Scepter und Hammer
muß kämpfen. So hast Du also einen Kampf gehabt!«
»So ist es, Sihdi. Hast Du nicht gehört von den Raubsandals, welche im Bahr el Abiad und Bahr el Azrek friedliche Handelsschiffe anzufallen pflegen?«
»Ich kenne sie und möchte Keinem rathen, mit ihnen anzubinden. Flucht ist das Einzige, was retten kann, denn die Besatzung eines jeden Fahrzeuges, welches in ihre Hände geräth, wird ohne Gnade und Barmherzigkeit niedergemacht. Und doch sind diese Sandals viel schneller als unsere Dahabiés, fast so schnell wie die Dampfer, welche man im Abendlande baut.«
»Verzeihe, Sihdi, so ist also Flucht nicht das Einzige, was retten kann, sondern ein muthiges Herz und eine starke Faust. Dies dachte ich mir, und darum bin ich nicht geflohen, als mich zwei von diesen Sandals verfolgten, sondern ich habe ihnen Stand gehalten, sie erobert und die Räuber alle getödtet. Ihre Fracht, welche sie sich wohl auch geraubt hatten, habe ich für Dich genommen, Sihdi; auch das Elfenbein war dabei; ich behielt es, während ich alles Andere verkaufte, auch die beiden Sandals dazu.«
»Katombo, Du bist ein großer Beluhwan, ein Held, wie der Nil keinen zweiten kennt; aber Du hast Unrecht gethan, die Sandals zu verkaufen und das Elfenbein mir zu bringen; es gehört ja Denen, welchen es geraubt wurde!«
»Sie Alle leben nicht mehr. Die Fahrzeuge gehörten den Räubern, welche ich getödtet habe, und die, denen sie die Fracht raubten, wurden von ihnen niedergemacht. Du sagst ja selbst, daß sie niemals Pardon geben.«
»So hast Du Recht und sollst belohnt werden, wie es sich geziemt. Das Geld, welches Du übrig hast, ist Dein.«
»Sihdi, Deine Hand öffnet sich mit Wohlthun und Barmherzigkeit, doch kann ich ein so reiches Geschenk nicht annehmen, denn die Summe, welche ich wiederbringe, ist doppelt so groß als die, welche Du mir mitgabst. Die Sandals wurden mir in Chartum gut bezahlt.«
»Und dennoch bleibt es bei Dem, was ich sagte, denn das Wort des Propheten lautet: ›Halte, was Du versprichst, denn der Athem Deines Mundes, der die Rede trägt, geht wohl heraus, kehrt aber nicht wieder in denselben zurück!‹ Wie viel bringst Du wieder?«
»Erlaube, Sihdi, daß ich Dir in Deiner Wohnung Rechnung ablege! Deine Gnade führte Dich herbei zum Wasser, aber die Sonne brennt so heiß, daß Dein treuer Diener fürchtet, sie könne Deine Gesundheit trüben.«
»So komm! Aber mußt Du nicht auf dem Schiffe sein?«
»Der Steuermann ist ein tüchtiger Schiffer; er wird meine Stelle vertreten, bis wir mit einander gesprochen haben.«
Sie wandten sich dem Hause zu, in welchem alle Diener herbeieilten, um Katombo ihre Freude über seine Rückkehr zu erkennen zu geben. Er genoß also nicht nur die Gunst seines Herrn und Prinzipals, sondern auch die Liebe aller Derer, die mit ihm zu verkehren hatten. Uebrigens war mit seinem Aeußeren eine höchst vortheilhafte Veränderung vorgegangen. Seine Gestalt hatte sich nach Höhe und Breite entwickelt; sein früher jugendliches Ansehen war bedeutend männlicher geworden; ein prächtiger Vollbart zog sich um seine gebräunten Wangen, und wie er so neben Manu-Remusat die Stufen emporstieg, zeigte sich seine Gestalt beinahe stattlicher, kräftiger und würdevoller als diejenige seines Chefs, obgleich dieselbe ganz geeignet war, einen Achtung gebietenden Eindruck hervorzubringen.
Sie betraten das kühle Zimmer, im welchem Remusat vorhin gesessen hatte. Die beiden Sklaven hatten sich mittlerweile entfernt. Der Egypter nahm wie früher auf dem Divan Platz.
»Setze Dich zu mir, denn ich bin sehr mit Dir zufrieden!«
Katombo gehorchte, im Stillen erfreut über diese ehrenvolle Aufforderung, die gewiß noch an keinen Andern ergangen war. Er legte den krummen Säbel und die Pistolen ab, welche sein Gürtel bisher getragen hatte, und zog verschiedene Papiere aus der Tasche.
»Hier ist meine Abrechnung, Sihdi. Sie wird Dir zeigen, daß ich kein untreuer Diener war.«
Manu-Remusat nahm sie und klatschte in die Hände. Sogleich erschienen die beiden Schwarzen.
»Tabak!«
Auf diesen Zuruf hin brachten sie zwei Pfeifen, welche sie Remusat und Katombo darreichten. Nachdem das duftenden Kraut von Dschebeli in Brand gesteckt worden war, knieten sie zur weiteren Bedienung vor den beiden Männern nieder.
Manu-Remusat durchlas und verglich die Papiere; dann, als er fertig war, steckte er sie zu sich.
»Ich sehe, daß Du ein treuer, muthiger und gewandter Diener bist. Das Geld, welches Du mitbringst, gehört
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