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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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mir dumm vor, dass ich mir wegen einer solchen Banalität den Kopf zerbrochen habe.
    »Verzeihst du uns?«, fragt Cat.
    Ich nicke. Die beiden umarmen mich und drücken mich dabei so fest, dass ich beinahe ersticke. »Schon gut, ich verzeihe euch«, sage ich möglichst überzeugend, damit ich nicht von ihnen erdrückt werde.
    »Frühstück?«, schlägt Genziana vor.
    »Ich hab keinen Hunger.«
    »Aber wir haben einen Riiiesenhunger , und allein können wir nicht runtergehen. Außerdem musst du dich anziehen, sonst kommen wir zu spät.«
    »Wohin zu spät?«
    »Na, zur Schule natürlich.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dazu schon bereit bin …« Meine Worte klingen ziemlich jämmerlich.
    »Wenn du nicht mitkommst, bleiben wir hier und leisten dir Gesellschaft«, sagt Caterina.
    »Gut gesagt, Kollegin. Alle oder keine.«
    Sie stehen auf und sehen mich hoffnungsvoll an. »Na los, komm schon!«
    »Okay.« Ich weiß nicht, ob die Entscheidung richtig ist, aber sie lassen mir ja keine Wahl.
    »Wollt ihr euch meine Dinosaurier angucken, während Scarlett sich anzieht? Die braucht immer so lange«, mischt sich mein Bruder ein.
    »Dinosaurier! Oh, ich liebe Dinosaurier!«, ruft Genziana aus und streicht ihm über die Haare. Er lächelt zufrieden über die Aufmerksamkeit, und man lässt mich allein. Ich nehme eine Jeans in die Hand und einen grünen Rollkragenpullover. Damit gehe ich ins Bad, wo ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser wasche. Ich ziehe mich an und bürste mir flüchtig die Haare.
    »Bist du fertig, Scarlett? Komm in die Gänge, sonst wirft dein Bruder uns einem seiner Ungeheuer zum Fraß vor.«
    Kurz darauf sitzen wir am Tisch. Ich zwinge mich, ein paar Kekse und einen Zwieback mit Honig hinunterzuwürgen.
    »Heute habe ich meinen ersten Privatunterricht in Mathematik«, zwitschert Caterina.
    »Umberto erwartet sie um drei Uhr.«
    »Das verdanke ich alles dir, Scarlett! Aber damit ihr jetzt nicht auf seltsame Ideen kommt … Ich habe es schon zu Genziana gesagt: Ich bin nicht in Umberto verknallt. Ich bin nur glücklich, weil er ein guter Nachhilfelehrer ist und ich mir sicher bin, dass ich auf diese Weise bald das Ungenügend vom letzten Mal ausbügeln kann. Ich habe es satt, mich an der Tafel immer so zu blamieren.«
    »Als ob sich hier irgendjemand was dabei denken würde … Caterina steht nicht auf Umberto. So ist es doch, oder, Scarlett? Sie ist nur total verrückt nach ihm!«
    »Hör auf!«
    »Okay, okay, sagen wir mal, er ist dir nicht ganz gleichgültig …«
    Caterina zieht ein finsteres Gesicht.
    »Irre ich mich etwa? Okay, du hast recht. Wie konnte ich nur so etwas denken? Umberto ist schließlich total hässlich und unsympathisch, er hat total krumme Schultern und seine Nase …«
    »Er ist nicht hässlich! Seine Schultern sind perfekt, und … Du Miststück, das war doch Absicht, oder?«
    Cat tritt unter dem Tisch nach Genziana. »AU!«
    Wir prusten alle los. Ich hatte die Fröhlichkeit meiner Freundinnen wirklich dringend nötig, um mich von meiner Trauer abzulenken. Obwohl mir bei dem Gedanken, dass mich das nächste Mal, wenn ich die Bibliothek betrete, kein Edoardo mehr dort lächelnd begrüßen wird, die Tränen in die Augen steigen.
    »Wollen wir los?«, fragt Genziana.
    »Ich versuche es.«
    »Wichtig ist, dass wir zusammenhalten. Du hast doch selbst gesagt, Freundschaft heißt, einander zu zähmen. Nur so lernt man sich gegenseitig kennen.«
    Mama beobachtet uns im Hintergrund, und obwohl sie immer so tough tut, merke ich, dass sie lächelt. Sie muss sich in diesen Tagen große Sorgen gemacht haben. Es war bestimmt nicht leicht für sie, mit einer Tochter umzugehen, die sich in den vier Wänden ihres Zimmers vergräbt.
    »Ciao, Marcolino! Wir sehen uns bestimmt bald wieder. Grüß deine Ungeheuer von mir!«, sagt Genziana.
    »Ich heiße nicht Marcolino. Hat dir Scarlett etwa gesagt, dass du mich so nennen sollst?«
    »Wir sehen uns, Marcolino«, sagt Genziana mit einem hinterlistigen Lächeln, dann wendet sie sich wieder uns zu: »Ich liebe es, kleine Jungs zu ärgern.«

39
    W ieder in der Schule zu sein ist schwieriger, als ich mir vorgestellt habe. Alle, Schüler, Lehrer und sogar der Hausmeister sprechen von nichts anderem als von Edoardos Tod.
    Irgendwo habe ich auch das Wort »Mord« aufgeschnappt. Über den Grund seines Ablebens sind seltsame Gerüchte im Umlauf. Genziana hat sich mit Lorenzo angelegt, weil er mich gefragt hat, ob ich die Leiche gesehen habe und wie es ist, wenn

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