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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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sich alle Mühe, aus den Verkehrsstaus zu entkommen. Die Eddies waren mit Patrouillen in voller Kampfstärke unterwegs und schienen nun ein ungefähres Gefühl für den Bereich zu haben, den wir uns ausgesucht hatten. Sie hatten sich in einem grobmaschigen Netzmuster verteilt und nutzten ihre eigenen Kommunikationsmittel, um sich zügig an bestimmten Stellen zu versammeln.
    Instleute mit Livekameras überspielten mir Bilder von allen Demonstrationen und gaben sie als Stream an jeden weiter, der sich dafür interessierte. Immer mehr Autofahrer hupten spontan, wenn sie eine Radfahrergruppe sahen – um ihre Solidarität zu demonstrieren.
    Seltsam.
    Mitten in der Demonstration Nummer drei zerrten meine Schläger einen Radfahrer aus der Gruppe heraus. Schnell und diskret warfen sie ihn in einen Lieferwagen, und mein Handy klingelte.
    »Er hatte keinen Ausweis«, meldeten sie. Jeder offizelle Demonstrant hatte einen kleinen RFID-Chip dabei, der auf eine drahtlose Anfrage reagierte, die das Unterstützungsteam mit ihren Handys senden konnte.
    »Versucht herauszufinden, von wem er bezahlt wird«, sagte ich.
    »Er weiß es nicht. Er ist nur geinstet«, lautete die Antwort.
    »Die Eddies haben schnell reagiert. Bringt ihn in die Slumps und setzt ihn dort ab.«
    Die Mittagsmahlzeit war erfolgreich verlaufen. Verspätete und verärgerte Geschäftsleute, und an allen fünf Stellen war der Verkehr völlig zum Erliegen gekommen. Und wir waren den zunehmend frustrierten Eddies immer noch mindestens einen Schritt voraus.
    Ein paar der Demonstranten, die seit der ersten Aktion verhaftet worden waren, hatte man ein bisschen herumgeschubst. Aber es war immer noch recht anständig zugegangen.
    »Die Mittagszeit ist vorbei. Jetzt beginnt das nachmittägliche Vergnügen«, sagte ich lächelnd.
    In den nächsten vier Stunden verlagerte sich der Spaß in immer neue Bereiche der Stadt, um den Verkehr und die Eddies zur Verzweiflung zu treiben. Es zog sich bis in die Rushhour hinein und wurde sogar noch schlimmer. Die Fahrer bremsten bei allem, was auf der Straße glitzerte, weil sie befürchteten, sich die Reifen mit Nägeln zu ruinieren.
    Empörte Radfahrer, die nichts mit dem Aufstand zu tun hatten, wurden in der ganzen Stadt verhaftet, als sie versuchten, mit Bussen oder sonst wie nach Hause zu kommen. Die periodischen Proteste tauchten auf, verschwanden wieder, tauchten erneut auf, um dann genauso zu verschwinden, immer wieder an anderen Stellen.
    Zu diesem Zeitpunkt fuhren einige Demonstranten mit den Lieferwagen herum und wurden schneller wieder abgesetzt, als sie hätten radeln können. Und um ehrlich zu sein, arbeiteten jetzt eher fünfhundert Radfahrer für mich, über die ganze Innenstadt verteilt.
    Obwohl die Eddies inzwischen Verstärkung von den Slumps und der Wildnis angefordert hatten, war ich bereit, noch die ganze Nacht so weiterzumachen, als Mock Turtle mich anrief.
    »Wir haben ein Problem«, sagte er ruhig.
    Draußen verschwand die Sonne gerade hinter der Skyline, und die Gebäude warfen lange Schatten auf die Straßen.
    »Was für ein Problem?«
    »Edgewater ist dabei, dem Projekt auf die Spur zu kommen. Höchstwahrscheinlich wird man missverstehen, worum es dabei geht.«
    »Und worum geht es?«
    »Komm rüber und schau es dir an.«
    Die Adresse eines Wolkenkratzers in den Slumps erschien auf dem Display meines Handys.

    Während wir in die Slumps fuhren, wurde mir klar, warum Edgewater nervös werden könnte. Als die Nacht anbrach, krochen Tausende von Menschen aus allen möglichen Ecken und Ritzen hervor.
    Aus dem Wagen konnte ich beobachten, wie sich die Straßen mit Menschen füllten.
    Sie arbeiteten an tragbaren Maschinenwerkstätten und gaben Einzelteile heraus, die von automatischen Stanzmaschinen hergestellt wurden. Andere hasteten mit Karren die Straße hinunter, auf das Zentrum dieser Aktivitäten zu.
    Raumschiff Detroit. Der Wolkenkratzer überragte diesen Teil der Slumps, wo die übrigen Gebäude es bestensfalls auf fünfzehn Stockwerke brachten.
    Große Sonnenkollektoren waren bereits im oberen Bereich und außerhalb der Fenster angebracht worden. Sie hingen am Gebäude wie Blätter an einem verrückten Baum aus Metallschrott. Charlie fluchte und brachte den Wagen zum Stehen. Ich stieg aus.
    Kipplaster voller Erde standen aufgereiht rund um den Block. Staubwolken stiegen auf, als die Erde auf Förderbänder geschüttet wurde, die ins Gebäude führten, wo Saugschläuche und andere Geräte sie

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