Scarred Heart (German Edition)
Liebster das Haus verlassen hatten, hatte er sich ein Taxi gerufen. Mit dem Schlapphut tief ins Gesicht gezogen und den Handschuhen an den Händen hatte er das Haus verlassen und sich auf die einstündige Fahrt mit dem Taxi gemacht. Er konnte sich solche Spielereien leisten. Öffentliche Verkehrsmittel kamen auf keinen Fall in Frage.
Nun saß er hier, knetete nervös die Hände und seine Augen huschten ruhelos durch den Raum. Von diesem Termin hing so viel ab!
Eine Tür öffnete sich, wurde wieder geschlossen. Nervös stand Marius auf und drehte sich zum Arzt um. Dieser kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
„Guten Tag, Herr Stone. Freut mich, Sie kennen zu lernen!“, sagte er und drückte Marius die Hand . Der drückte kurz die Hand und zog dann seine wieder zurück. Es tat zwar nicht weh an den Narben, aber es war trotzdem ein unangenehmes Gefühl.
„Hallo, Herr Doktor Murder, danke, dass Sie Zeit für mich haben.“, erwiderte Marius. Die beiden s etzten sich, und kurz entstand Schweigen zwischen ihnen. Der Arzt holte Luft und begann dann zu sprechen: „Ich habe mir Ihre Akten angesehen. Ich will ehrlich sein: Es scheint möglich zu sein, Ihre Narben zu mildern, aber ganz verschwinden werden sie nicht. Dafür ist einfach zu viel an Schaden vorhanden.“
Marius hatte die Luft angehalten und stieß sie nun abrupt wieder aus. Ihn überfiel Schwindel. Mehr wollte er doch gar nicht, mit einer vollständigen Heilung hatte er sowieso nicht gerechnet.
„A ber“, sagte der Arzt, denn er hatte Marius Reaktion gesehen, „es wird langwierig und schwierig werden. Diverse Tests müssen noch gemacht werden, bevor wir überhaupt mit dem Gedanken an die OP spielen können. Sie wissen, dass wir Haut von anderen Stellen brauchen, um diese dann transplantieren zu können?“, sagte er und blickte fragend den jungen Mann an.
Marius nickte. Das hatte im Internet gestanden. Anders war das ganze ja nicht zu handhaben: „Ja, das weiß ich, und es macht mir nichts aus.“
Der Arzt sah ihn eindringlich an. „Als erstes ist ein Besuch beim Psychologen angebracht. Da das Ganze mehrere Wochen dauern wird, ist es eine enorme Belastung für den Patienten. In dieser Zeit werden wir Bluttests, Röntgenaufnahmen und so weiter veranlassen. Sie werden nach der OP voraussichtlich ein paar Wochen im Krankenhaus bleiben müssen. Sie sind zwar jung, aber nichts darf den Heilungsprozess gefährden. Der Eingriff findet in einer Spezialklinik statt, wo alles zur Verfügung steht, was man braucht.“, führte der Arzt weiter aus.
Marius hörte sich auch die Vorgehensweise an, sagte aber kein Wort dazu. Der Arzt war gründlich, klärte ihn auch über die Risiken auf. Das waren eine ganze Menge.
Eine Stunde später verließ Marius die Praxis, mit neuen Terminen im Kalender und der Kopf schwirrte ihm von den ganzen Details. Mit einem Taxi fuhr er nach Hause. Dort angekommen ließ er sich völlig erledigt ins Bett fallen. Mitten am Tag. Es war ihm egal. Komplett angezogen schlief er fast auf der Stelle ein.
„Marius!“, flüsterte Rafael in sein Ohr. „Wach auf, mein Süßer!“, dabei wurde ihm sanft übers Gesicht gestreichelt. Seufzend drehte sich Marius weg, wollte einfach weiterschlafen. Rafael saß auf der Bettkante und beobachtete seinen Liebsten. Marius sah nicht sonderlich gut aus. Schweiß bedeckte seine Haut, er war blass und auch der Schlaf war unruhig.
Was war geschehen? So hatte er ihn zuletzt nach dem Clubbesuch gesehen. Oder wurde er krank? Nachdenklich runzelte er die Stirn, erhob sich und ging ins Wohnzimmer, wo Marek vor einer Flasche Bier und einem Sandwich saß, dabei eine Serie im Fernsehen anschaute.
„Sag mal, hat Marius irgendwas gesagt? Hat er Probleme oder so?“, fragte er, während er sich in den Türrahmen lehnte. Erstaunt wendete Marek sich Rafael zu. „Nein, alles war wie immer, wieso?“, fragte er und legte das Sandwich beiseite.
„Er schläft, aber sehr unruhig, und sieht aus wie nach dem Clubbesuch!“, erzählte Rafael, stieß sich vom Rahmen ab und schlenderte auf die Couch zu. Dort angekommen, drehte er wieder um, tigerte zur Tür zurück, nur um erneut den gleichen Weg zurückzunehmen.
Nachdenklich sah Marek ihm dabei zu. Auch ihm war aufgefallen, dass sein Bruder in den letzten zwei Wochen merkwürdig still gewesen war, und in den letzten Tagen war Nervosität hinzugekommen. Aber auf Nachfragen hatte der Kleine nur den Kopf geschüttelt, ein ni chtssagendes Lächeln aufgesetzt und tat dann
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