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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Geschäftsbetrieb erteilt haben, herrschte gegen Ende des 19. Jahrhunderts das multinationale oder transnationale Modell vor. Während wohlhabende Einzelpersonen unter bestimmten Umständen in der Rolle eines Unternehmens auftreten konnten, war die Kombination aus verteilten Risiken und akkumuliertem Kapital zu verlockend, um nicht schließlich realisiert zu werden. Selbst jene Regionen der Welt, in denen sich die-sozioökonomischen Strukturen erheblich vom westeuropäischen Modell unterschieden, waren nicht in der Lage, der Verlockung des Korporatismus zu widerstehen. Schließlich kapitulierten selbst das chinesische Imperium, der chinesische Kommunismus und die sunnitischen islamischen Gesellschaften. Selbst Al Qaida, das große anti-westliche Schreckgespenst der Jahrzehnte um die Jahrtausendwende, hatte in organisatorischer Hinsicht weit mehr Ähnlichkeit mit einem transnationalen Konzern als irgendein anderes Unternehmen der historischen islamischen Tradition.
    Dann brach das Westfälische Souveränitätssystem, das über dreihundertfünfzig Jahre lang vorgeherrscht hatte, schlagartig zusammen. Obwohl die souveränen Staaten keineswegs von der Bildfläche verschwanden, wurde ihre absolute Macht über viele Aspekte der globalen Wirtschaft, der Diplomatie und des Militärs unwiederbringlich gebrochen. Die Unternehmen hatten ohnehin nur noch schwache Bindungen an die Nationalstaaten, in denen sie den Geschäftsbetrieb aufgenommen hatten, eine Folge der beständigen Liberalisierung, die begonnen hatte, als der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten mit dem Dartmouth-Urteil aus dem Jahr 1819 erstmals die Tür zur Gründung von Körperschaften aufgestoßen hatte. Nun wurden sie auch de jure souverän, was sie de facto schon lange gewesen waren, nicht durch juristische Zustimmung, sondern durch die Einstellung der Genehmigungaufgaben nationaler Institutionen.
    Angesichts des Chaos in der Zeit des ansteigenden Meeresspiegels, der weltweiten Missernten und Energiekriege im Nahen Osten und Afrika wurden nur wenige Menschen außerhalb der ökonomischen Fakultäten auf diese Veränderungen aufmerksam.
    Es war der ultimative Triumph der libertären Idee des freien Marktes und des Strauss’schen Neokonservativismus. Die Katastrophen, die von den Wirtschaftsliberalen des 20. Jahrhunderts vorausgesagt wurden, traten ein. Aber auch sie waren nicht mehr als Kerzen im Sturmwind, der über die Menschen und Länder der Erde hinwegfegte.
    Was niemand vorhergesagt hatte, war die Tatsache, dass die Unternehmen kurz darauf die Grundlagen für die Erhaltung des Friedens und der Gesellschaftsordnung erneuerten. Das erste unveränderliche Gesetz des Kapitals lautet, dass es bewahrt werden muss.

HALLELUJA
    Tygre war vielleicht nicht auf den Flügeln eines Sturms eingetroffen, aber brachte in jedem Fall das Chaos nach Cascadiopolis. Die Kerker von Symmetrie sind weder tief noch umfangreich, aber sie sind genauso furchterregend wie die Folterkammern der Inquisition. Jener Lavatunnel war die Quelle aller Disziplin in der ansonsten undisziplinierten Gemeinschaft von Cascadiopolis.
    Nicht dass sich die freien Menschen der Stadt davor fürchten mussten. Nur Fremde wurden dorthin verfrachtet – in den weitaus meisten Fällen, ohne je wieder ans Tageslicht zu gelangen.
    Außer den geborenen Cascadiern – den Kindern, die unter den Ästen der Douglasfichten zur Welt gekommen waren – hatte jeder hier sein Leben als Fremder begonnen. Jeder war am Granittor durch das eine oder andere Komitee befragt worden, rund um die Gemeinschaftstische und in geflüsterter Vertraulichkeit unter den ewig tropfenden Rhododendren.
    Ein paar von uns sind sogar die moosfeuchten Stufen zu Symmetrie hinuntergestiegen. Insbesondere wir wissen, wie es Tygre dort erging. Keine Folterbänke, keine elektrischen Bögen und kein Schmerz, aber die tödliche Kombination aus pseudokognitiven Datenbanken und bewusster Sedierung.
    Wir versammeln uns, wie wir es nur selten tun, um zu sehen, ob dieser Neuankömmling wieder ans Tageslicht tritt. Wir spüren die Geburt einer Welt in der schmutzigen Erde unter unseren Füßen.
    Trotzdem wissen wir nicht, was dort vor sich geht.

    Tygre schenkt den Hautpflastern gar keine Beachtung. Sie scheinen ihn genauso wenig zu stören wie Tautropfen. Sein Lächeln hallt in freundlichem Schweigen nach, ein seltsamer Ausdruck auf seinem mächtigen und leidenschaftlichen Gesicht. Die Lederriemen, die ihn am Stuhl festhalten, scheinen irgendwie

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