Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi

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hinweg.

    Auszug aus den Bacigalupi-Vorlesungen:
    Die Vorstellung von »weicher Technologie« ist mindestens so alt wie Aldo Leopold. Die Gesellschaft des 20. Jahrhunderts nahm kaum Notiz von dieser Idee und ließ sie ungenutzt liegen, wie so viele andere potenzielle Lösungsansätze. Ähnlich wie Wasser sucht sich auch das Kapital den einfachsten Weg. Reinvestitionen in die Infrastruktur erfordern eine große Bereitschaft zur Langzeitplanung oder die Ressourcen einer stabilen Regierung.
    Die Wall Street hätte niemals Geld für ein Projekt ausgegeben, das weiter in die Zukunft reicht als das nächste Geschäftsquartal.
    Cascadiopolis wurde von den gleichen Quellen inspiriert wie die urbanen Pioniere in Detroit, genau wie ihre Tochterkolonien in Buffalo, Windsor und anderswo. Die Quellen waren die Hippies der 1960er und 1970er, die Grüne Bewegung der 1990er und 2000er, die apokalyptischen Untergrundszenen der ersten Dekaden des 21. Jahrhunderts. Die individuellen Denker und Bastler, die die weichen Wege entwickelten, waren weit über die Geschichte verstreut, doch erst in den einleitenden Jahrzehnten des neuen Jahrtausends war genügend sozialer Wille vorhanden, diese Ideen in einem größeren Rahmen umzusetzen und nicht nur auf Familienfarmen oder in Mikrogemeinschaften mit einem gemeinsamem Interesse.
    Zum ersten Mal seit Erfindung der Münzprägung war das soziale Kapital in der Lage, das finanzielle Kapital zu übertrumpfen. Das soziale Kapital ist wahrscheinlich überhaupt die bedeutendste aller weichen Technologien.
    Die Grundursachen dieser Veränderung sind genauso unvorstellbar vielfältig wie die jeder anderen kulturellen Bewegung, aber die unmittelbaren Ursachen sind erstaunlich klar. Das Scheitern der staatlichen Institutionen außerhalb des Verteidigungssektors war eine vorsätzliche Strategie der Führung der Republikaner im ausgehenden 20. Jahrhundert. Im frühen 21. Jahrhundert waren die Konservativen erfolgreicher, als sie selbst es sich je hätten träumen lassen, doch kurz darauf standen sie vor der Katastrophe. Das libertäre Paradies des unbeschränkten Kapitals, von dem Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Familien profitieren, trat nicht ein. Stattdessen kam es zu einer ökonomischen Apokalypse, gegen die sich die Große Depression wie ein Preisverfall im Weihnachtschlussverkauf ausnahm.
    Gleichzeitig machten sich die Folgen von zweihundert Jahren aggressivem Industrialismus in Kombination mit der absichtlich selbstzensierten Politik der missbräuchlichen Vernachlässigung des Klimawandels bemerkbar. Der Verlust von New Orleans war kein Unglücksfall, sondern ein Vorbote. Innerhalb weniger Jahre folgten Mobile, dann Charleston, dann Miami. Die Höchstgeschwindigkeit von Hurrikanwinden steigerte sich in dieser Periode um vierzig Prozent, worauf eine Revision der Beaufort-Skala notwendig wurde. Der Meeresspiegel stieg an, als sich die Strömungen verlagerten und polares Schmelzwasser in den Süden des Golfs brachten.
    Die finanziellen Katastrophen an der Wall und Main Street fanden ein Echo für all jene Menschen, die zu nahe am Wasser lebten.
    Plötzlich schienen solarbetriebene Wasserkocher und Treibhäuser im Blumenkastenformat gar nicht mehr so lächerlich zu sein, selbst für unverbesserliche Konservative, die überzeugt waren, dass die sechs Meter hohen Wellen, die gegen die Golfküste anrannten, auf irgendeine Weise mit einer linken politischen Verschwörung zusammenhängen mussten.
    Selbst in dieser Zeit hielten sich die meisten Menschen – wie immer – an das Schritt-für-Schritt-Prinzip. Das Machtgleichgewicht verschob sich insofern, dass die Minderheit der Aktivisten sich von einer laut protestierenden Randerscheinung zur mehrheitlichen Bewegung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft entwickelte. Gleichzeitig wurden sie von ihren grünen Brüdern und Schwestern in Europa und der Dritten Welt willkommen geheißen.
    Und so wurde Cascadiopolis erbaut, mit einem weichen Schritt nach dem anderen.

    Wir wissen nicht, was wir von ihm halten sollen, wir, die wir wie Eulen in der Dunkelheit aufgereiht dastehen. Mutter Mond ist früh untergegangen, so dass die Schatten unter den Bäumen fast so dunkel sind wie die Schatten unter den Steinen. Trotzdem warten wir die Zeit des Blutes und der Schreie und der Hacker-Recherchen ab, während wir den Tunneleingang beobachten, als würde darin unser eigener Tod lauern.
    Als Tygre hervortritt, steht er aufrecht da, die Fäuste in die Hüften gestemmt, und