Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen)

Titel: Scalzi, John - Metatropolis (Erzählungen) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi

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der Tanzfläche des Raves. Als wir uns umdrehten, sahen wir so etwas wie einen sehr heftigen Moshpit mitten im Getümmel. Dann kam ein Mädchen herausgetorkelt und hielt sich den Kopf, der von einer Schädelverletzung blutig war. Da wurde mir klar, dass es keineswegs nur ein wilder Gruppentanz war.
    Ich schob Leah in Richtung der Brüder. »Hol Will«, forderte ich sie auf, »und sag ihm, dass wir jetzt gehen.« Leah lief zögernd zu ihrem Freund, und als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch rechtzeitig, wie zwei sehr große und furchteinflößende Kerle genau auf mich zukamen. Ich versuchte wegzulaufen, aber einer der beiden packte mich und warf mich zu Boden. Die Landung versetzte mir einen schweren Schlag gegen den Kopf.
    Meine Erinnerung an die folgenden Ereignisse ist etwas verschwommen. Irgendwann spürte ich, wie jemand mich umdrehte und mein Ausweisetui aus der Hosentasche zog. Falls man es auf Geld abgesehen hatte, würde der Dieb eine Enttäuschung erleben. Ich hatte kein Bargeld dabei, nur die Karte mit meinem Energiebudget. Ich versuchte darüber zu lachen, aber es tat so sehr weh, dass ich das Bewusstsein verlor.
    Nachdem ein unbestimmter Zeitraum vergangen war, zog mich jemand auf die Beine. »Name?«, wurde ich gefragt.
    Ich blickte mich zu der Person um, die mich angesprochen hatte. »Was?«, sagte ich.
    »Ihr Name«, wiederholte er – jetzt konnte ich erkennen, dass es ein Mann war.
    »Benji Washington«, sagte ich.
    »Mit Ihnen ist alles in Ordnung«, sagte er. »Wenn Sie sich an Ihren Namen erinnern können, werden Sie überleben. Fehlt Ihnen etwas? Haben Sie Ihre Brieftasche noch?«
    Ich griff in meine Gesäßtasche und zog das Etui heraus, in dem ich meinen NSL-Ausweis mit mir herumtrug. Er war noch da. Auch der Starter für den Lastwagen. Anscheinend hatte ich den Diebstahl halluziniert. Ich blickte den Mann an, der mit mir sprach, und erkannte, dass er ein Eddie war – ein Wachmann, der für Edgewater arbeitete. Von der gleichen Truppe, die von der Stadt angeheuert worden war, die Demonstranten in Schach zu halten. »Was ist passiert?«, fragte ich.
    Der Wachmann schnaufte. »Man hat Ihnen eins übergezogen. Ihr New Louies seid wirklich saublöd, ist Ihnen das klar? Sie fahren zu einem Rave mitten in der Wildnis, und dann wundern Sie sich, wenn die Kids Ihnen mit einer Brechstange den Schädel einschlagen. Nehmen Sie einen gut gemeinten Rat von mir an: Die Kids hier draußen in der Wildnis mögen keine Stadtjungs. Wenn Sie ihnen die Gelegenheit geben, sich von ihnen verprügeln zu lassen, nutzen sie diese Gelegenheit. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja«, sagte ich, während ich das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen.
    »Gut«, sagte der Wachmann. »Sie können von Glück reden, dass wir einen Hinweis auf diese Veranstaltung erhalten haben. Ansonsten würden Sie jetzt vielleicht im Krankenhaus liegen. Wie alt sind Sie?«
    »Zwanzig«, sagte ich.
    »Dann sind Sie erwachsen, und ich muss Ihren Arsch nicht zurück nach NSL schleppen«, sagte er. »Gehen Sie nach Hause. Und bleiben Sie da.« Er ging davon.
    Ich beugte mich vor und erbrach mich. Dann machte ich mich auf die Suche nach Will und Leah.
    Ich fand sie am Lastwagen. Leah kam mir entgegengelaufen und sah sich meinen Kopf an. Ich versuchte sie abzuwimmeln.
    »Du siehst furchtbar aus«, sagte Will.
    »Danke, Will«, sagte ich. »Schön, dass ich jemanden habe, der mir immer wieder Mut macht. Wie geht es dem Laster?«
    »Wie meinst du das?«, fragte Will.
    »Ich meine, ob irgendwer ihn während des Aufstands kaputtgehauen hat.«
    Will sah nach. »Scheint in Ordnung zu sein.«
    »Wunderbar«, sagte ich und humpelte hinüber. »Dann fahren wir jetzt.«
    »Ich muss noch Marcus suchen«, sagte Will.
    »Will, er ist weg«, sagte Leah. »Er ist ganz schnell verschwunden, als die Eddies auftauchten.«
    »Er muss hier noch irgendwo in der Nähe sein«, sagte Will. »Ohne ihn werde ich hier nicht weggehen.«
    »Du kannst gern hierbleiben, Will«, sagte ich. »Aber ich fahre jetzt los, mit dem Laster. Wenn du nicht den ganzen weiten Weg zurücklaufen möchtest, solltest du jetzt einsteigen.«
    »Na komm, Will«, sagte Leah. »Es ist schon spät.«
    Will konnte sich kaum dazu aufraffen, ins Führerhaus des Lastwagens zu steigen. Leah folgte ihm, dann zog ich mich auf den Fahrersitz und hätte mich dabei fast noch einmal übergeben. Auf der Interstate fuhr ich die ganze Zeit nicht schneller als vierzig Stundenkilometer.

    Die Schlacht von New