SB 122 – Gefangene der SOL
ab.
Vergeblich versuchte der Mausbiber, Tolots Gedanken zu lesen. Haluter waren nicht parapsychisch begabt, sie konnten sich jedoch gegen solche Einflüsse abschirmen. Seth-Apophis hatte trotzdem einen Weg gefunden, auf Tolot einzuwirken, und allem Anschein nach war der Haluter nicht in der Lage, sich ausreichend dagegen zu wehren.
Tolot öffnete die Augen. Er schien Gucky nicht zu erkennen.
»Willkommen auf der Erde, mein Freund«, sagte der Ilt. »Hast du endlich ausgeschlafen?«
Der Haluter richtete sich langsam auf. Seine Blicke schienen durch Gucky hindurchzugehen.
»Eigentlich könntest du mir etwas Nettes sagen«, bemerkte der Ilt unbehaglich.
Tolot schwieg.
Er schien Guckys Feststellungen nicht einmal gehört zu haben.
Erneut versuchte der Ilt, die Gedanken des Haluters zu erfassen. Er blieb so erfolglos wie zuvor.
Etwa fünfzehn Minuten vergingen. Dann atmete Tolot tief durch.
»Ich bin auf der Erde?«, fragte er.
»Das sagte ich schon.«
»Ich will hier raus.«
»Das ist mir klar. Perry hat jedoch entschieden, dass du vorläufig hierbleibst.«
Tolot ließ sich auf die Laufarme sinken und stürmte los. Laut brüllend rammte er gegen die Panzertür, konnte diese aber nicht sprengen.
Gucky teleportierte zur Liege. »Sollte das eine Überraschung sein?«, fragte er.
Tolot fuhr herum. Mit glühenden Augen blickte er den Ilt an. »Ihr könnt mich nicht festhalten.«
»Du irrst dich, Tolotos«, sagte der Mausbiber traurig. »Wir lassen dich nicht fort. Erst wenn wir wissen, dass du frei bist, kannst du gehen.«
»Ich bin frei«, behauptete der Koloss dröhnend.
»Leider stimmt das nicht.«
»Du wirst mit mir teleportieren und mich nach draußen bringen.«
»Du wirst hierbleiben, bis wir wissen, dass du gesund bist und über dich selbst entscheiden kannst«, gab Gucky zurück.
»Ihr behandelt mich wie einen Gefangenen?« Die Stimme des Haluters wurde so laut, dass Gucky sich gequält die Ohren zuhielt.
»Nicht wie einen Gefangenen, Tolotos«, sagte der Ilt. »Wie einen Freund. Begreifst du das nicht?«
Der Haluter schrie wie unter höchsten Qualen. Erneut warf er sich mit ganzer Kraft gegen die Tür. Doch sosehr er sich bemühte, er erreichte nichts. Die Panzertür wies schließlich nur einige Dellen auf.
Gucky packte den tobenden Haluter telekinetisch und hob ihn in die Luft. Tolot beruhigte sich nicht und schlug weiterhin mit Armen und Beinen um sich.
»Hör auf, Tolotos!«, schrie Gucky. »Hör endlich auf!«
Erst als Gucky aus dem Raum teleportierte und ihn zu Boden fallen ließ, wurde der Haluter ruhiger. Tolot rammte den Kopf zwar noch einmal gegen die Tür, lehnte sich dann aber an die Wand und verharrte fast eine Stunde regungslos.
Auf der einen Seite war Icho Tolot froh darüber, dass er sich auf der Erde und bei seinen Freunden befand. Mit dem kleinen Teil seiner Persönlichkeit, die noch seinem Ich entsprach, sehnte er sich danach, hierzubleiben und sich von der fremden Macht zu befreien, die ihn nahezu vollständig beherrschte.
Diese beiden unterschiedlichen Einstellungen kämpften weiterhin gegeneinander. Tolot versuchte, sich gegen das Fremde zu behaupten, um nicht völlig zu unterliegen. Er war sich dessen bewusst, dass er zu einer unabsehbaren Gefahr für seine Freunde werden konnte, sobald das Fremde obsiegte. Die feindliche Macht in ihm wiederum war nicht gewillt, ihm einen Teil seiner Persönlichkeit zu belassen, da sie ihn dann nicht ausreichend kontrollieren konnte.
Icho Tolot entzog sich den seelischen Belastungen dieses unsichtbaren Duells, indem er sich körperlich austobte. Nur dann verringerten sich seine inneren Qualen. Jetzt blieb er ruhig, weil sich das Fremde ein wenig zurückgezogen hatte, als wolle es zu einem neuen Schlag ausholen.
Tolot nutzte die Zeit, um sich zu konzentrieren.
Ihm war wichtig, dass Rhodan und die anderen möglichst bald erfuhren, wie es in ihm aussah. Nur wenn sie informiert waren, konnten sie ihm helfen. Er wusste nicht, ob es richtig war, ihn in dem Panzerraum einzusperren. Auf der einen Seite war er froh, dass er kein weiteres Unheil anrichten konnte, indem er durch Terrania raste und blindwütig Zerstörungen anrichtete. Andererseits fürchtete er, in der engen Zelle nicht genügend Freiraum zu gewinnen. Er befürchtete, dass der psychische Druck für ihn schließlich zu groß wurde.
Ich will nicht den Verstand verlieren, dachte er. Ich muss einen Weg finden, mich von dem seelischen Druck zu befreien und dennoch frei zu
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