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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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weil er sich dagegenlehnte. Aber warum war sie plötzlich auf den Knien? Wie war das passiert? Er brach auf ihr zusammen, alles war feucht und glitschig, sein Hemd wurde an der Messerklinge entlang aufgerissen, so dass sie die dunkle Tinte seiner Tattoos auf der Brust sehen konnte. Konnte seine Haut unter dem vielen Rot wirklich so weiß sein? Vielleicht war jetzt alles Blut nach draußen gelangt. Sie stürzte unter seinem Gewicht, ein dumpfer Knall, als ihr Kopf auf den Boden schlug.
    Ihre Kraft verließ wirbelnd ihren Körper, als hätte jemand einen Stöpsel gezogen.

    Sie wachte kurz vom Ruck auf, als die Sanitäter sie auf eine Krankentrage legten, wachte erneut auf, als sie die Trage in den Lift rollten – Bist du dir sicher? , dachte Cadie ohne Ironie. Dann ging sie unter, wurde von einer halb bewussten Strömung mitgerissen und gegen Unterwasserfelsen geschleudert. »Meine Tochter muss sie holen«, sagte sie oder versuchte sie zu sagen, aber da war etwas, das ihren Mund und ihre Nase bedeckte, und die Sanitäter sahen sie verständnislos wie Farmtiere an.
    Sie hätte in Panik geraten können – sie bemühte sich sogar darum -, aber selbst das Adrenalin konnte sie nicht mehr über Wasser halten, als die Flut der Erschöpfung erneut über sie hinwegschwappte.

    Das nächste Erwachen verlief sanfter. Grau, weich, in kühlen Laken. Jemand neben ihr, jemand, dessen Atem Cadie hören konnte. Sie drehte den Kopf und öffnete die Augen. Sie sah das Gesicht von Stephanie Shearer.
    Das Rascheln der Laken schien Shearer aufmerksam gemacht zu haben, denn sie blickte von ihrem Omni auf – im Lesemodus flach aufgeklappt – und lächelte. »Wachen Sie schnell auf«, sagte sie und klappte den Omni zusammen.
    Cadie gab einen Laut von sich, der ein Wort sein sollte, aber es klang mehr wie ein Keuchen.
    »Entschuldigung«, sagte Shearer. »Ich darf Ihnen nichts zu trinken geben. Die Kugel hat Ihre Eingeweide perforiert. Aber alles wurde wieder in Ordnung gebracht. Ich kann Sie betupfen. Würde Ihnen das helfen?«
    Cadie nickte verzweifelt. Sie schaffte es, eine Hand zu heben, um den nassen Schwamm entgegenzunehmen, den Shearer ihr mit einem Stab reichte. Er enthielt nicht genug Wasser, aber er linderte die Klebrigkeit ihrer Zunge und ihres Gaumens. Wenige Augenblicke später konnte sie krächzen: »Was ist passiert?«
    Shearer nahm den Schwamm weg. »Sie haben eine Kugel abbekommen. Dann haben Sie es geschafft, dem Mann einen tödlichen Messerstich zu verpassen. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir haben sehr gute Anwälte. Es ist unwahrscheinlich, dass man Sie anklagen wird.«
    »Firuza«, sagte Cadie. Sie versuchte es wie eine Frage klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht, am Ende die Stimme zu heben.
    »Sie wurde in den Cascades in Sicherheit gebracht. Wir haben gute Kontakte dorthin.« Shearer lächelte und tunkte den Schwamm erneut ins Wasserglas. »Dezentralisiertes Wohnen. Sie können zu ihr fahren, sobaldes Ihnen wieder gutgeht. Ich meine, vorausgesetzt, dass Sie bei uns bleiben wollen.«
    Cadie war noch nicht bereit, darüber nachzudenken. Also sagte sie: »Sie waren die Künstlerin.«
    »Künstlerin?«
    »An den Boxen.« Langsam kehrte ihre Stimme zurück. »Sie haben die Wohnboxen im Schlafsaal bemalt.«
    »Erwischt«, sagte Shearer lächelnd. »Sie haben mich gesehen. Ich dachte, die Leute hier brauchen etwas, damit sie sich zu Hause fühlen.« Sie kramte in ihrer Tasche, fand etwas und legte es mit einem leisen Klimpern auf den Tisch neben dem Bett.
    Cadie hob den Kopf, um es sich anzusehen. Dabei spürte sie das Ziehen von Nadeln in der linken Hand. Es war das runde Armband, und nun hingen drei Marken daran. »Ist das meins?«
    »Wenn Sie beim Versuch, uns zu verteidigen, angeschossen wurden, sind Sie keine Probandin mehr«, sagte Shearer. »Wie finden Sie das?«
    »Ihre Leute. In der Ukraine. Brauchen Sie dabei immer noch Hilfe?«
    Shearer nickte.
    Cadie nickte ebenfalls, aber ihr wurde davon schwindlig. »Also gut.« Dann drückte sie den Kopf in das Kissen und schloss die Augen, um das Schwindelgefühl zu vertreiben. »Ich werde es machen. Aber was ich noch zu Ihrem Utopia sagen wollte …«
    Sie öffnete die Augen nicht, um Shearer anzusehen, aber sie spürte die Anspannung, hörte das Knarren ihres Stuhls, als sie sich vorbeugte. »Es ist kein Utopia«, sagte Shearer. »Es ist nur etwas, das nicht ganz so beschissen ist. Außerdem ist es nicht meins.«
    »Ja«, sagte Cadie. »Wie auch immer.« Sie

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