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Scatterheart

Scatterheart

Titel: Scatterheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili Wilkinson
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benommen. Ich habe dir Toastbrot gebracht.« Er gab einen würgenden Laut von sich, er weinte. Sein Mund stand halb offen und seine Lippen hingen schlaff und feucht nach unten. In seinen Augen standenTränen und aus seiner Nase triefte weißer Rotz. Er war offensichtlich stark angetrunken.
    »Eigentlich müsstest du mich anflehen, dass ich dich heirate«, schluchzte er. »Du solltest auf Knien darum betteln.«
    Hannah schloss die Augen und sah Thomas im Londoner Nebel verschwinden. Das Herz tat ihr weh. Wo er jetzt wohl war? Ob er auch an sie dachte? Warum nur war sie nicht mit ihm gegangen? Was für eine Närrin war sie doch gewesen.
    James redete immer noch. Hannah versuchte, nicht zuzuhören.
    »Ich könnte jede Frau auf diesem Schiff bekommen. Jede Frau in dieser Stadt. In jeder Stadt. Aber ich will dich. Ich hasse dich, weil du mir das antust.«
    Sie stellte sich vor, wie die Reise verlaufen wäre, hätte sie Thomas’ Angebot angenommen. Sie wunderte sich, dass sie jemals eine Kutsche und ein Haus in Mayfair hatte haben wollen.
    »Hier«, nuschelte James, »ich habe ein Geschenk für dich.« Er hielt ihr eine feste ovale Frucht entgegen. Ihre Schale war orangefarben mit grünen und rosa Sprenkeln.
    »Das ist eine Mango«, sagte er.
    Hannah nahm sie. Es war die gleiche Frucht wie die, die Molly ihr tags zuvor gegeben hatte. Sie legte sie neben sich ins Stroh.
    »Bitte gehen Sie, James«, sagte sie.
    James starrte sie an. Seine Unterlippe bebte und sein Gesicht war nass und fleckig.
    »Du wirst deine Meinung noch ändern«, lallte er. »Du wirst mich anflehen, dass ich dich nehme.«
    Hannah schwieg.
    James stand auf. »Wie du willst, dann kannst du hier unten warten, bis du krepierst«, zischte er.
    Kaum war er fort, tastete Hannah im Dunkeln nach der Mango. Fast automatisch kratzte sie die glatte Schale auf und biss hinein.
    Mit einem Mal war die schwankende Laterne wieder da. Ein Arm stieß durch die Gitterstäbe, packte sie und riss sie grob nach oben. Die Mango fiel ins Stroh.
    »So lasse ich mich nicht behandeln«, schrie James. »Wage es ja nicht, mich noch einmal abzuweisen.« Er zerrte an Hannahs Kleid und zog sie zu sich heran. Sie prallte gegen die klirrenden Eisenstäbe.
    »Gut genug, meine Geschenke anzunehmen, aber nicht gut genug, mich zu heiraten, so ist das also?«, schimpfte er. Seine Alkoholfahne drehte Hannah den Magen um und sie musste würgen. James stieß ihr einen Finger in den Mund. »So einfach bekommst du meine Geschenke nicht. Spuck es aus!«
    Sein Finger tastete zwischen Hannahs Zähnen nach den Mangostückchen. Hannah schmeckte Rum, Sandelholz und Tabak.
    Sie biss mit aller Kraft zu.
    Ihr Mund füllte sich mit etwas Warmem, Feuchtem, das wie ein angelaufener Silberlöffel schmeckte. James schrie, er zog seinen Finger aus ihrem Mund und torkelte nach hinten. Etwas Rotes triefte über seine Hand. Sie spuckte sein Blut aus und erbrach sich.
    Von oben waren Rufe zu hören, Schritte näherten sich. »Was ist hier los?«, rief jemand.
    Hannah spähte in die Dunkelheit. Es war Captain Gartside in Begleitung von zwei Offizieren.
    »Schauen Sie nur, was sie mir angetan hat«, brüllte James und wedelte mit seiner blutigen Hand.
    Der Captain gab einem der Offiziere ein Zeichen.
    »Bringen Sie ihn auf die Krankenstation.« Dann drehte er sich zu Hannah um und musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Hannah konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie aussah. Schmutzig und ungekämmt und das Kinn von James’ Blut und dem Mangosaft verschmiert.
    »Ich dachte, Sie und Belforte seien ein Pärchen«, sagte der Captain. »Jedenfalls hat er mir diesen Eindruck vermittelt.«
    Hannah wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    »Nein, sind wir nicht.«
    Captain Gartside zog die Stirn in Falten.
    »Warum hat er mich dann gebeten, mit Ihnen in New South Wales bleiben zu dürfen?«
    »Er sagt, dass er mich liebt, Sir.«
    »Er behauptet, Sie seien eine Dame von Stand, aber diesen Eindruck habe ich nicht.«
    Hannah schwieg.
    »Ich meine, wenn Sie eine junge Dame aus gutem Hause wären, würde er sich nicht so für Sie interessieren«, sagte Captain Gartside und lächelte leise. Er verschränkte seine Hände auf dem Rücken. »Ich habe gehört, dass Leutnant Belforte bei den Damen gut ankommt. Etwas, das ich nicht recht verstehe – ich komme aus einer Welt, in der der Wert eines Mannes an seinen Taten gemessen wird, nicht an der Qualität seines Mantels.«
    »Ja, Sir.«
    »Mir scheint, Sie haben entdeckt,

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