Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)
Edgewater-Leuten?«
»Nein.«
»Dann bin ich dabei.«
Mock Turtle lächelte. »Willkommen an Bord, Colonel Stratton.«
Ich zuckte zusammen. »Deshalb haben Sie sich an mich gewandt?«
»Natürlich. Willkommen im Raumschiff Detroit.«
»Ein ziemlich alberner Name«, sagte ich.
»Das sehen Sie vielleicht anders, wenn wir fertig sind«, sagte der seltsame Mann im Rollstuhl.
Ich befand mich in der Höhle eines schlafenden Drachen, und ich spürte, dass er zusammengerollt in der Finsternis lag – das, wovor S. Whatten so große Angst hatte.
Und ich war in diese verrückte Scheiße hineingeraten.
CMO S. Whatten in seinem permanent knitterfreien Arbeitsanzug wirkte überrascht. »Hatte nicht damit gerechnet, dass Sie wieder aufkreuzen.«
»Ich auch nicht.« Ich reichte ihm einen Beleg. »Ich habe Ihre Zahlung zurücküberwiesen. Sie werden eine Schadensersatzforderung wegen des Autos bekommen. Es wurde in seine Einzelteile zerlegt.«
Whatten nahm einen Schluck Kaffee und blickte über die Straße zu den beiden Männern, die mich per Fahrrad zum Gebäude gebracht hatten. »Stratton. Colonel. Ich überlege, Verstärkung anzufordern oder zumindest mit dem Vorstand von Edgewater zu reden. Ich vermute, dass inzwischen Tausende von diesen Leuten in der Stadt herumlungern.«
»Ich glaube, Sie überschätzen sie«, erwiderte ich. Aber in Wirklichkeit hatte er sie bei weitem unterschätzt.
»Wir haben versucht, Satellitenbilder von ihrem Lager in der vergangenen Nacht zu erhalten, aber irgendjemand hat sie blockiert. Ein schlauer Trick. Ich kenne weder die Größe meines Feindes noch seine Natur. Und jetzt haben sie sogar einen bekannten Instarmee-Abwehrspezialisten. Sie haben Jahre damit zugebracht, vernetzte Rebellionen niederzuschlagen, Stratton. Im Ausland. Wüsste ich es nicht besser, würde ich niemals glauben, dass Sie jetzt für eine arbeiten.«
Ich beugte mich vor, bis mein Gesicht nur noch wenige Zentimeter vom Maschendraht und den Gitterstäben entfernt war. »Es sind Ökofreaks, Whatten. Sie haben eine Demonstrationsgenehmigung beantragt.«
»So etwas wird nicht mehr erteilt.« Das Recht auf Versammlungsfreiheit und Demonstration war schon vor langer Zeit durch geschickte Winkelzüge dem Vergessen anheimgefallen. Was die Leute nicht davon abhielt, weiterhin zu protestieren, nur dass sie jetzt kein Recht mehr dazu hatten.
»Ich weiß. Also werden sie die Sache ohne Genehmigung durchziehen.«
»Und wir werden sie aufhalten müssen. Ich brauche Verstärkung. Sagen Sie mir, warum ich nicht aufrüsten sollte?«
»Ein Gentleman’s Agreement«, sagte ich. »Mein Versprechen lautet, dass der Protest eine bestimmte Anzahl nicht übersteigen wird. Mit wie vielen Leuten würden die Edgewater-Filialen in der Stadt zurechtkommen?«
Whatten gluckste. »Wenn ich es Ihnen sage, lassen Sie eine größere Truppe aufmarschieren, und ich bin der Verarschte.« Er nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse.
»Whatten, ich will Sie nicht bescheißen, ich will Ihnen einen Gefallen tun. Diese Leute werden ihren Protest so oder so durchziehen, aber sie haben Angst vor Ihnen. Wissen Sie noch, wie es war, als Sie für Ihr Land gekämpft haben? Darum geht es ihnen. Das Recht, ihre Unzufriedenheit zu äußern, ohne dass Köpfe eingeschlagen werden. Sie haben mich engagiert, damit die Sache zivilisiert bleibt, damit es nicht verrückt wird, weil ich die Expertise habe. Ich könnte jetzt ein paar Schläger anheuern, um die Demonstranten vor Ihnen zu schützen, ich könnte Scharfschützen auf den Dächern in Stellung bringen, ich könnte für ein paar sehr hässliche Geplänkel sorgen, aber ich will nur ein bisschen leichtes Geld verdienen. Wenn wir die Sache klein und ausgeglichen halten, können Sie ohne große Schwierigkeiten ein paar Bußgelder kassieren. Und diese Leute haben trotzdem ihren Standpunkt klargestellt. Ich verdiene gutes Geld mit diesen Hippies. Von Soldat zu Soldat, Whatten: Wir wollen uns das Leben gegenseitig nicht zu schwermachen.«
Ich beobachtete, wie es in ihm arbeitete. »Glauben Sie wirklich, dass die Sache so problemlos ablaufen wird?«
»Wollen Sie, dass der Vorstand Ihren Laden gründlich unter die Lupe nimmt? Wollen Sie die Armee rufen? Wollen Sie, dass landesweit über die Ereignisse berichtet wird? Wollen Sie schwere Kämpfe?«
Whatten blickte in die Ferne. »Einige meiner Männer sind inzwischen recht nervös geworden.«
»Kriegen Sie sie wieder in den Griff. Bieten Sie ihnen einen Bonus an, wenn
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