Scarred Heart (German Edition)
Flächenbrand in seinem kalten Inneren aus. Wo vorher nur ein Flämmchen gewesen war, war jetzt ein Inferno. Liebe! Dass musste Liebe sein! Er wurde geliebt und er liebte diesen Mann. Er spürte, wie die Wunden in seinem Herz und seiner Seele sich immer mehr schlossen, vernarbten und anfingen zu heilen.
Rafael war das Beste, was ihm passieren konnte. Mit dieser Erkenntnis machte er sich auf den Weg ins Arbeitszimmer. Sein Entschluss stand fest. Für diesen Mann würde er alles geben und alles riskieren. Er hatte ihm Hoffnung gegeben, hatte ihm sein Leben zurückgegeben. Doch auf Dauer würde ein Leben in diesen vier Wänden nicht genug sein.
Zudem wollte er nicht, dass sich Rafael für das Aussehen seines Freundes –dieses Wort zerging auf seiner Zunge wie Eis in der Sonne- schämen musste oder ausgelacht wurde. Er wollte ihm diesen Spießrutenlauf nicht zumuten.
Mit neuer Energie zog er die Papiere aus seinem Schreibtisch. Er hatte da einen Hinweis auf einen renommierten Schöneitschirurgen gesehen, der diese Art von OP schon öfters durchgeführt hatte. Es war auch eine Methode, die der Arzt entwickelt hatte, die ihm vielleicht zu einem besseren Leben verhelfen konnte. Geld genug hatte er ja, seine Bücher verkauften sich ausnehmend gut.
Mit zittrigen Fingern griff er nach dem Telefonhörer und wählte die gefundene Numm er. Es rauschte in seinen Ohren und beinahe hätt er vor lauter Angstschweiß den Hörer fallen lassen.
11
Rafael konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so unruhig dem Feierabend entgegen gefiebert hatte. Der Tag schien und schien n icht enden zu wollen. Seit Wochen wohnte er praktisch bei Marek. Dass dieser noch kein Wort dazu verloren hatte, wunderte ihn zwar ein wenig, aber es war ihm recht.
Nach und nach hatte sich Marius an seine Gegenwart gewöhnt, war lockerer geworden. Die Zärtlichkeiten nahm er begierig an, und gab sie ebenso enthusiastisch zurück. Nacht für Nacht liebten sie sich auf jede erdenkliche Weise, schliefen eng aneinander geschmiegt, frühstückten zusammen. Kurz, sie teilten alles miteinander.
So zufrieden und glücklich wie in diesen Wochen war Rafael noch nie gewesen. Er hatte seine andere Seelenhälfte gefunden, sein Partner fürs Leben. Doch er hatte das Gefühl, das Marius etwas vor ihm verbarg. Es war nur ein Gefühl, aber er hatte ihn mehrmals dabei erwischt, wie er Papiere in seinem Schreibtisch eilig verschwinden ließ. Rafael hatte ihn vorsichtig darauf angesprochen, aber nur ausweichende Antworten erhalten. Daraufhin hatte er es gelassen. Er wollte den Kleinen nicht bedrängen, nicht jetzt, wo es so gut zwischen ihnen lief.
Gut, ab und zu fehlte es ihm, durch die Clubs zu ziehen oder in eine Bar zu gehen. Auch Restaurantbesuche waren nicht drin. Marius war zwar aufgeblüht, traute sich aber weiterhin nicht aus dem Haus. Marius hatte ihm zuliebe ein paar Mal den Versuch gewagt, hatte aber jedes Mal einen Panikanfall bekommen und musste anschließend mit viel Liebe und Zuwendung wieder aufgepäppelt werden, da er zitterte, weinte, und einfach komplett aufgelöst war.
Marius zuliebe verzichtete er auf solche Ausflüge. Der Kleine hatte ihm schon ein paar Mal gesagt, dass er auch mal einen Abend ohne Rafael klarkäme und er doch ruhig mal mit seinen Freunden weggehen könnte, aber Rafael war das gar nicht recht. Er ließ den Kleinen, jetzt, wo er ihn hatte, nur ungern aus den Augen. Dauernd war da die latente Angst, dass Marius sich wieder zurückzog.
Pfeifend und gut gelaunt machte er endlich Feierabend und wartete am Auto auf Marek.
Marius saß zu Hause am PC, sein Roman war zur Hälfte fertig. Die Liebe hatte ihn neu beflügelt, ihm neuen Auftrieb gegeben und das hatte sich auch in der Arbeit niedergeschlagen. Er konnte es selbst nicht glauben, wie flott ihm die Schreiberei von der Hand ging.
Nachdenklich sah er auf die Schublade hinunter, wo die Papiere lagen. Er hatte bereits vor zwei Wochen dort angerufen und sich einen Termin bei diesem Chirurgen geben lassen. Nächste Woche war es soweit. Sämtliche OP Berichte, Diagnosen, Verlaufsberichte etc. hatte er bereits kopiert und dem Arzt zugesendet, weil der sich die Sache im Voraus in Ruhe anschauen wollte.
Ob es überhaupt möglich war? Konnte man die hässlichen Narben mildern? Er hoffte es. Letzte Woche hatte er es geschafft und sich selbst im Spiegel angeschaut. Es war nicht schön gewesen. Die rechte Gesichtshälfte war einfach grausam. Anders konnte man es nicht nennen.
Er hatte es nicht
Weitere Kostenlose Bücher