Scarpetta Factor
betrachtete den angeblichen FedEx-Boten auf der Datenwand –, »während wir ein paar andere Suchbegriffe ausprobieren? FedEx . Oder FedEx-Uniform . FedEx-Mütze . Alles, was mit FedEx zu tun hat«, erwiderte Marino.
»Das wäre möglich.« Petrowski begann zu tippen.
Marino bemerkte, dass der Flachbildschirm schwarz geworden war. Die Videoübertragung aus dem Polizeihubschrauber war abgebrochen, denn der Selbstmörder lebte nicht mehr. Plötzlich hatte Marino einen Einfall, warum ihm der Mann so bekannt vorgekommen war. Ein Schauspieler, den er in irgendeinem Film gesehen hatte. Wie hieß er noch mal? Er hatte von einem Polizeipräsidenten gehandelt, der über eine Affäre mit einer Prostituierten gestolpert war. Wie zum Teufel lautete der Filmtitel? Marino hatte ihn vergessen. Das passierte in letzter Zeit häufiger.
»Kennen Sie diesen Film mit Danny DeVito und Bette Middler? Wissen Sie, welchen ich meine?«, fragte Marino.
»Keine Ahnung.« Petrowski beobachtete den Monitor und las die aufmunternde Botschaft: Ihre Suchanfrage wird bearbeitet . »Was hat denn ein Film mit Ihrem Fall zu tun?«
»Alles hängt miteinander zusammen. Ich dachte, das wäre der Sinn und Zweck dieses Ladens hier.« Marino deutete in den blauen Raum hinein.
Elf Suchergebnisse gefunden .
»Jetzt tut sich endlich was«, sagte Marino. »Kaum zu glauben, dass ich früher Computer und die Idioten, die damit arbeiten, gehasst habe.«
In der guten alten Zeit hatte Marino Rechner verabscheut und sich einen Spaß daraus gemacht, Leute, die sich damit auskannten, zu verspotten. Doch das war vorbei. Inzwischen war es für ihn eine Alltäglichkeit, wichtige Informationen auf dem Weg der sogenannten Link-Analyse herauszufinden und sie so schnell wie möglich weiterzuleiten. Es bereitete ihm Vergnügen, an einem Tatort zu erscheinen, in einer Sache zu ermitteln oder einen Beschwerdeführer zu befragen und bereits im Voraus zu wissen, ob die betreffende Person vorbestraft und wer das Opfer war, wie derjenige aussah, wie seine Freunde und Angehörigen hießen und ob er eine Gefahr für sich und andere bedeutete. Es war eine schöne neue Welt, meinte er häufig, wobei er auf ein Buch anspielte, das er nie gelesen hatte. Vielleicht würde er es ja irgendwann tun.
Petrowski projizierte Texte an die Datenwand. Berichte, die Körperverletzung, Raubüberfälle, eine Vergewaltigung und zwei Schießereien behandelten, in denen FedEx entweder wegen gestohlener Pakete, Äußerungen, beruflicher Tätigkeiten und in einem Fall aufgrund eines tödlichen Angriffs durch einen Pitbull eine Rolle gespielt hatte. Keiner dieser Berichte enthielt verwertbare Informationen, bis Marino auf eine Vorladung der Bußgeldstelle der öffentlichen Verkehrsbetriebe vom 1. August dieses Jahres stieß. Familienname, Vorname, die Adresse in Edgewater, New Jersey, Geschlecht, Hautfarbe, Größe und Gewicht waren aufgelistet.
»Was es nicht alles gibt. Schauen Sie, was ich entdeckt habe. Diese Frau hätte ich Sie nämlich als Nächstes überprüfen lassen«, verkündete er, während er die Schilderung des Vergehens las:
Die fragliche Person wurde dabei beobachtet, wie sie an der Kreuzung Southern Boulevard und East Hundred Fortyninth Street in einen Bus der New Yorker Verkehrsbetriebe stieg. Dort geriet sie in Streit mit einem Fahrgast, der, wie die Person behauptete, ihr den Sitzplatz weggenommen habe, worauf sie laut zu schreien anfing. Als der Polizist, der diesen Bericht verfasst hat, sich der Person näherte und sie aufforderte, still zu sein und sich zu setzen, antwortete sie: »Sie können Ihren Arsch per FedEx zur Hölle schicken, denn ich habe nichts getan. Dieser Typ da ist ein unhöflicher Mistkerl.«
»Ich bezweifle, dass sie eine Tätowierung mit Totenschädeln hat«, spöttelte Petrowski. »Die ist sicher nicht Ihr Mann mit dem Paket.«
»Scheiße, das ist wirklich unglaublich!«, begeisterte sich Marino. »Können Sie das für mich ausdrucken?«
»Sie sollten mal mitzählen, wie oft Sie pro Stunde das Wort Scheiße verwenden. Bei mir zu Hause würde sie das jedes Mal fünfundzwanzig Cent kosten.«
»Dodie Hodge«, sagte Marino. »Die beschissene Spinnerin, die bei CNN angerufen hat.«
13
Connexions, Lucys Agentur für forensische Computerermittlungen, befand sich in demselben Haus, in dem sie auch wohnte. Es handelte sich um ein Gebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert, das ehemalige Lagerhaus einer Firma, die Seifen und Kerzen hergestellt hatte, und
Weitere Kostenlose Bücher