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Scarpetta Factor

Scarpetta Factor

Titel: Scarpetta Factor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Daniels Cornwell
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vielleicht sogar wegen eines Kapitalverbrechens.«
    Er ging vom Gas. Die rote Markise des Hotels Elysée befand sich links geradeaus.
    »Ich habe das Passwort des BlackBerry deaktiviert«, sagte Scarpetta.
    Das passte überhaupt nicht zu ihr. Marino wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, und merkte ihr an, dass es ihr peinlich war. Und dabei gab es nur wenig, was Scarpetta in Verlegenheit brachte.
    »Ich habe es auch satt, es immer wieder neu eingeben zu müssen.« In gewisser Weise hatte er Verständnis für sie. »Aber ich würde nie auf das Passwort verzichten.« Er wollte sie nicht kritisieren, obwohl es kein sehr kluger Schritt gewesen war. Für ihn war es unvorstellbar, wie sie so leichtsinnig hatte sein können. »Und was ist jetzt das Problem?«
    Als er an seinen Datenaustausch mit ihr dachte, wurde ihm mulmig: E-Mails, Nachrichten auf der Mailbox, SMS, Kopien von Berichten, Fotos im Fall Toni Darien, einschließlich derer, die er in ihrer Wohnung gemacht hatte, und seine Kommentare dazu.
    »Soll das etwa heißen, dass Carley Zugang zu sämtlichen Daten auf deinem verdammten BlackBerry hat? Scheiße!«, meinte er.
    »Du bist Brillenträger«, erwiderte Scarpetta. »Deshalb hast du deine Brille immer auf der Nase. Ich brauche nur eine Lesebrille, und die habe ich nicht immer zur Hand. Und wenn ich in der Wohnung hin und her gehe oder mir draußen ein Sandwich besorge und einen Anruf erledigen muss, sehe ich nicht genug, um das dämliche Passwort einzutippen.«
    »Du könntest eine größere Schrift einstellen.«
    »Seit Lucy mir dieses blöde Ding geschenkt hat, fühle ich mich wie neunzig. Also habe ich das Passwort deaktiviert. Keine gute Idee, ich weiß. Aber es ist nun mal geschehen.«
    »Hast du es ihr gesagt?«, erkundigte sich Marino.
    »Ich habe es ihr nicht verraten, weil sie die Möglichkeit hat, sämtliche Daten zu löschen, und ich möchte noch nicht, dass sie das tut.«
    »Dann kriegst du das BlackBerry zurück, und nichts bis auf die Seriennummer weist auf dich als Besitzerin hin. Ich könnte Carley zwar trotzdem wegen eines Kapitalverbrechens anklagen, weil das Ding mehr als zwei Dollar fünfzig wert ist, würde ihr aber lieber so richtig die Hölle heißmachen.« Marino hatte lange darüber nachgedacht. »Wenn sie Daten geklaut hat, habe ich mehr gegen sie in der Hand. Schließlich hast du eine Menge Mist in deinem BlackBerry gespeichert. Vielleicht kriegen wir sie wegen Identitätsdiebstahls dran, das ist ein Kapitalverbrechen Kategorie C. Es könnte auch sein, dass ihr Vorsatz und die Absicht nachzuweisen ist, Informationen über die Gerichtsmedizin zu verkaufen und sich zu bereichern, indem sie damit an die Öffentlichkeit geht. Dann erleidet sie möglicherweise einen Nervenzusammenbruch.«
    »Hoffentlich macht sie keine Dummheiten.«
    Marino war nicht sicher, ob Scarpetta Carley Crispin oder Lucy meinte.
    »Wenn keine Daten in deinem Telefon sind«, begann er erneut.
    »Ich habe sie gebeten, es nicht zu zerstören. Ihre Ausdrucksweise.«
    »Dann wird sie es auch nicht tun«, erwiderte Marino. »Lucy ist eine erfahrene Ermittlerin und forensische Computerexpertin, die früher einmal beim FBI war. Sie kennt das System und weiß vermutlich auch, dass du dein verdammtes Passwort deaktiviert hast. Schließlich hat sie ein Netzwerk auf einem Server aufgebaut. Verlange jetzt bitte nicht, dass ich ihr Fachchinesisch benutze, um zu erklären, was sie da zusammengebastelt hat, angeblich um uns einen Gefallen zu tun. Außerdem kommt sie gleich hierher, um mir den Durchsuchungsbeschluss zu bringen.«
    Scarpetta schwieg.
    »Damit meine ich, dass sie wahrscheinlich in der Lage ist, nachzuprüfen, ob dein Passwort aktiviert ist«, fuhr Marino fort. »Sie hätte herausfinden können, dass du es nicht mehr benutzt. Ich bin nämlich ziemlich sicher, dass sie diese Dinge kontrolliert.«
    »Ich glaube, momentan bin ich nicht diejenige, auf die sie es abgesehen hat«, antwortete Scarpetta.
    Allmählich wurde Marino klar, warum sie sich so verhielt, als ob etwas sie belastete, und zwar nicht nur das gestohlene Telefon oder ein möglicher Streit mit Benton. Aber er schwieg, während sie in seinem zerbeulten Auto vor einem der teuersten Hotels von New York City saßen. Ein Pförtner warf einen Blick auf sie, kam jedoch nicht heraus und ließ sie in Ruhe. Hotelpersonal wusste, wenn es ein Polizeifahrzeug vor sich hatte.
    »Allerdings glaube ich, dass sie jemand anderen bespitzelt«, sprach Scarpetta weiter.

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