Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
Holztheke gebeugt. Aneinandergedrängt mit dem Rücken zur freien Fläche des leeren, unbeleuchteten Dancefloors.
    Nur die eingefleischten Stammgäste und dieses streitlustige Arschloch, das mir Ärger machte.
    »Was wollen Sie dagegen machen?«, wiederholte er.
    Er schien zu glauben, dass er nicht zehn Zentimeter kleiner war als ich. Oder dass er nicht fünfzig Pfund leichter war. Der Kleine wollte irgendwas beweisen.
    Scheiß drauf. Ich packte die Hand des Kläffers, bevor er es überhaupt bemerkte, und drehte sie herum. Er wehrte sich ein bisschen, also nahm ich ihn in einen leichten Halbnelson und führte ihn ab. Mehrere Gäste an der Theke wandten sich neugierig um und hoben zum spöttischen Gruß die Biergläser, während ich den Winzling durch die Tür nach draußen stieß.
    Er machte kehrt und wollte wieder reingehen, worauf ich ihm einen unerwarteten Schlag verpasste.
    Als er auf dem schmutzigen Beton zusammenbrach, packte ich seinen Kragen und warf ihn gegen die Ziegelsteinfassade des Clubs, so dass der Neonschriftzug des ZaZa’s knisternd vor uns blinkte. Wir beide wurden abwechselnd in gelbes und grünes Licht getaucht.
    »Komm noch mal rein, und ich breche dir was«, sagte ich und ließ ihn mit einem letzten kräftigen Schubs zurück.
    Er hatte es verstanden. Verhandlung erfolgreich beendet.
    Als ich wieder drinnen im Zwielicht war, blickte die neue Barkeeperin Maggie auf, während sie gerade ein Bierglas vor einem älteren Kerl mit langem weißen Bart abstellte. »Soll ich die Eddies rufen?« Wahrscheinlich war sie noch zu jung, um an der Theke zu arbeiten. Aber sie war gut darin, besoffenen Gästen zuzuhören. Außerdem war sie hübsch genug, um das Extratrinkgeld zu kassieren, das sie brauchte, und sie war überraschend zäh. Die elektrisch abschreckende Kleidung, die sie trug, war ebenfalls erstaunlich wirksam. Ich hatte Gäste gesehen, die sich auf dem Boden wanden, nachdem sie ihr in den Hintern gekniffen hatten. Jetzt hielten sie sich von ihr fern wie Kühe von einem Elektrozaun.
    »Nein.« Ich stützte mich mit den Ellbogen auf dem Tresen ab. »Wenn er jetzt schon ein Problem mit mir hat, stell dir mal vor, wie er drauf sein wird, wenn er mit einer Anzeige aufwacht, nachdem er eine Nacht in der Ausnüchterungszelle verbracht hat. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen kann, wäre ein Besuch vom Gerichtsvollzieher oder eine ähnliche Scheiße. Ruf ein Taxi. Und wo, zum Teufel, steckt eigentlich Lawrence?«
    »Versucht immer noch, seine Verspätung aufzuholen.« Maggie tippte sich gegen das Telefon im Ohr. Mir fiel auf, dass sie einen kleinen blauen Fleck unter dem rechten Auge hatte. Sie hatte versucht, ihn mit Make-up zu kaschieren. Woher hatte sie den? Von einem Lover, der ein Arschloch war? Oder mochte sie es, wenn ihre Männer wild und gefährlich waren? Klar war nur, dass es mich nichts anging …
    Sie legte den Kopf schief. »Soll ich ihn nochmal anrufen?«
    »Vergiss es.« Ich würde bis zum Morgen im Lagerraum schlafen müssen. Der letzte Bus ins Zentrum von Detroit fuhr jeden Augenblick los. »Ich schmeiß mich heute Nacht auf die Pritsche.« Außerdem würde ich so etwas Geld sparen.
    Wer auch immer der betrunkene Winzling war, er hatte es jedenfalls nicht schlecht. Er wohnte in der Innenstadt und konnte mit einem Taxi nach Hause fahren, ohne einen Großteil seines Tagesverdienstes dafür ausgeben zu müssen. Er konnte es sich leisten, sich zu betrinken.
    »Das ist schon das dritte Mal diese Woche. Mach ein Nickerchen, wenn Lawrence hier ist. Ich werde dich dann mitnehmen und absetzen.«
    »Maggie …«
    »Reg, ich bestehe darauf.«
    Niemand nannte mich Reg. Außer Maggie. Ich heiße Reginald. Reginald Stratton. Aber ihr ließ ich den Reg durchgehen.
    Wahrscheinlich wegen ihrer freundlichen Art.

    Maggie ließ uns mit fröhlicher Unbekümmertheit von ihrem Auto fahren. Sie hatte das Profil ihres Fahrzeugs auf aggressiv eingestellt, so dass es sich heulend zwischen den Lücken im Verkehrsstrom dahinschlängelte. Von der teilweise revidierten Innenstadt an den zerfallenden Lagerhäusern und Wolkenkratzern der Glanzzeit vorbei und schließlich in die plötzlich völlig andersartigen, netten Vorstädte. Die mit dem Wagen sehr leicht erreichbar waren.
    Aber dort wohnte ich nicht. Ich wohnte im Verfall der Wildnis.
    Je weiter man hinausfuhr, je länger die Fahrtzeit war, je mehr Benzin man verbrauchte, wo Elektroautos wie das von Maggie und Motorräder nicht mehr ohne Schwierigkeiten hinkamen,

Weitere Kostenlose Bücher