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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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sie entspannt mit diesen Leuten umgehen. Sagen Sie ihnen, dass niemand chaotische Zustände will. Sagen Sie ihnen, was Sie wollen, aber sagen Sie mir, wo Ihr Schwellenwert liegt, ab wann Sie die Sache nach oben weitergeben.«
    »Wenn ich mehr als dreihundert Demonstranten sehe, fordere ich Verstärkung an«, sagte Whatten.
    »Ich werde die Sache auf die Hälfte beschränken.«
    »Die Hälfte?« Whatten sah mich ungläubig an. »Das ist keine Demonstration, sondern ein Picknick mit einem unschönen Ende.«
    »Die Hälfte. Danke, Whatten.«
    »Nennen Sie mich Samuel. Wenn es so abläuft, wie Sie sagen, werde ich Ihnen anschließend sogar die Hand schütteln. Aber… ob wir nun beide Soldaten sind oder nicht, wir werden Leute verhaften müssen. Und wenn es zu groß wird, gibt es in jedem Fall Ärger. Nicht nur meine Männer sind nervös. Auch ich werde es langsam. Ich werde Alarm schlagen, sobald es irgendwie merkwürdig wird.«
    »Ich weiß.« Ich gab Samuel Whatten meine Telefonnummer. »Wir bleiben in Verbindung. Halten Sie die Leitungen offen. Und die Luft sauber. Nur für alle Fälle.«
    Ich lief über die Straße zurück und blinzelte in der Morgensonne. Charlie, der Fahrradenthusiast, wartete auf mich.
    »Und?«
    »Die Eddies kommen mit hundert Demonstranten klar.«
    »Verdammt.« Charlie schlug frustriert auf das Lenkrad. »Wir können Detroit unmöglich mit einhundert Leuten lahmlegen.«
    Ich lächelte. »Wir haben eine Stunde, um es zu tun, und dann müssen wir vierundzwanzig Stunden lang damit weitermachen. Komm schon, Charlie, glaubst du nicht so sehr an die Vision, um mir zu vertrauen?«
    Er starrte mich nur an.
    Ich lachte. »Wir werden viel mehr als nur einhundert Leute brauchen. Wir werden Tausende brauchen.«
    »Aber wir wollen vermeiden, dass das Militär geholt wird, um uns aufzumischen«, sagte Charlie.
    »Nicht mehr als Hundert können sich versammeln und demonstrieren. Aber der Rest der Stadt bleibt unser Werkzeug, Charlie. Viele Augen werden zusehen.«
    Charlie war frustriert, dass die Bürger der Stadt nicht genug aufgerüttelt wurden, um ihre Paradigmen zu ändern.
    Aber sie würden es doch tun.
    Man musste sie nur auf die richtige Weise insten.

    Detroit. Später Vormittag. Ich hatte entschieden, dass der erste Probelauf in der Nähe des Grand Circus Park stattfinden sollte, einer großen Kreuzung nicht weit von einer heruntergekommenen gotisch wirkenden Kirche entfernt. Außerdem verliefen mehrere Straßen im Halbkreis um einen Teil der Kreuzung.
    Ich hockte im Schneidersitz auf einem großen Steinblock vor der Statue eines sitzenden Mannes.
    Es sah wie die Erfüllung von Charlies größtem Wunschtraum aus. Einhundert Fahrräder kamen aus vier verschiedenen Richtungen zusammen. Mock Turtle hatte mir eine Liste mit tausend Kandidaten gegeben, und ich hatte die fittesten Leute mit den schnellsten Rädern ausgesucht.
    Tempo war ein wesentlicher Bestandteil dieser Gleichung.
    Ein leichtes Lächeln verzog meine Mundwinkel, als ich die vier Gruppen aus je fünfundzwanzig Radfahrern sah, die mit voller Kraft in die Pedale traten. Dann bremsten alle gleichzeitig in der Mitte der Kreuzung.
    Jetzt kam das Chaos. Autos mit grünen Lichtern bremsten verwirrt angesichts des plötzlichen Durcheinanders, als die Fahrräder eine Barrikade rund um den Platz bildeten.
    In elektrischen Kleinlastern wartete meine Hilfscrew. Ich nahm mein Handy und wählte die Mailing-Liste aus. »Los geht’s«, tippte ich ein.
    Fünfzig Männer sprangen aus den Lastern. Meine Schlägertruppe. Alles Leute mit Kenntnissen in Selbstverteidigung oder militärischer Erfahrung. Sie schleppten Plastikkegel mit sich und stellten sie rund um die Fahrradbarrikade auf.
    Ich setzte eine Sonnenbrille auf und ließ sie telefonisch mit mir reden. Ich brauchte einen größeren Überblick. Denn jetzt wurde die Sache kritisch.
    Immer mehr Autofahrer erkannten, dass etwas im Gange war, und da sie nicht in einen Aufstand oder eine Demonstration hineingeraten wollten, versuchten sie, mit ihren Fahrzeugen zu wenden.
    Schließlich standen die Schilder, die den Bereich zur autofreien Zone erklärten.
    Ich sah Charlie mit einem Megafon. Hört die Worte. Verbrennt die benzinverbrauchenden Relikte einer gescheiterten Ära. Erwärmt euch für die pedalbetriebene Zukunft.
    Überall in der Stadt hatte ich radelnde Boten losgeschickt und Instleute dafür bezahlt, dass sie sich in der Nähe der Eddies in Stellung brachten. Vor meinen Augen erschienen kleine

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