Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)
weiße Werwolf zog sein Schwert.
Mats sträubten sich die Nackenhaare. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Aus dem Augenwinkel sah er, wie der Blinzler sich anschickte, wieder hinter der Säule zu verschwinden. Aber bevor er sie erreichen konnte, traf ihn ein gelber Blitz, sodass er als qualmendes Etwas auf dem Hof aufschlug.
Lucy würgte.
»Schau nicht hin!«
Mats drängte Lucy Richtung Stufenpyramide, um zurück ins Innere zu flüchten. Doch schon gingen weitere Blitze auf sie nieder. Einer schlug direkt vor ihnen ein und schleuderte Mats und Lucy zu Boden. Die anderen Blitze wurden von den Schwertern der Werwölfe angezogen, sodass sich das neunköpfige Rudel im Nu jaulend auf dem Boden wälzte.
»Steht auf!«, schrie Tic Mats und Lucy an. »Wir müssen verschwinden!«
Doch es war bereits zu spät!
Mehrere der rechteckigen Schatten senkten sich dem Innenhof entgegen. Jetzt erkannte Mats, was es war: fliegende Teppiche, auf denen schwarze Dschinns ritten. Die Blitze, die die Werwölfe außer Gefecht gesetzt hatten, mussten von ihnen stammen. Viel übler war jedoch, dass sie den dreien den Rückweg in den Schwarzen Skarabäus abgeschnitten hatten.
»Seid ihr die, die sich nach unserem Meister erkundigt haben?«, fragte ein Dschinn, der im Gegensatz zu den anderen einen purpurroten Turban trug.
Der Vampir, dachte Mats wütend. Er muss es ihnen gesteckt haben!
»Haut ab«, beschimpfte Tic die Flaschengeister. »Wir haben auch so schon genug Ärger!«
Der Dschinn lächelte. »Ich wette, ihr seid die Gleichen, die auch im Buchladen rumgeschnüffelt haben, nicht wahr?«
»Buchladen? Welcher Buchladen?« Mats setzte ein dümmliches Gesicht auf.
»Gebt euch keine Mühe. Wir wissen Bescheid und Lady Violetta erwartet euch bereits.« Der Dschinn deutete auf Mats, Lucy und Tic. Drei Lichtblitze lösten sich aus seinen schwarzen Fingern. Mats keuchte vor Schreck. Aber anstatt sie zu verbrennen, spannen die magischen Blitze sie innerhalb von Sekunden in leuchtende Kokons. Nur ihre Gesichter blieben frei.
Mats schlug der Länge nach hin. Lucy ging direkt neben ihm nieder und Tic plumpste auf ihren Rücken.
»So gefällt mir das!« Der Dschinn sank zu ihnen herab, packte einen nach dem anderen und warf sie hinter sich auf den Teppich. Danach trieb er diesen der rauchverhangenen Höhlendecke entgegen, wobei er das Geschimpfe und Geschrei der drei belachte.
»Luft anhalten«, stieß Tic hervor, kurz bevor sie in die schwarzen Wolken eintauchten.
Mats schloss auch die Augen. Warum muss so etwas immer uns passieren?, fragte er sich. Als er die Lider wenige Sekunden später wieder öffnete, hatten sie die Rauchschwaden hinter sich gelassen und flogen auf eine dunkle Öffnung in der Höhlendecke zu.
»Ein illegaler Ausgang aus dem Schattenschlund«, schimpfte Tic, der durch die Fliehkraft an Mats’ Wange gepresst wurde. »Wir müssen nicht einmal einen Torwächter passieren!«
Der schwarze Dschinn, der sie belauscht haben musste, lachte abermals auf, bevor er sich mit ihnen in die lichtlose Finsternis des Tunnels stürzte. Kalter Schweiß drang Mats aus allen Poren, während sie die Schwärze mit halsbrecherischem Tempo durchflogen. Er rechnete damit, jeden Moment in ein unsichtbares Hindernis zu krachen. Doch der Dschinn schien den Verlauf des Tunnels genau zu kennen.
Die meiste Zeit über ging es aufwärts, weswegen Mats vermutete, dass sie auf dem Rückweg zur Oberfläche waren. Bald darauf schossen sie auch schon aus einem stillgelegten Abflussrohr und dem Sternenhimmel über Berlin entgegen.
Mats sah zu Lucy rüber, die den ganzen Flug über keinen Laut von sich gegeben hatte. Ihre Lider waren fest zusammengekniffen und im Licht der Sterne wirkte sie noch bleicher als die Todesfeen. Gerade wollte er ihr sagen, dass es vorbei war und sie die Augen wieder öffnen könne, als der Teppich in eine scharfe Rechtskurve ging. Wusch . Mats drehte den Kopf ein Stück und erkannte unter ihnen eine einsame Landstraße, die in das Scheinwerferlicht einer Limousine getaucht war. Das musste diese Lady Violetta sein, von der der Dschinn gesprochen hatte.
Die Königin der Nacht
Eine Frau stieg aus der Limousine. Und was für eine! Dass Mats nicht der Mund offen stehen blieb, war auch schon alles. Sie war hochgewachsen und gertenschlank, ihre Haut bleich wie Mondlicht, das Gesicht von engelsgleicher Schönheit. Nur ihre eisblauen Augen verrieten die Düsternis ihrer Seele. Die Königin
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