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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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Und warum? Weil die Windgeschwindigkeit gleich Fluggeschwindigkeit minus Bodengeschwindigkeit ist. Die Windrichtung verändert den Anflugwinkel und versaut einem den Landeanflug. Wenn man nicht gegen den Wind startet, ist es schwieriger, an Höhe zu gewinnen. Bei der Landung kann es passieren, dass man zu viel Schwung hat und abstürzt, verdammt! Wer ist der Fluglotse, mit dem ich gesprochen habe? Sie kennen doch die Leute im Tower, F. J. Reed.«
    »Eigentlich eher nicht.«
    »Wirklich?«
    »Ja, Ma’am. Sie fliegen den schwarzen Hubschrauber mit dem vorwärtsstreuenden Infrarot-Laser und den NightSun-Scheinwerfern, der aussieht wie vom Ministerium für Heimatschutz. Aber wenn sie für die arbeiten würden, wüsste ich das. Wir kriegen genau mit, wer hier kommt und geht.«
    Lucy war sicher, den Idioten vor sich zu haben, der ihren Karren herausgerollt und absichtlich in Windrichtung gestellt hatte, und zwar auf Anweisung oder zumindest mit der Billigung des Dreckskerls im Tower und mit dem Ziel, sie lächerlich zu machen, sie zu demütigen und zu erniedrigen.
    »Vielen Dank. Sie haben mir gesagt, was ich wissen wollte«, entgegnete sie.
    Als sie davonstolzierte, kam Berger gerade aus der Damentoilette und knöpfte ihren Nerzmantel zu. Lucy merkte ihr an, dass sie sich das Gesicht mit viel kaltem Wasser gewaschen hatte. Es gehörte nur wenig dazu, um bei Berger das auszulösen, was sie selbst als »scheußliche Kopfschmerzen« und Lucy als »Migräne« bezeichnete. Gemeinsam verließen sie das Verwaltungsgebäude. Berger stieg in den 599 GTB, während Lucy den Wagen umrundete und den Strahl ihrer Surefire-Taschenlampe über den glänzenden Lack, Farbton Rosso Barchetta, das tiefe Rot eines guten Weines, gleiten ließ und Ausschau nach dem kleinsten Kratzer oder anderen Anzeichen dafür hielt, dass ihrem 611 PS starken Coupé etwas zugestoßen war. Sie überprüfte die Reifen, warf einen Blick in den Kofferraum und rückte das Gepäck zurecht. Dann setzte sie sich ans Steuer aus Karbonfaser, kontrollierte das Armaturenbrett, insbesondere den Tacho, und vergewisserte sich, dass das Radio noch auf denselben Sender eingestellt war wie zuvor. Sie wollte sichergehen, dass niemand während ihrer und Bergers Abwesenheit – mit Bergers Worten »Gefangenschaft in Stowe« – eine Spazierfahrt unternommen hatte. Lucy dachte an Marinos E-Mail, fragte sie aber nicht ab. Sie brauchte seine Hilfe nicht, um nach Hause zu finden, ganz gleich, ob der Verkehr nun umgeleitet oder eine Straße gesperrt worden war. Sie sollte ihre Tante anrufen.
    »Ich habe ihn nicht mehr erwischt«, sagte Berger. Ihr ebenmäßiges Profil sah in der Dämmerung wunderschön aus.
    »Der soll froh sein, dass ich ihn nicht erwische.« Lucy schaltete in den ersten Gang.
    »Ich meinte damit, dass ich dem Parkwächter kein Trinkgeld geben konnte.«
    »Keine Trinkgelder mehr. Etwas stimmt hier nicht, und solange ich nicht dahinterkomme, werde ich aufhören, nett zu sein. Wie fühlst du dich?«
    »Gut.«
    »Marino hat mir erzählt, eine ehemalige Patientin von Benton habe in dem Haus, wo meine Tante wohnt, ein Paket abgegeben. Sie mussten das Bombenentschärfungskommando holen. Jetzt ist das Paket in Rodman’s Neck«, berichtete Lucy.
    »Das ist der Grund, warum ich nie Urlaub mache. Kaum bin ich nicht da, passiert etwas.«
    »Die Frau heißt Dodie Hodge. Marino glaubt, dass sie in irgendeiner Verbindung zu Hap Judd steht. Er überprüft sie gerade im Real Time Crime Center.«
    »Bist du bei deinen Recherchen auf sie gestoßen?«, fragte Berger. »Falls das stimmt, hättest du doch etwas finden müssen.«
    »Der Name sagt mir nichts«, erwiderte Lucy. »Wir sollten Hap auf sie ansprechen und herauskriegen, ob er sie kennt, und wenn, woher. Es gefällt mir gar nicht, dass dieses Arschloch offenbar Kontakt zu jemandem unterhält, der meiner Tante vermutlich eine Paketbombe hinterlassen hat.«
    »Du ziehst voreilige Schlussfolgerungen.«
    »Marino steckt bis über beide Ohren in der Arbeit. Das soll ich dir von ihm ausrichten.«
    »Und warum?«
    »Ich soll dir einfach nur sagen, dass er jede Menge zu tun hat. Er klang ziemlich hektisch«, entgegnete Lucy.
    Nachdem sie in drei Sekunden auf neunzig Sachen beschleunigt hatte, schaltete sie in den dritten Gang zurück. Auf der Zufahrtsstraße würde sie sich bremsen und auf der Route 120 ein gemütliches Tempo fahren. Auf dem Parkway konnte man bei hundert Stundenkilometern am Steuer schlafen. Lucy hatte nicht vor,

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