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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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Vincent, mit fließenden Bewegungen gleitet er auf die Bühne, der hypnotische Tanz einer Schlange. Er schnappt sich das Mikrofon und zischt: »Schhhhh!«
    Die Menge wird immer leiser, bis auch der letzte Laut verklungen ist. Stille.
    In einer Nebelwolke erscheint Mikael mit seinen intensiven Eisaugen, den Bass um den Hals.
    Vincent wirft das Mikro von einer Hand in die andere. »Wir sind die Dead Stones! Wir nähren uns von euren Ängsten und verwandeln sie in Musik!«
    Der Bass unterlegt alles mit einem hypnotischen Beat, der sich allmählich auf der Bühne ausbreitet und schließlich die Luft mit seinen hämmernden Tönen erfüllt. Vincent lässt einen langen rauen Schrei ertönen, und dann fängt das erste Stück an. Als Mikael in den Refrain einstimmt, macht mein Herz einen Satz, und ich beginne mich im Rhythmus der Musik zu bewegen. Als würden meine Beine von allein tanzen.
    Ich beobachte Ofelia. Das pulsierende Stroboskoplicht verleiht ihrer Haut wieder diesen durchscheinenden Schimmer einer Porzellanpuppe. Sie trommelt rhythmisch mit ihren langen schwarz lackierten Nägeln an ihr Glas.
    Jemand rammt mich. Oh nein! Die Lavinia-Girls haben mir gerade noch gefehlt! Die ganze Clique: Lavinia voraus, die mit ihren Tüllklamotten und dem schimmernden Make-up wie eine Prinzessin aussieht, Sofia in einem superengen Minikleid, die langen schwarzen Haare zu einer komplizierten Steckfrisur getürmt und als Schlusslicht Federica, die etwas zurückhaltender wirkt.
    »Da sieht man mal, dass sie hier wirklich jeden reinlassen!«, empört sich Lavinia.
    Ofelia schiebt sich zwischen uns wie eine Wand. Sie sagt kein Wort, wirft den Mädels bloß einen vernichtenden Blick zu, und schon sind die drei genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen sind.
    Ich muss sie unbedingt fragen, wie sie das hinkriegt! Ich hab ja bloß die großen Hundeaugen drauf, aber bei solchen Gelegenheiten funktionieren die nicht.
    Da erkenne ich die ersten Töne von Closer , meinem Lieblingsstück.
    Ich spüre, wie ich dahinschmelze, die Melodie trägt mich fort, weg von hier in eine andere Dimension. I’m closer to you, I’m closer to you than I have ever been, why don’t you see me? Warum siehst du mich nicht? Aber Mikael sieht mich in der Menschenmenge, sein Blick streichelt mich zärtlich, als gäbe es nur uns beide. Diese Augen, sie sind so hell, als wären sie ein Stück vom Himmel. Eine warme Woge überwältigt mich. Ich verliere mich in seinen Eisaugen und denke darüber nach, dass ich mich vielleicht doch nicht geirrt habe! Das erste Mal, bei diesem Konzert zum Schuljahresbeginn, hat er wirklich mich angesehen. Dieser Augenblick hat sich unauslöschlich in meine Seele eingebrannt.
    Jemand packt mich am Arm. Schon wieder Lavinia? Ist sie extra zurückgekommen, um mich noch mal anzumachen? Aber es ist Umberto, sein Gesicht ist ganz verzerrt, er wirkt bestürzt.

48
    I ch muss mit dir reden«, schreit Umberto, um die Musik zu übertönen.
    »Nicht jetzt«, erwidere ich.
    »Wissen deine Eltern, dass du hier bist?«
    Darauf entgegne ich nichts, das würde nichts bringen. Ich werfe noch schnell einen Blick zu Ofelia hinüber, dann folge ich ihm mit gesenktem Kopf. Dieses Mal ist das Durchqueren der Tanzfläche ein einziger Kampf. Ein Meer von wogenden Körpern, die tanzen, schubsen, drängen, und so fange ich mir einen Tritt und diverse Ellenbogenstöße ein. Umbertos Miene verheißt nichts Gutes. Angst schnürt mir die Kehle zu.
    Darf ich nicht mal meinen Lieblingssong in Ruhe genießen? Ich hätte es so dringend gebraucht, mich kurz aus der Wirklichkeit auszuklinken! Die Probleme scheinen wie Jagdhunde hinter mir herzuhetzen, und ich als das winzige Beutetier renne und renne und schaffe es doch nicht, ihnen zu entkommen.
    Wir finden hinter einer hölzernen Trennwand Zuflucht, in dem fast leeren Gang, der zur Toilette führt, wo nur wenig los ist.
    »Was gibt es denn so Wichtiges?«, frage ich barsch. Ich habe beschlossen, dass jetzt Schluss ist mit den Freundlichkeiten.
    »Ich hatte dich doch vor Mikael und seiner Band gewarnt. Was machst du hier?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen!«
    »Ich wusste, dass du kommen würdest …«
    »Und seit wann überwachst du mich?«
    »Seit ich Angst habe, dass dir etwas Schlimmes zustoßen könnte.«
    »In letzter Zeit haben anscheinend alle Angst um mich. Ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen!«, sage ich und wende mich schnell ab, fest entschlossen, diese Unterhaltung

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