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Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman

Titel: Scarlett – Die Liebe hat Augen wie Eis, der Tod hat Augen wie Feuer: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Baraldi
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drei!) gefüllten Nudeln hin. Der Geschmack ist seltsam süßsauer, unwillkürlich verziehe ich das Gesicht.
    »Schmecken sie dir nicht?« Ofelia entgeht wirklich nichts.
    »Nein, es ist nur, weil sie ein bisschen … seltsam schmecken. Was ist das?« Unbekannte Objekte der dritten Art , beantworte ich mir meine Frage selbst.
    »Das sind Ravioli mit einer Füllung aus Ricotta, Spinat und Pinienkernen. In Honigsoße«, antwortet mir Ofelia vom anderen Ende des Tisches. Sie ist so unendlich weit weg!!
    Mir fällt auf, dass sie noch nichts angerührt hat. Dafür hat das, was ich gegessen habe, das Grummeln in meinem Magen kaum besänftigt.
    Ein köstlicher Duft eilt dem dritten Gang voraus: eine große Scheibe blutig gebratenes Fleisch. Diesmal serviert Arianna uns beiden.
    Misstrauisch betrachte ich den Teller. Es wirkt auf mich, als hätte ich eine Leiche vor mir! Ich versuche, ein Stück abzuschneiden, aber dabei empfinde ich Ekel.
    Im Gegensatz zu mir scheint Ofelia mit Genuss ihr Steak zu essen, das sie mit kleinen Schlucken Rotwein begleitet. Erst jetzt bemerke ich, dass ich die Gläser verwechselt habe. Das kleine war für Wein und das große für Wasser.
    Um meinen Magen zu beruhigen, fische ich vom Teller ein undefinierbares Zeug, das neben dem Fleisch liegt, und stecke es in den Mund.
    »Nein!« Ofelia lacht laut auf. »Das ist nur Dekoration … und wird nicht mitgegessen.«
    Rot vor Verlegenheit spucke ich es aus. »Entschuldige bitte … ich bin so was … nicht gewöhnt. Isst du immer so? Ich meine mit allem Drum und Dran, mit Hausangestellten, drei verschiedenen Gläsern und Silberbesteck?«
    »Ehrlich gesagt, nein.« Jetzt kann sie ein glasklares Lachen nicht zurückhalten. Sie muss sich einen Scherz mit mir erlaubt haben. Ich spiele die beleidigte Leberwurst, aber gleich darauf muss ich ebenfalls lachen.
    »Willst du sehen, wo ich normalerweise esse?«
    »Ja, bitte! Bring mich möglichst weit weg von diesem toten Fleisch!«
    »Wieso, lebt das Fleisch, das du sonst isst, etwa noch?«
    »Natürlich nicht, aber es trieft nicht vor Blut …«
    Sie führt mich in einen kleinen Raum mit einem Fußboden im Schachbrettmuster. Die Wände sind mit Regalen zugepflastert, die vor Büchern, DVDs und alten Videokassetten überquellen. Dazwischen hängt ein Dolby-Surround-System. Den Mittelpunkt des Zimmers bildet eine Chaiselongue mit vielen bunten Kissen in verschiedensten Formen und Größen. Ein riesiger Flachbildschirm blickt uns stumm vom anderen Ende des Zimmers entgegen.
    »Willkommen in meinem kleinen Reich.« Stolz zeigt Ofelia mir ihre Sammlung von Horrorfilmen, die eine ganze Wand ausfüllt. »Normalerweise esse ich hier, ich sitze dann auf dem Boden und sehe mir dabei einen Film an. Ich hasse es, mich an den Tisch zu setzen.« Das haben wir gemeinsam.
    Mir fällt wieder ein, warum ich gekommen bin.
    Ich erzähle Ofelia alles: von Umbertos Erpressung, von Caterina, warum ich Mikael nach dem Unterricht ausgewichen bin und wie schlecht es mir jetzt geht.
    Sie setzt sich auf einen Puff und sucht meine Augen: »Im Leben kannst du dich von Schuldgefühlen, von Angst oder Vernunft leiten lassen, du kannst der Wut oder dem Stolz folgen. Aber eines Tages, früher oder später, wirst du es bereuen. Der einzige Weg, nie etwas zu bereuen, ist seinem Herzen zu folgen. Sicher, es kann dich zu Verrücktheiten verleiten wie zum Beispiel, mit jemandem zusammen zu sein, von dem du dich vernünftigerweise fernhalten solltest. Aber wenn eine Berührung, ein Wort, eine Zärtlichkeit dieser Person ein so heftiges Gefühl in dir auslösen, dass du Angst hast zu sterben, dann würde ich diesen Weg wählen. Das Leben. Denn das Leben ist in dieser Berührung, in diesem Blick, in dieser Empfindung …« Während sie das sagt, bewegt sie langsam die Hände, und die wunderschönen antiken Armreifen an ihren Handgelenken klirren.
    Mit Tränen in den Augen laufe ich auf sie zu und umarme sie heftig. Ofelia bleibt dabei steif, unbeholfen.
    »He, ganz ruhig.«
    »Danke«, sage ich leise.
    »Weißt du, als ich vor einer Ewigkeit Vincent kennengelernt habe, da war ich so ängstlich, dass ich mich jedem Gefühl verschlossen habe, das musst du mir glauben. Wir haben beide viel durchgemacht, vielleicht haben wir uns deswegen erkannt. Wir haben einander erwählt.«
    »Es stimmt, Liebe bedeutet, dass man einander erwählt, ohne Rücksicht auf die Vernunft …«
    Ein trauriger Schleier trübt ihre wunderschönen violetten Augen. »Es war

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