SB 121 – Mission Zeitbrücke
»Die Ortung wird ungenau. Galyanh, bitte dichter zu TSUNAMI-97 aufschließen, sonst verliere ich den Kontakt.«
Schon kurze Zeit später endete der Ausbruch wieder.
»Entfernung des ersten TSUNAMI-Pärchens von der Weiche noch achtzehntausend Kilometer!«
»Wir sind dicht hinter der Siebenundneunzig«, stellte die Kommandantin fest. »Fahrt ist nahezu aufgehoben.«
Ein Schirmsegment zeigte, dass neben TSUNAMI-97 ein kugelförmiger Schemen auftauchte, ein so genaues Abbild, als würfe 97 seinen Schatten in ein dreidimensionales Feld. Rhodan wusste, dass es sich bei dem Schemen um TSUNAMI-36 handelte, dessen Mini-ATG so weit heruntergeschaltet worden war, dass die Materie des Schiffes teils zur Gegenwart und teils zur nahen Zukunft gehörte. Das war notwendig. Wer immer über die Zeitbrücke gehen wollte, der musste sie durch TSUNAMI-36 betreten, und das war nur möglich, wenn sie ebenfalls ein Teil der Gegenwart war.
Perry Rhodan, Tschubai und Waringer standen auf. Hawk hatte seinen Platz schon verlassen. Etwa eine halbe Stunde würde vergehen, bis die Antitemporale Gezeitenbrücke stand, Zeit genug, die Raumanzüge anzulegen und sich in der Schleuse mit dem sechsköpfigen Einsatzkommando zu treffen, das sie bis zum jenseitigen Ende der ATG-Brücke begleiten sollte.
»Ich habe die Kette stoppen lassen, Perry«, meldete San Chien über den Minikom des Raumanzugs. »Die Zeitweiche feuert erneut, diesmal extrem stark. Nicht nur die Ortung wird gestört, sogar die Hypertronzapfer arbeiten unregelmäßig. Die Schatten würden bei notwendig werdenden Manövern außer Kontrolle geraten.«
»Ich habe verstanden, danke.« Perry Rhodan stand mit Hawk, Tschubai, Waringer und den übrigen Mitgliedern des Einsatzkommandos in einer kleineren Frachtschleuse der DULIVAN.
»Können alle Schiffe Geschwindigkeit und Flugrichtung der Zeitweiche halten?«
»In der Hinsicht gibt es keine Schwierigkeiten«, antwortete San Chien.
»Gut. Wir warten die nächste Feuerpause ab.« Rhodan schaltete den Minikom ab und wandte sich an seine Gefährten, die ihre Helme ebenfalls noch nicht geschlossen hatten. »Wir haben einen neuen Beweis dafür, dass Seth-Apophis sich mit den Zeitweichen bislang im Experimentierstadium befindet.«
»Andernfalls würde die Weiche nicht Materie auf einen Planeten schicken, der bereits geräumt ist«, sagte Waringer.
Nach knapp einer Stunde meldete sich San Chien erneut, diesmal auf Normalfrequenz über Helmfunk. Für Rhodan war das der Beweis, dass die Schwierigkeiten vorbei waren. Wenn die Zeitweiche feuerte, noch dazu in so großer Nähe, waren die Normalfrequenzen taub, dann funktionierte bestenfalls noch der Hyperfunk.
»Wir machen weiter, Perry.« Fast immer lächelte der Kommandant von TSUNAMI-97, jetzt auch. »Galgans Koko-Interpreter berichtet, dass sein Kontra-Computer unter der angenommenen Voraussetzung, dass sich keine Zeitbrücke über die Barriere spannen lässt, den Verlust mehrerer Schatten kalkuliert. Sie würden wohl in die Zukunft gerissen.«
»Wie wahrscheinlich ist das?«
San Chien zuckte die Schultern. »Fünf Prozent, meint Lasso.«
»Dann machen wir weiter«, bestätigte Rhodan.
»Das sagte ich schon.« San Chien unterbrach die Verbindung.
»Ein komischer Kauz«, kommentierte Waringer. »Darüber täuscht auch sein Lächeln nicht hinweg.«
»Er hat nicht das gesagt, was er dachte«, behauptete der Oxtorner Hawk. »Nämlich, dass die Zeitbrücke zusammenbrechen könnte, während wir auf der anderen Seite sind.«
»Wir könnten unter Umständen dorthin geschleudert werden, wo die von der Zeitweiche ausgespuckte Materie herkommt?«, überlegte Waringer laut. »Vermutet er das, Achmed?«
»Ich nehme es an«, sagte Hawk dumpf.
Wieder hielt Schweigen in der Schleusenkammer Einzug. Bis San Chien berichtete, dass es gelungen sei, das ATG-Feld aufzubauen. »Es ist absolut stabil, die Synchronschaltung arbeitet fehlerfrei. Ich schicke jetzt die Kette der Schatten in die Barriere.«
Rhodan versuchte sich vorzustellen, wie sich zehn TSUNAMIS, um zwei Sekunden in die Zukunft versetzt, der Barriere näherten, die bisher jeden Zugriffsversuch abgewehrt hatte. Aber eigentlich flogen die Schiffe nur auf ein Nichts zu. Wenn alle Berechnungen stimmten, gab es zwei Sekunden in der Zukunft weder eine Barriere noch eine Zeitweiche.
»Drei Schatten sind drüben – die Zeitbrücke steht! Nun seid ihr an der Reihe.«
Das Annäherungsmanöver war nahezu beendet. Was jenseits der
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