Scatterheart
und die Organisation der Sträflingsarbeit benötigt. Ich werde ein schönes Haus für uns kaufen und Sie können hübsche Kleider tragen. Nach ein paar Jahren können wir einen Antrag auf Strafverkürzung stellen und nach London zurückkehren.«
Hannah schluckte. Einer der Matrosen hievte einen zappelnden Fisch an Deck, der wild um sich schlug und die hölzernen Planken peitschte. Der Matrose versuchte ihn festzuhalten, aber er entglitt ihm immer wieder. Die Sonne spiegelte sich in seinen Schuppen. Endlich fing der Matrose den Fisch ein und schlug seinen Kopf gegen die Wandung. Der Fisch zuckte, dann rührte er sich nicht mehr.
»Ich kann nicht«, sagte Hannah, ohne James anzusehen. Der Matrose zückte ein Messer und schlitzte den Bauch des Fisches auf. Rotes Blut und grauviolettes Gedärm ergossen sich auf das Deck.
»Keine Sorge, mein Schatz«, sagte James. Er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. »Wenn du willst, dass wir heiraten, dann heiraten wir. Und wir überlegen uns etwas, das wir den Leuten erzählen, wenn wir nach London zurückkehren.«
»Nein«, sagte Hannah und machte sich von ihm los.
Seine blauen Augen schauten sie halb lächelnd, halb fragend an.
Hannah schüttelte den Kopf. »Ich liebe Sie nicht, James.« »Wie meinst du das?« James sah aufrichtig verwirrt aus.
Hannah blickte auf das Wasser hinunter, ohne zu antworten.
James schwieg einen Augenblick. Hannah spürte, dass er tief verletzt war. Er liebte sie also wirklich.
»Es tut mir leid«, flüsterte sie.
»Leid?«, stieß James barsch hervor. »Du solltest dankbar sein. Du hast wohl vergessen, dass du eine Verbrecherin bist. Ein Sträfling.«
Hannah biss sich auf die Lippe. Wofür sollte sie dankbar sein?
James umklammerte die Reling. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor.
Hannah wand sich verlegen.
»Es tut mir leid, wenn Sie geglaubt haben, dass … jedenfalls ist es nicht wahr.«
James lachte bitter. »Du bist keinen Deut besser als diese dreckige Schlampe, die du so gemocht hast. Vielleicht solltest du besser auch tot sein.«
Hannah erstarrte.
»Sprechen Sie nicht so über Meg!«
»Wie nicht? Schlampe? Luder? Hure? Ihr seid doch alle gleich, ihr Flittchen. Zuerst macht ihr euch über einen Mann her, macht ihm schöne Augen und tänzelt um ihn herum. Und dann saugt ihr ihn aus, saugt ihm das Mark aus den Knochen. Und wenn von ihm nur noch alte, ausgelaugteGebeine übrig sind, dann spuckt ihr ihn aus und geht zum Nächsten. Ich weiß genau, wie ihr seid.«
Die Matrosen und die Frauen, die in der Nähe arbeiteten, taten, als bemerkten sie nichts, aber Hannah wusste, dass sie genau zuhörten.
»Ich möchte dieses Gespräch nicht fortsetzen«, sagte Hannah steif. »Ich muss jetzt Molly suchen.«
»Natürlich«, stöhnte James. »Typisch, dass du dich zu so einem gottlosen Geschöpf hingezogen fühlst. Diesem Tier, das nie von der Hand des Herrn berührt worden ist. Mich willst du nicht. Ich bin zu sauber. Zu vornehm. Du willst diese Missgeburt, die dazu verflucht ist, in den dunkelsten, widerwärtigsten Ecken dieser Welt herumzukriechen.« Er packte Hannah an den Handgelenken, zog sie zu sich heran und stieß ihr seinen Atem ins Gesicht. »Willst du dein Leben lieber mit so einem elenden Ungeheuer verbringen als mit mir?«
Hannah versuchte sich zu befreien, aber James hielt sie fest. Sie blickte ihn kalt an und sagte, ohne mit der Wimper zu zucken: »Ich würde lieber eine Ewigkeit in Mollys Gesellschaft verbringen als noch eine Sekunde in der Ihren.«
James ließ ein Handgelenk los und trat einen Schritt zurück. Hannah entzog ihm auch ihre andere Hand und wandte sich zum Gehen. Da schlug James zu. Ein Blitz explodierte in ihrem Kopf und sie stürzte auf das Deck. Ihre Stirn krachte auf die hölzernen Planken und ihreHände knickten schmerzhaft um. James beugte sich über sie, packte sie an den Haaren und riss sie wieder hoch. Hannah wurde schwindelig und übel. Ihr Kopf dröhnte und ihr rechtes Auge tat weh.
James kam ganz dicht an sie heran.
»Wenn es das ist, was du willst, bitte sehr«, zischte er. »Damit kommst du nicht durch, das sage ich dir. Wenn du dich wie ein Tier aufführst, dann sollst du auch wie ein Tier behandelt werden.«
Er zerrte sie die Treppe hinunter zu einem kleinen vergitterten Gehäuse im Laderaum. Der Bau. Er stieß sie hinein und verriegelte die Tür.
»Hier kannst du von mir aus bleiben, bis du verschimmelst.« Er spuckte aus und ging.
Hannah ließ sich erschöpft auf
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