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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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noch recht jung, aber ich habe viel erlebt. Ich habe gesehen, wie die Gespenster zurückkommen, Kinder mit Feuerwerk, andere mit Waffen, andere, die mit Kameras darauf warten, dass man schließlich den unvermeidlichen Fehler begeht.«
    Whatten sprach von Gespenstern. Dabei hatte er die Augen aufgerissen, als würde er tatsächlich die Kampfszenen vergangener Zeiten in fernen Ländern vor sich sehen.
    Die Warlords teilten Handys wie Süßigkeiten an die Kinder aus. Versprachen ihnen Benzin oder Lebensmittel, wenn sie Aufträge für sie ausführten. Auf individueller Ebene passierte gar nicht viel.
    Aber insgesamt war es ein großer und komplexer dezentralisierter Angriff. Mit solchen Aktionen ließen sich Armeen in die Knie zwingen, bevor irgendjemand mitbekam, was eigentlich geschah.
    Ich hatte das Bild vor Augen, wie Whatten das Feuer auf einen verhungernden Jugendlichen mit einer Spielzeugwaffe eröffnete, während die Kameras das schreckliche Geschehen an irgendeinen gierig wartenden Nachrichtendienst weiterleiteten. Nachdem die Kameras abgeschaltet waren, kam dann der Angriff der Kinder mit den echten Waffen, die genauso wie die anderen aussahen.
    »Sie wissen, dass etwas Großes vor sich geht«, sagte Whatten. »Leute beschatten uns, jede Menge Instmänner auf den Straßen, die Dinge vorbereiten. Und warten. Da draußen.
    Sie wissen, wie die revidierten Kampfregeln lauten, Reginald?«
    »Ja, ich kenne sie.« Das war der Grund, warum ich nie ein verdammter Eddie geworden war. Oder irgendein stiefelstampfendes Untier.
    Um eine Armee zu insten, musste man nur einen Ziegelstein an den Straßenrand legen. Dann waren vielleicht nur noch ein paar Hundert weitere Ziegelsteine nötig, um eine Straßensperre zu errichten. Jeder für sich konnte behaupten, dass man nur schnelles Geld machen wollte.
    Trotzdem wurde man dadurch zu einem feindlichen Kämpfer. Was bedeutete, dass man kein Zivilist mehr war.
    Und man war auch nicht Bürger eines anderen Landes.
    Es gab keine Regeln, wie solche Instleute dann behandelt werden sollten. Was das Gesetz betraf, existierte man überhaupt nicht.
    »Irgendwann«, sagte Whatten zu mir, »werden wir Eddies hier angegriffen. Und wir hören auf, Eddies zu sein, wenn sich daraus ein Krieg entwickelt. Wenn die Nationalgarde mobilisiert wird, sind wir nur noch eine Unterabteilung der Armee. Dann kommen Leute wie Gary und die wahren Befehlshaber zum Zuge. Sie schießen, treten Ihnen in die Zähne und fügen Ihnen ernsthafte Schmerzen zu.«
    Ich zuckte die Achseln. »Haben Sie eine bessere Idee, wie ich meine Fahrtkosten aufbringen soll? Vielleicht eine Unterkunft hier in der Stadt?«
    Whatten verschränkte die Arme über der Brust. »Also begehen Sie deswegen die Dummheit, für irgendeinen Inster zu arbeiten, den Sie nicht mal kennen? Die Leute, von denen Sie sich insten lassen, haben nicht mal Referenzen. Sie haben keine Ahnung, wie der große Plan aussieht? Ich habe Sie schon im ZaZa’s gesehen. Sie sind keine Marionette.«
    »Die Hierarchie der Bedürfnisse, CMO. Schaffen Sie eine Infrastruktur für die Einwohner, dann müssen sie auch nicht zu verzweifelten Maßnahmen greifen.« Das war ein Stachel, der tief eindrang. Whatten war militärischer Befehlshaber gewesen. Zweifellos hatte er solche Sätze schon oft gehört. Er hatte sie vermutlich sogar anderen beigebracht.
    Man setze jemanden in einer Dritte-Welt-Situation ab, wo die Leute nichts haben. Ganz gleich, aus welchem Grund, man stellt sehr schnell fest, dass die Leute, die einen hassen, jede Menge hungrige, eifrige Soldaten zusammentrommeln können, die einem das Leben schwermachen.
    Irgendwie ging es immer auch um Rhetorik. Aber wenn man genau hinschaute, lief es meistens auf die ganz einfache Tatsache hinaus, dass die Leute, die zum Sterben bereit waren, wirklich nichts mehr zu verlieren hatten. Sie ließen sich anheuern und vertrauten auf die Mathematik. Wenn genug von ihnen angriffen, überlebten sie vielleicht. Vielleicht machten sie dabei sogar einen guten Schnitt – ihre Familie retten, etwas zu essen bekommen, leben … was auch immer.
    Aber wenn man ihnen etwas gab, wenn sie etwas zu verlieren hatten, ließ der Ansturm sofort nach.
    Infrastruktur. Trinkwasser. Nahrung. Medizinische Versorgung. Häuser. Straßen und Verkehr. Die verheerendsten Werkzeuge des Krieges.
    Doch in einer Welt, in der sich selbst die reichen Länder verzweifelt um die Aufrechterhaltung des öffentlichen Nahverkehrs, der Wasserversorgung und der

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