Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
lief das Wasser im Mund zusammen, und mein Magen verkrampfte sich, was nach dem Langstreckenlauf kein gutes Zeichen war.
    Die große alte Ambassador Bridge ragte über den Häusern auf, und die klaffenden Löcher in der bombardierten Fahrbahn summten im Wind. Dafür herzlichen Dank an die kanadische Luftwaffe …
    Ich bog um eine Ecke und lief mitten in eine Szene hinein, die für mich im ersten Moment überhaupt keinen Sinn ergab. Die Parkplätze und Gärten dieses Stadtviertels waren mit großen Zelten, klobigen Wohnmobilen mit Masten, schlanken Straßenbooten und mehreren Zehntausend Menschen übersät.
    Es sah aus wie ein spontanes Burning-Man-Festival.
    Der Anwalt verschwand in der Menschenmenge, und drei sehr stämmige Radfahrer traten vor. Bereits in der Morgensonne trugen sie dunkle Sonnenbrillen, und ihre Lederjacken waren mit kleinen Aufklebern und Symbolen gespickt.
    »Wo ist dein Ausweis?«, fragte der Erste, dessen langer Bart flatterte, als ein Staubteufel vorbeikam und überall an Zeltklappen und Flaggen zerrte. Die Takelage der Straßenboote summte im Chor.
    »Ich muss ihn irgendwo vergessen haben«, sagte ich, während ich ruhig in ihre Richtung weiterging und nach dem Anwalt Ausschau hielt.
    »Netter Versuch. Hier kommen Sie nicht rein.« Er trat mir in den Weg und ließ mich auflaufen. »Verdammter Footprinter.«
    Meine Rippen schmerzten so heftig vom Zusammenstoß, dass ich zischend Luft durch die Zähne einsog.
    »Hören Sie zu.« Ich hob die Hände, worauf es noch mehr schmerzte. »Ich will Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Aber ich muss unbedingt mit jemandem reden …«
    »Sind Sie schwer von Begriff?« Der Tonfall des Bikers war mir vertraut. Bei dieser Verhandlung ging es darum, dass er bereit war, mir nicht den Schädel einzuschlagen, wenn ich mich einverstanden erklärte, das Gelände zu verlassen.
    Ich wich zurück.
    »Verschwinde, Footprinter … Verpiss dich von hier.«
    Ich drehte mich um, wobei ich zusammenzuckte. Also zurück zur Bar. Nur dass ich mir diesmal ein Taxi nahm.
    Aber dort wurde es auch nicht besser. Lawrence saß auf einem Stuhl im Türrahmen, doch neben ihm hing ein großes GESCHLOSSEN-Schild, dass er mit der Hand geschrieben hatte.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, fragte ich.
    »Maggie ist nach Hause gefahren. Keine Barkeeperin, keine Bar.«
    Ich blinzelte verwirrt. Für sie gab es keinen Grund, nach Hause zu fahren … es ergab keinen Sinn. Was könnte sie im Schilde führen? Mein Magen verkrampfte sich. Ich hatte immer noch meine Monatsmarke für den Bus. Ich rannte los und erwischte gerade noch den Vormittagsbus, der in die Wildnis fuhr.
    Maggies Auto stand nicht vor dem Haus, als ich dort eintraf.
    Und die Stahlkiste, drei Kilometer tief in der Wildnis, war auch nicht mehr da.
    Ich hockte neben dem leeren Loch im Boden, gegen die Wurzel gelehnt und warf wütend eine Eichel ins Gebüsch. Die süße kleine Maggie, die Barkeeperin, die zu zierlich war, um in der brutalen Innenstadt zu wohnen.
    Sie war eine Nomadin, die sich einen Weg durch die grausame und gesetzlose Wildnis des Kontinents suchte. Wahrscheinlich war Maggie härter im Nehmen als ich.
    Auf jeden Fall schlauer.
    Meine sämtlichen Ersparnisse waren weg, und sie hatte vermutlich genug Geld für die nächste Etappe ihrer Reise.

    Auf dem Rückweg regnete es die meiste Zeit. Es war ein schmutziger, peitschender Detroit-Regen. Ich beobachtete, wie die Tropfen über die Fenster des Busses rannen, während ich in der schweigenden Menge der Pendler auf dem Weg in die Stadt hin- und hergeworfen wurde.
    Ich erkannte einen der Männer mehrere Sitze vor mir. Er war einer der Hausbesetzer in der Wildnis, der mir Tipps für meinen Garten gegeben hatte. Er trug Hundemarken an einer Halskette, wie viele andere der Neusiedler in der Wildnis.
    Kleine Erkennungsmarken, mit denen sie sich gegenseitig mitteilten, welchen Platz sie in ihrer Subkultur einnahmen.
    Sie würden mich liebend gerne in ihren kleinen Stamm aufnehmen, dessen war ich mir sicher. Ich konnte sie in ihren Kinderkrippen in Selbstverteidigung unterrichten. Und auf einem recycelten Schaumstoffbett schlafen. Im Garten mithelfen.
    Aber ich hatte meine Farmhelferzeit schon hinter mir. Ich war zur Armee gegangen, um dem zu entkommen. Nicht mein Ding, hatte ich festgestellt. Was mein Ding war, hatte ich herausgefunden, als sieben Nomaden über die Farm hergefallen waren, auf der ich gearbeitet hatte.
    Ich starrte blinzelnd in den schmutzigen Regen. Daran

Weitere Kostenlose Bücher