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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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festgehalten, das wir Ihnen jetzt zeigen werden. Als Farrah tot war, sind Sie sofort hinauf in die Intensivstation im neunten Stock gefahren, um ihre Leiche in die Pathologie zu bringen. Erinnern Sie sich?«
    Schweigend starrte er auf die Tischplatte aus gebürstetem Edelstahl. Berger konnte seine Miene nicht deuten. Vielleicht war es Schock. Möglicherweise legte er sich auch seine nächste Antwort zurecht.
    »Farrah Lacys Leiche wurde von Ihnen in die Pathologie gefahren«, wiederholte sie. »Die Kamera hat es aufgezeichnet. Möchten Sie es sich anschauen?«
    »Das ist doch alles Mist. Es war nicht so, wie Sie denken.« Er rieb sich das Gesicht.
    »Wir führen Ihnen jetzt das Video vor.«
    Zwei Klicks mit der Maus, und das Video begann: Hap Judd in OP-Anzug und weißem Kittel schob eine Bahre in die Krankenhauspathologie und blieb an der geschlossenen Edelstahltür der Kühlkammer stehen. Ein Wachmann kam hinzu, öffnete die Tür und kontrollierte das Etikett auf dem Laken, das die Leiche bedeckte. »Weshalb soll sie obduziert werden? Sie war hirntot, und man hat den Stecker gezogen«, meinte er. »Auf Wunsch der Familie«, erwiderte Hap Judd. »Fragen Sie mich nicht. Sie war eine Schönheit, verdammt, Cheerleaderin. Das Traummädchen, mit dem man zum Abschlussball gehen will.« – »Ja?«, brummte der Wachmann. Hap Judd zog das Laken weg, sodass die Leiche des Mädchens zu sehen war. »Was für eine Verschwendung!«, sagte er. Der Wachmann schüttelte den Kopf. »Bringen Sie sie rein«, entgegnete er. »Ich habe noch zu tun.« Daraufhin rollte Judd die Bahre in die Kühlkammer. Seine Antwort war nicht zu verstehen.
    Hap Judd schob seinen Stuhl zurück und stand auf. »Ich verlange einen Anwalt!«, rief er.
    »Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen«, meinte Berger. »Sie sind nicht festgenommen worden. Wir lesen Leuten, die nicht verhaftet worden sind, nicht ihre Rechte vor. Wenn Sie einen Anwalt wollen, müssen Sie sich schon selbst darum kümmern. Niemand hindert Sie daran. Nur zu.«
    »Diese Veranstaltung dient doch nur dem Zweck, mich zu verhaften. Ich nehme an, dass ich deswegen hier bin.« Er wirkte verunsichert und konnte Lucy nicht ansehen.
    »Noch nicht«, gab Berger zurück.
    »Warum haben Sie mich hergebeten?«
    »Sie sind noch nicht verhaftet«, beharrte Berger. »Vielleicht wird es passieren, vielleicht aber auch nicht. Keine Ahnung. Das ist nicht der Grund, warum ich Sie vor drei Wochen angerufen habe.«
    »Was dann? Was wollen Sie von mir?«
    »Setzen Sie sich«, befahl Berger.
    Hap Judd nahm wieder Platz. »Sie können mich deshalb nicht anklagen, kapiert? Haben Sie vielleicht eine Knarre hier? Warum knallen Sie mich nicht einfach ab?«
    »Wir haben es hier mit zwei verschiedenen Themen zu tun«, erwiderte Berger. »Erstens ermitteln wir weiter, und Sie werden vielleicht angeklagt und vor Gericht gestellt. Was dann geschieht, hängt von den Geschworenen ab. Zweitens: Niemand plant, Sie zu erschießen.«
    »Ich schwöre, ich habe das Mädchen nicht angerührt«, beteuerte Judd. »Ich habe ihr nichts getan.«
    »Was ist mit dem Handschuh?«, erkundigte Lucy sich spitz. »Weißt du was? Ich werde ihn selbst danach fragen«, entgegnete Berger.
    Sie hatte jetzt endgültig genug. Lucy würde ab jetzt den Mund halten.
    » Ich stelle hier die Fragen«, wiederholte Berger und fixierte Lucy so lange mit ihrem Blick, bis sie sicher war, dass sie diesmal auf sie hören würde.
    »Laut Aussage des Wachmanns hat dieser die Pathologie verlassen, während Sie mit Farrah Lacys Leiche allein zurückgeblieben sind«, setzte Berger die Vernehmung fort. Dabei bezog sie sich auf Informationen, die Marino beschafft hatte, und versuchte, nicht daran zu denken, wie unzufrieden sie im Moment mit ihm war. »Als er etwa zwanzig Minuten später zurückgekehrt sei, hätten Sie gerade aufbrechen wollen. Er habe sich erkundigt, was Sie die ganze Zeit in der Pathologie gemacht hätten, doch Sie hätten ihm nicht geantwortet. Er erinnert sich, dass Sie nur einen Latexhandschuh trugen und ziemlich außer Atem gewesen seien. Wo war der andere Handschuh, Hap? Auf dem Video, das wir Ihnen gerade gezeigt haben, hatten Sie an beiden Händen Handschuhe. Wir können Ihnen auch noch weitere Videos vorführen, in denen Sie die Kühlkammer betreten und bei weit offener Tür eine knappe Viertelstunde darin verbringen. Was haben Sie da drin getrieben? Warum haben Sie einen Handschuh ausgezogen? Haben Sie ihn für etwas benutzt und ihn vielleicht

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