Scary City, Band 2: Der Wächter Des Goldenen Schlüssels, Scary City 2
Mr Myrddin in einer abgeschirmten Nische auf der anderen Seite des Restaurants auf sie wartete. Normalerweise war dieser Tisch Geschäftsleuten vorbehalten, die dort bei einem ausgedehnten Essen ungestört ihren Verhandlungen nachgehen konnten.
»Bist du aufgeregt?«, flüsterte Lucy.
»Und wie«, entgegnete Mats grinsend und schob seine Finger noch tiefer zwischen Lucys.
Mr Myrddin war ein alter, sehr alter Mann mit einem freundlichen, aber ziemlich zerknautscht wirkenden Gesicht, das Mats an ein Hemd erinnerte, das dringend mal wieder gebügelt werden musste. Er trug einen schwarzen Nadelstreifenanzug und einen passenden Bowler auf dem Kopf, so einen melonenförmigen Hut, wie er zurzeit in England Mode war. Das Haar, das darunter hervorschaute, war schneeweiÃ, genauso wie sein Bart.
Mats und Lucy blieben vor seinem Tisch stehen. Verunsichert darüber, was sie sagen oder tun sollten. So harmlos Mr Myrddin auf den ersten Blick wirkte, strahlte er doch eine einschüchternde Autorität aus. Mats wusste nicht warum, aber er fühlte sich plötzlich, als hätte er etwas ausgefressen. Doch dann lächelte Mr Myrddin und wirkte ganz wie ein liebreizender, alter Herr. »Setzt euch bitte«, forderte er sie mit einer überraschend tiefen, wenn auch sanften Stimme auf. »Ich freue mich sehr, dass wir uns nun auch persönlich begegnen, obwohl ich mir wünschte, dass der Anlass dafür ein besserer wäre.«
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Wo steckt Tic?
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Mats starrte Mr Myrddin mit groÃen Augen an. Gerade hatte es bei ihm klick gemacht und nun fügten sich all die Puzzleteile in seinem Kopf zusammen. Mr Myrddin war nicht nur ein Hellseher, sondern konnte auch zaubern, wie seine sich selbst schreibenden Nachrichten bewiesen. AuÃerdem soll er König Artus gekannt haben und Tic hielt ihn â vorausgesetzt, er war der echte Myrddin â für eine Art Legende.
»Ich weià jetzt, wer Sie sind«, hauchte Mats.
Mr Myrddin lächelte. »Wirklich? Nun, dann bin ich mal gespannt!«
Mats zupfte nervös an seinem Kapuzenshirt herum. Plötzlich war sein Mund ganz trocken. »Sie ... Sie sind Merlin! Der mächtigste Zauberer der Welt.«
Eine zarte Röte stieg in Mr Myrddins eingefallene Wangen. »Nun übertreibst du aber gewaltig.«
»Was?« Lucy schnappte hörbar nach Luft. »Es ist wahr?«
Der alte Mann schmunzelte.
»Wahnsinn«, murmelte Mats.
Mr Myrddin winkte verlegen ab. Es schien ihm unangenehm zu sein, derart im Mittelpunkt zu stehen. »Eigentlich wollte ich unsere Begegnung noch etwas hinauszögern. Ich wollte dir, Mats, Zeit geben, um in deine neue Aufgabe hineinzuwachsen. Aber jetzt ist etwas geschehen, das rasches Handeln erfordert. Aus diesem Grund musste ich auch meinen Besuch bei Hel abbrechen.«
»Was ist los?«, fragte Mats und drückte unter dem Tisch Lucys Hand. Irgendwie hatte er das ungute Gefühl, dass dieses Gespräch nicht so verlaufen würde, wie er es sich erhofft hatte.
»Bevor ich dir darauf antworte, habe ich noch eine Frage. Es geht euren Eltern doch gut, oder?« Besorgt blickte Mr Myrddin von Mats zu Lucy.
»Wieso?«, fragte sie.
»Manchmal hat ein Vergessenszauber unangenehme Nebenwirkungen, wie einen sehr fiesen Ausschlag oder rosa Rauch, der den Verzauberten aus den Ohren steigt.«
Mats ging ein Licht auf. »Dann haben Sie dafür gesorgt, dass unsere Eltern wegen gestern Nacht keine Fragen stellen.«
Der alte Magier seufzte. »Ich verzaubere Menschen nur ungern, aber in diesem Fall blieb mir keine andere Wahl.« Seine Miene wurde ernst und auch ein wenig finster. »Wie ich vorhin schon sagte, ist etwas Unvorhergesehenes geschehen. Und darum können wir uns jetzt nicht erlauben, dass ihr Hausarrest aufgebrummt bekommt.«
Mats verdrehte die Augen. »Also schön, was ist es dieses Mal?«
»Vlad hat uns erneut geschlagen.«
»Das kann nicht sein!«, rief Lucy aufgebracht. » Der goldene Schlüssel ist in Sicherheit und der alte Konrad wird dafür sorgen, dass es auch so bleibt.«
»Ich bin sicher, dass er sein Bestes geben wird«, sagte Mr Myrddin voller Ãberzeugung. »Aber Vlad hat uns reingelegt. Während wir uns ganz darauf konzentriert haben, das zweite Siegel vor ihm zu finden, hat er parallel nach dem dritten suchen lassen.«
Mats stöhnte. »Sagen Sie
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