahmen Bewegungen Barans. Er glaubte zu spüren, dass sich sein
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