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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Sicherheit bemühten, sahen einheimische Probleme plötzlich wie Phänomene aus fernen Ländern aus. Man brachte mit nach Hause, was man eigentlich nur in exotischen Regionen zu sehen erwartet hatte.
    Ob die Hungernden und Obdachlosen nun in Afrika hockten oder hinter einem Deich, der hier an irgendeiner Küste gebrochen war, der Druck war immer der gleiche. Vor allem, wenn der einheimische Deich immer wieder gebrochen war, wenn die Bürger begriffen, dass es kein einmaliges Ereignis war, weil sich das Klima geändert hatte und die Regierung fast keine Möglichkeiten hatte, ihnen zu helfen.
    Das war der Moment, in dem der Firnis der Zivilisation abblätterte.
    Willkommen in der Heimat, Whatten , dachte ich für mich. Aber glaub nicht, dass du von der Frontlinie abgezogen wurdest.
    Er hatte es kapiert. Er trat zur Seite und machte mir den Weg in den Korridor frei. Am anderen Ende wartete ein Mann in grauem Anzug und mit Aktenkoffer auf mich.
    Mein geheimnisvoller Anwalt und Inst-Kollege.
    Ich machte es Whatten nicht leicht. Aber in Wirklichkeit … wurde ich immer nervöser.
    Ich wusste nicht, in was ich mich hier hineinmanövriert hatte. Und vielleicht war es an der Zeit, ganz schnell auszusteigen.

    Der Anwalt bat mich, die Klappe zu halten, bis wir das Gebäude verlassen hatten. Hier unterschreiben, dort abzeichnen, machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Zügig, selbstsicher und effizient. In kürzester Zeit wurde ich durch die dicken, bombensicheren Türen hinausgescheucht.
    Draußen stand sein Fahrrad, ein altgedientes Kohlenstofffaser-Schwinn mit GPS im Lenkrad und einem schweren Sattel. Er schob es zu mir herüber. »Ihre Strafe wurde bezahlt. Ihr nächtlicher Auftrag ist erledigt«, sagte er. »Vielen Dank.«
    Ich hatte telefonisch meinen Kontostand abgerufen, aber mein restliches Honorar war noch nicht eingegangen. Das sagte ich zu ihm.
    Der Anwalt musterte mich von oben bis unten und seufzte. »Das steht im Kleingedruckten. Die Kosten, Sie hier rauszuholen, sind viel höher als Ihr Lohn, also bekommen Sie letztlich nichts, weil sie von dieser Edgewater-Franchise verhaftet wurden. Glauben Sie mir, Sie haben dabei noch gut abgeschnitten.«
    Es hat mir noch nie gefallen, wenn ich verarscht wurde und man mir sagte, dass ich es gut finden sollte. »Ich bin nicht der Typ für Kleingedrucktes.«
    Hätten sie mich nach einem erfolgreich ausgeführten Auftrag bezahlt, ohne dass die Eddies mir Schwierigkeiten gemacht hätten, wäre meine Laune bestens gewesen.
    Doch jetzt hatte ich für meine nächtlichen Bemühungen lediglich eine Anzahlung und mehrere schmerzende Rippen bekommen.
    »Die vertraglichen Bestimmungen sind eindeutig, Mr. Stratton. Sie wissen, dass man sich da nicht rauswinden kann.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin ziemlich gut darin, unauffällig zu bleiben. Wie haben diese Leute mich gefunden?«
    Der Anwalt setzte sich auf das Fahrrad. »Ich weiß es nicht, Mr. Stratton. Ich wurde genauso wie Sie angerufen und habe den Auftrag erhalten, mich um dieses Problem zu kümmern. Ich bin nur ein Instmann, der sich etwas Geld dazuverdient.« Er trat in die Pedale und entfernte sich ein Stück von mir. »Sie wissen, wie es läuft. Ich weiß nicht, wer Sie sind oder was Sie getan haben. Das geht mich nichts an. Ich bin nur gekommen, um das Bußgeld für Sie zu bezahlen und dafür zu sorgen, dass Sie freigelassen werden.«
    Er ließ mich auf der ruhigen, heruntergekommenen Straße stehen. Ich ging das Adressbuch meines Telefons durch und schickte eine E-Mail an den Inster, der mir den Auftrag erteilt hatte, aber sie wurde abgewiesen.
    Verärgert rannte ich los, dem Anwalt hinterher, wobei ich dank der geprellten Rippen nur flach atmen konnte. Das Geld war wie ein Magnet, der knapp außerhalb meiner Reichweite vor mir baumelte.
    Ob der Inster oder jemand anderer – irgendwer würde mir die verdammte zweite Hälfte dessen zahlen, was er mir schuldig geblieben war.

    Fünf Kilometer später kamen mir Bedenken, als ich mir an die Rippen fasste und Schwierigkeiten hatte, mit dem gemächlichen Tempo des Anwalts mitzuhalten.
    In der frühmorgendlichen Dämmerung, die über staubund rußverdreckten Ziegelsteinen auftauchte, erkannte ich, dass immer mehr Menschen die Straßen belebten, durch die ich schnaufend rannte.
    Wieder stand eine seltsame und stumme Gemeinschaft von wohlhabenden Obdachlosen neben ihren zusammenklappbaren mobilen Behausungen. Es roch nach Spiegelei und Bratwürstchen. Mir

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