SB 122 – Gefangene der SOL
entdeckt, woher meine Rückenschmerzen kommen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen.«
Masos verzog keine Miene. Herzog Gu wurde stets von irgendwelchen Leiden geplagt. Es war besser, ihn nicht zu unterbrechen, solange er über die Schwächen seiner Gesundheit sprach.
Merkwürdigerweise hielt sich Gu jedoch nicht mit seinen Leiden auf, sondern kam bemerkenswert schnell auf sein Anliegen zu sprechen.
»Sorgen hat mir in den vergangenen Wochen bereitet, alter Freund, dass dir das Herzogtum bei dem Problem im Sektor Dayban-Hohst nicht helfen konnte. Ich weiß, du wurdest immer wieder vertröstet. Nun, Maso, deine Geduld macht sich bezahlt.« Ein strahlendes Lächeln erschien auf dem feisten Gesicht. »Die Geheimwaffe ist vorhanden und befindet sich hier an Bord. Du wirst sie übernehmen und mit der JÄQUOTE ins Einsatzgebiet der 20. Flotte zurückkehren.«
Der Triumph des Herzogs machte Maso misstrauisch. Er wusste, dass Gu, allem pompösen Gehabe zum Trotz, ein scharfsinniger Mann war. Hatte der Herzog geahnt, warum Maso nach Kran flog? Hatte er die Geheimwaffe nur erfunden, um den lästigen Unruhestifter abzuwimmeln?
»Um was für eine Waffe handelt es sich, Herzog?«, fragte der Kommandant.
»Um eine speziell ausgebildete und mit besonderen Fähigkeiten versehene Einsatzgruppe«, antwortete Gu stolz. »Sie werden mit den fremden Raumfestungen im Handumdrehen aufräumen. Ich erwarte deinen Bericht zum frühestmöglichen Termin.«
»An welchen Objekten wurde die Geheimwaffe bisher getestet?«, fragte Maso.
»Oh, da gibt es verschiedene. An ihrer Wirksamkeit besteht kein Zweifel, du wirst dich wundern.«
Die drei Prodheimer-Fenken in der Montur der kranischen Flotte wussten weiter nichts, als dass sie die Betschiden an Bord eines Beiboots zu bringen hatten und dass das Schiff, auf das sie umsteigen sollten, JÄQUOTE hieß. Scoutie und Brether Faddon packten in aller Eile ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und gingen zur Schleuse.
Die KRANOS I und die JÄQUOTE hatten sich einander bis auf knapp zweihundert Kilometer angenähert. In der Schleuse der JÄQUOTE wurden die Betschiden von einem Kranen empfangen, der sie zunächst misstrauisch musterte, ihnen aber auf dem Weg zum Quartier des Kommandanten einige Informationen über Maso und die Aktivitäten der 20. Flotte zukommen ließ.
Der Kommandant war allein, die Ordonnanz blieb zurück. Maso hatte sich zu seiner vollen Größe von drei Metern aufgerichtet.
»Hätte ich mir es doch denken können!«, röhrte er. »Dieser Schakal von einem Herzog. Euch nennt er seine Geheimwaffe? Wenn ich den Kerl nur für einen Moment zwischen die Finger bekäme ...« Er schloss die Hände um die imaginäre Kehle eines unsichtbaren Gegners. Wer Maso ausgerechnet jetzt sah, der zweifelte nicht, dass er in seinem Zorn selbst vor einem Angriff auf den Herzog nicht zurückgeschreckt wäre.
»Und ihr?«, dröhnte der Krane. »Was für geheime Fähigkeiten besitzt ihr? Wie könnt ihr für mich die Raumfestungen aus dem Weg räumen, ihr Zwerge?«
»Wir wissen nicht einmal, wovon du redest«, sagte Scoutie. »Verrate uns wenigstens, warum wir an Bord der JÄQUOTE gebracht wurden.«
»Ja, das sieht ihm ähnlich!«, polterte Maso. »Mir schwatzt er euch als Geheimwaffe auf, und euch lässt er vollends im Dunkeln. Aber ich schicke euch in den Einsatz, als wärt ihr wirklich so viel wert, wie Gu behauptet hat. Und dann, wenn von euch nur noch Knochensplitter übrig sind, stecke ich die Überreste in einen Behälter und schicke ihn an den fettbauchigen Herzog.«
»Die ganze Galaxis wird sich wundern, warum die Herzöge einen Mann zum Befehlshaber der 20. Flotte erhoben haben, der sich so wenig in der Gewalt hat wie du«, sagte Scoutie.
Maso beugte sich herab, bis sein grobes Gesicht nahezu auf gleicher Höhe mit Scoutie war. »Du hast ein freches Mundwerk«, zischte er. »Ich werde wohl nur Jammern hören, wenn wir euch drei lächerliche Gestalten in den Einsatz schicken. Drei Rekruten gegen zweitausend Raumfestungen, die meiner Flotte die Stirn bieten. Und jetzt hinaus mit euch!«
Die Ordonnanz hatte draußen gewartet und brachte die Betschiden zu ihrem neuen Quartier.
Missmutig warf Faddon sich auf die Liege. »Ade, schönes Kran.« Er seufzte. »Wir waren dir so nahe – und jetzt?«
Scoutie verstaute ihr Gepäck. »Sieht so aus, als wären wir wieder mal zu einem gefährlichen Auftrag freiwillig gemeldet worden«, bemerkte sie mit bitterem
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