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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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anzutreffen.«
    »So nahe ist er? Daraus sehe ich, daß ihm entweder ein Unglück widerfahren ist, oder er eine sehr gute und glückliche Fahrt gemacht hat. Welches von beiden ist das Richtige?«
    »Ich weiß es nicht. Sihdi Katombo hat mich erst in Dongola gemiethet, als er sich auf der Rückfahrt befand.«
    »Habt Ihr gut geladen?«
    »So viel, daß kaum Platz für die Mannen übrig ist.«
    »Habt Ihr die Schellal (Stromschnellen) glücklich überwunden?«
    »So glücklich, daß weder ein Mann noch ein fingergroß von der Ladung verloren gegangen ist.«
    »So war die Fahrt eine gute, eine bessere, als ich jemals selbst gemacht habe. Gehe hinunter zu den Dienern und laß Dir Speise und Trank geben!«
    Der Schiffer entfernte sich und Manu-Remusat erhob sich. Er hatte nicht bemerkt, daß seine Tochter bei der Nachricht von der Ankunft Katombos unwillkürlich und freudig zusammengezuckt war.
    »Bereite das Mahl, Ayescha. Ich werde nach dem Flusse gehen, um Katombo zu empfangen.«
    Das Mädchen schwebte aus dem Gemache wie ein aus einer höheren Welt stammendes Wesen, dessen Schritte man nicht hört und dessen Schönheit den Erdensohn in seligen Rausch versetzt. Remusat wand um den Fes, welcher seinen Kopf bedeckte, einen langen, weichen Kaschmirshawl, dessen beide Enden von dem so gebildeten Turban über sein Gesicht herabfielen und dasselbe vor den sengenden Strahlen der Sonnen beschützten. Er verließ das Haus, schritt durch den Garten zum Thore hinaus und wandte sich dem Flusse zu. Wer ihn kannte, der sprach sicher von der großen Ehre und Bevorzugung, welche Demjenigen widerfuhr, wegen dessen der berühmteste und reichste Nilfahrer sich in eigener Person an den Fluß bemühte. Katombo mußte sehr hoch in seiner Gunst stehen, daß er ihm entgegenging, statt ihn in seinem kühlen Divan zu erwarten.
    Als er das Ufer erreichte, bemerkte er eine ungewöhnlich große Dahabié, welche in einem Bogen auf das Ufer zusteuerte. Das Segel war gerefft, und nur der Stromgang trieb das Fahrzeug an das Gestade, wo es am Buge beim Anker genommen wurde, während der Stern sich nach abwärts legte. Ein junger Mann, ganz derselbe, welcher einst als Zigeuner der Verlobte Zarba’s gewesen war, nur um mehrere Jahre älter, stand auf dem Hinterdecke, setzte den Fuß auf den Bord und sprang mit einem kühnen Satze wohl zwölf Fuß über das Zwischenwasser auf das Ufer hinüber. Dort kreuzte er die Arme über die Brust und beugte sich tief zum Boden hernieder.
    »Habakek (willkommen), Katombo! War Allah mit Dir und Deiner Dahabié?«
    »Allah schützte uns, und die guten Geister des Himmels hielten die Wogen und die Winde, daß sie uns nicht schaden konnten.«
    »Hast Du gute Fracht?«
    »Ich war Dir ungehorsam, o Scheik el Reïsahn. Ich sollte bringen Sennesblätter aus Gondar und bringe welche aus Amhara.«
    »Bis Amhara kamst Du?« frug Manu-Remusat erstaunt. »So bist Du ein Liebling des Propheten, der Dir günstige Lüfte gab, und hast ein Herz voll Muth und Unerschrockenheit. Dein Ungehorsam bringt mir Gewinn, denn weißt Du, daß die Sennesblätter aus Amhara besser und feiner sind als die, welche man in Gondar kauft?«
    »Ich weiß es, Sihdi, darum fuhr ich so weit hinauf.«
    »Welchen Preis gabst Du?«
    »Denselben, welchen Du mir erlaubtest für die Gondarer Waare.«
    »Ist es möglich? So hast Du mir einen reichen Gewinn bereitet, Katombo! Hast Du eine vollständige Ladung?«
    »Es ist jeder Raum benutzt, Sihdi. Aber ich habe Dir dennoch ein Geständniß zu machen, denn die Sennesblätter sind nicht die einzige Fracht, welche ich eingenommen habe.«
    »Was hast Du noch?« frug Remusat, indem seine Stirn sich jetzt wirklich ein wenig verfinsterte. »Ich hoffe nicht, daß Du etwas gekauft hast, was ich nur unter Schaden wieder weggeben kann!«
    »Elfenbein, Sihdi!« antwortete Katombo mit so anspruchslosem Tone, als handle es sich um Sand oder Backsteine aus der Nähe von Siut.
    »Elfenbein!« rief Remusat beinahe laut. »Wie viel?«
    »Achtzig Zentner.«
    »Achtzig Zentner! Du bist wahrhaftig ein großer Liebling Allahs. Aber dazu hat ja das Geld nicht gereicht, welches ich Dir mitgab.«
    »Es hat gereicht; ich bringe Dir noch welches mit zurück.«
    »Ich erstaune. Woher ist das Elfenbein?«
    »Vom Bahr el Azrek, wohin es mit einer Karawane aus dem Lande Solat kam.«
    »Hast Du es gekauft oder getauscht?«
    »Keines von beiden, Sihdi; ich habe es erbeutet.«
    »Sagst Du die Wahrheit, Katombo? Erbeutet? Wer etwas erbeuten will,

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