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Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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brauchte eine gute Minute, um neue Kraft zu sammeln. »Es wird niemals funktionieren.«
    Diesmal folgte ein längeres Schweigen, bis Shearer sagte: »Es geht um die Hoffnung. Selbst wenn es scheitert. Wir brauchen Hoffnung. Wir müssen wieder lernen, den Menschen zu vertrauen, denen wir vertrauen sollten .«
    »Ja.« Cadie schluckte. Die Trockenheit ihrer Kehle schmerzte immer noch. Sie fragte sich, ob sie genügend Kraft hatte, noch einmal um den Schwamm zu bitten. »Dem kann ich nicht widersprechen.«

John Scalzi
    Utere nihil non extra quiritationem suis
    Jetzt kommen wir zu meiner Geschichte, und um sie zu erklären, muss ich etwas mehr dazu sagen, worin ich meine Rolle während der Entstehung von METATROPOLIS gesehen habe. Wie ich erwähnte, war ich der Herausgeber des Projekts, was bedeutete, dass ich in den frühen Stadien versuchte, den Diskussionen zum Weltenbau eine Richtung zu geben, um daraus einen praktikablen Plan entwickeln zu können. Als später die Storys eintrafen, gab ich den anderen Autoren Feedback und sagte ihnen, was daran noch zurechtgerückt werden sollte. Die gute Nachricht in beiden Fällen war, dass ich es mit wirklich klugen, talentierten und erfahrenen Schriftstellern zu tun hatte, so dass ich meine Aufgabe ohne Schwierigkeiten erfüllen konnte. So weit, so gut.
    Doch bei dieser Sache war ich nicht nur Herausgeber, sondern auch Autor, und der Herausgeber in mir entschied, dass der Autor in mir die Aufgabe des »Spachtelns« übernehmen sollte. Wenn die anderen Storys abgeliefert waren und es noch irgendeinen Aspekt dieser gemeinsamen Welt gab, der nicht erkundet worden war, sollte ich loslegen und dieses Loch ausfüllen. Und wie sich herausstellte, blieb tatsächlich ein kleines Loch übrig: Die Geschichten über METATROPOLIS waren in der Tat meta, das heißt, sie blickten auf interessante und faszinierende Weise über die Städte hinaus. Doch das bedeutete für mich, dass es auch eine Story geben sollte, die tatsächlich in einer Stadt spielte, aus der Perspektive von jemandem erzählt, für den die Städte einfach nur das »Zuhause« waren. Also war das die Aufgabe, die ich mir selbst erteilte.
    Und weil ich etwas blöd bin, gab ich ihr einen lateinischen Titel, den ich kaum aussprechen kann. Psst. Nicht weitersagen!

    Leute, die sich meine Hochzeitsfotos ansehen, fragen sich häufig, was das Schwein auf meiner Hochzeitsfeier zu suchen hatte.
    Ich werde es Ihnen erzählen.

    Alles begann, wie so viele andere Geschichten, an einem Montag.
    Das Erste, woran ich mich erinnere, ist, wie meine kleine Schwester Syndee mir mit dem Finger in die Wange stach.
    »Mami sagt, es ist Zeit zum Aufstehen«, sagte sie.
    Ohne die Augen zu öffnen, schlug ich nach ihr. »Es ist noch viel zu früh zum Aufstehen.«
    »Es ist halb zehn«, bemerkte Syndee. »Das sagt auch dein Wecker.«
    »Der Wecker lügt.«
    Syndee piekste mich wieder ins Gesicht. »Mami hat mir gesagt, dass ich dir sagen soll, wenn du deinen Einstellungstermin verpasst, wird sie dafür sorgen, dass du es bitter bereust.«
    »Lass mich noch eine Minute liegen«, sagte ich und drehte mich auf die andere Seite, um zu versuchen, wieder einzuschlafen. Ich hörte, wie Syndee davonstapfte und nach Mutter rief. Ein paar Minuten später hörte ich, wie erneut jemand ins Zimmer kam.
    »Benjamin«, sagte eine Stimme, die tiefer als die meiner Schwester klang. Es war Mutter. »In einer Stunde ist dein Einstellungstermin. Zeit zum Aufstehen.«
    »Schon dabei«, sagte ich.
    »Nach der üblichen Definition ist man nicht am Aufstehen, solange man noch mit geschlossen Augen im Bett liegt«, sagte Mutter.
    »Nur noch fünf Minuten. Danach stehe ich auf, versprochen.«
    »Oh ja, das kenne ich«, sagte sie, und das war der Moment, als sie mir eine Kanne Wasser auf den Kopf schüttete. Ich versuchte aus dem Bett zu springen, verhedderte mich im Laken und landete mit dem Kopf voran auf dem Teppich.
    »So ist es schon besser«, sagte Mutter.
    Ich rieb mir den Kopf. »Das war nicht nötig«, erklärte ich Mutter.
    »Nein«, stimmte sie mir zu. »Ich hätte dir auch heißen Kaffee in den Schoß schütten können. Hauptsache, du bist jetzt aus dem Bett raus. Und jetzt stellst du dich unter die Dusche. Dafür hast du fünf Minuten. Danach schalte ich die Dusche auf Grauwasser um, und ich weiß, wie sehr du das verabscheust.«
    Ich sammelte mich vom Boden auf und schlurfte zum Bad. Mutter hatte Recht: Grauwasser war widerlich. Technisch gesehen war es gefiltert

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