Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
ganzen Papierkram erledigen müssen, den sie tagsüber nicht schaffen.« Mats kniff die Lippen zusammen. Da war dieses Ziehen in seinem Bauch, das ihm sagte, dass irgendetwas nicht stimmte. Oder war er einfach nur übermüdet und bildete sich das Ganze ein? »Schauen wir mal, wie sie morgen früh drauf sind«, entschied er schlieÃlich, zog sich die Klamotten aus und schleppte sich zum Bett. »Nacht, Tic. Und schalt dein Glühen ab, ja? Ich kann sonst nicht schlafen.«
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Am nächsten Morgen überraschten seine Eltern Mats mit einem gemeinsamen Frühstück. Sie aÃen frische Brötchen mit Marmelade, lachten und redeten, aber niemand erwähnte den vergangenen Abend. Nur einmal fragte seine Mutter kurz, wie es im Kino gewesen sei, krauste dann aber die Stirn und wechselte sofort wieder das Thema. Mats war das ein wenig unheimlich. Bevor er seine Eltern jedoch fragen konnte, ob gestern etwas Merkwürdiges passiert sei, klingelte auch schon das Telefon. Mats sprang auf und lief hin. Er hatte so eine Ahnung, wer das sein könnte.
»Bei meinem Paps ist es das Gleiche«, sagte Lucy, nachdem Mats ihr von seinen Eltern erzählt hatte. »Sobald wir auch nur auf den gestrigen Abend zu sprechen kommen, redet er sofort von etwas anderem.«
Mats biss sich auf die Unterlippe. Das Ziehen von vergangener Nacht hatte sich inzwischen zu einem unangenehmen Magengrummeln ausgeweitet. »Glaubst du, jemand hat unsere Eltern verzaubert?«
Schweigen.
»Bist du noch dran, Lucy?«
»Ja, ja, natürlich. Hm, verzaubert. Nur wer soll das getan haben? Und warum?«
»Wenn es Lucy ist«, rief Matsâ Mutter in diesem Moment aus der Küche, »richte ihr doch aus, dass ihr zwei heute Abend von Mr Myrddin zum Essen eingeladen seid. Er ist vergangene Nacht ganz überraschend von seiner Reise nach Skandinavien zurückgekehrt.«
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Es war schrecklichste Tag in Matsâ Leben, obwohl zur Abwechslung mal keine Mumie oder Werwolf versuchte, ihn umzubringen. Es lag vielmehr an seiner Ungeduld. Wie ein Tiger im Käfig lief er in seinem Zimmer auf und ab, während die Zeit beinahe stillzustehen schien. »Erst zwei Uhr, shit«, murmelte Mats nach einem weiteren Blick auf die Uhr. Noch sechs Stunden, bis er endlich diesen mysteriösen Mr Myrddin kennenlernen würde, der für acht Uhr einen Tisch im Hotelrestaurant gebucht hatte.
»Setz dich«, fauchte Tic. »Du machst mich ganz irre!«
»Ich kann nicht.« Mats stürmte zu seinem Bett, schnappte sich den Comic von seinem Nachttischchen und schleuderte ihn gleich wieder weg. »Mir brummt der Schädel.« Er vergrub die Hände in den Haaren. Mittlerweile waren es so viele Fragen, die er diesem Mr Myrddin stellen wollte, dass er sie wieder und wieder durchging, weil er fürchtete, sonst eine zu vergessen. »Vielleicht sollte ich mir eine Liste machen?«, murmelte er.
»Was für eine Liste?«, fragte Tic, flatterte zum Bücherregal und kickte die winzigen Superheldenplastikfiguren, die Mats vor ein paar Jahren gesammelt hatte, aus den Fächern. Mats sah kurz auf und dann wieder weg. Es war ihm egal, dass Tic schlechte Laune hatte, weil er nicht mit zu diesem Treffen kommen konnte. Es fand nun einmal in der Ãffentlichkeit statt.
»Ich will doch bloà wissen, ob er der echte Myrddin ist«, schimpfte Tic vor sich hin.
»Was meinst du damit?«, hakte Mats nach.
Der Feenmann funkelte ihn giftig an. »Findâs doch selbst heraus, Menschenjunge!« Er verschränkte die Arme vor der Brust und streckte Mats seine lange violette Zunge heraus.
Um fünf vor acht trafen Mats und Lucy sich vor der groÃen Standuhr im Foyer. Beide hatten sie sich herausgeputzt. Mats trug seine neuste Jeans und sein coolstes Kapuzenshirt. Lucy hatte ausnahmsweise einen Rock angezogen. Dazu ein ziemlich flippiges Oberteil in gelb und grün.
»Du ... du siehst super aus!«, stammelte Mats.
»Danke«, sagte Lucy lächelnd und ergriff seine Hand. »Bereit?«
»Ja, jetzt schon.«
Die beiden betraten das Hotelrestaurant. Ein weitläufiger Saal mit eleganter Einrichtung und üppigen Blumenbouquets auf jedem Tisch. In der Luft hing der Duft von frischem Gemüse, saftigem Fleisch und süÃen Desserts, getragen von dem sanften Gemurmel der Hotelgäste, die allesamt Abendgarderobe trugen. Von seiner Mutter wusste Mats, dass
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