Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
der Dahabié hinaufsandtest in das unbekannte Land, wußte ich, daß ich Deinen Willen erfüllen würde, und jetzt, da Du mich nach Deinem geraubten Kinde suchen heißest, sagt mir eine geheime Stimme, daß ich es finden werde.«
    »Hab Dank, Katombo! Du gibst mir Hoffnung und neues Leben. Hier kommt Speise und Trank. Ich werde Beides wieder genießen können, denn ich vertraue auf Dich und Deine Geschicklichkeit. Wann wirst Du gehen?«
    »Erlaube mir, Sihdi, daß ich heut noch bleibe. Ich muß mir Alles genau betrachten und überlegen, um einen richtigen Plan bilden zu können. Die Andern haben nichts vermocht, weil sie ohne ein bestimmtes Ziel von Dir gingen.«
    »Du redest klug und richtig. Auch mußt Du Dich von Deiner Reise erholen. Iß und trink und verlange getrost von mir; Du sollst Alles reichlich haben, was Du zur Erfüllung meines Auftrages von mir forderst!«
    Die Diener stellten einen nach orientalischer Sitte niedrigen Tisch vor die Beiden hin und bedeckten ihn mit Speisen, wie sie nur ein reicher Mann bezahlen und genießen kann. Katombo langte fleißig zu; Manu-Remusat aber aß nur sehr wenig. Der Gram ist der schlechteste Koch, den es geben kann.
    Nach vollendetem Mahle verabschiedete sich der frühere Zigeuner von seinem Herrn. Er hatte sich bereits während des Essens Alles reiflich überlegt und schritt nach dem Garten, um zu dem Kiosk zu gelangen, aus welchem Sobeïde seiner Meinung nach entführt worden war. Dieses war ein aus Holz gezimmertes Gartenhaus in persischem Stile. Die Thür stand offen; einige Backsteinstufen führten zu ihr empor. Die Schritte Katombos verursachten auf dem weichen und sorgfältig gepflegten Rasen nicht das mindeste Geräusch; auf den Stufen aber knirschten seine Schuhe, und in demselben Augenblicke vernahm er ein leichtes Geräusch im Innern des Kiosk. Er öffnete die nur angelehnte Thür und – blieb mit einem Laute der Ueberraschung unter derselben stehen: Auf dem im Gartenhause befindlichen Divan hatte Ayescha gesessen und sich beim Schalle seiner Schritte erhoben.
    »Katombo!« rief sie unwillkürlich, aber dieselbe Stellung beibehaltend.
    Sie hatte den Schleier niedergelassen, doch wenn auch durch diese Hülle ihre Züge nicht zu erkennen waren, ihre großen, dunklen Augen waren doch zu sehen; ihre kleinen Füßchen, welche in den feinsten Saffianpantoffeln steckten, blickten unter dem halb aufgerafften Gewande hervor, und auch die kleinen weißen Finger ihrer Rechten, welche den Schleier zusammenhielt, ließen sich deutlich bemerken.
    »Verzeihe, Herrin, wenn ich Dich störe, und erlaube mir, mich wieder zurückzuziehen!« meinte Katombo.
    »Was wolltest Du hier?« frug sie mit beinahe leiser Stimme.
    »Dein Vater gebot mir, Sobeïde aufzusuchen, und ich glaubte, hier die erste Spur von ihr zu finden.«
    »Wirst Du sie wiederbringen?«
    »Das weiß nur Allah und sein Prophet; aber ich werde Alles thun, was in meinen Kräften steht, Dir Deine Schwester wiederzugeben.«
    »Ich weiß es, Katombo!«
    Diese süße, metallisch-reine Stimme nannte ihn beim Namen! Er mußte sich zwingen, ruhig zu bleiben.
    »So darf ich gehen?«
    »Nein, bleibe und suche!«
    Er hatte ganz unmöglich glauben können, diese Erlaubniß zu erhalten. Sie erweckte Gefühle in ihm, die bereits einmal wach gewesen waren und bisher im tiefsten Herzen geschlummert hatten. Ayescha setzte sich wieder nieder, doch ohne ihr Händchen zurückzuziehen oder ihre Füße zu verhüllen. Er bemerkte dies sehr wohl; doch durfte er auf diese hohe Vergünstigung keine Rücksicht nehmen, da er seine ganze Aufmerksamkeit auf den Zweck seiner Anwesenheit zu verwenden hatte. Leider waren alle etwaigen Spuren auf dem Fußboden und den wenigen im Kiosk befindlichen Gegenständen bereits unvorsichtiger Weise verwischt worden, und all sein Scharfsinn konnte ihn zu keiner Entdeckung führen.
    Jetzt trat er an das eine Fenster, welches nach außerhalb der Mauer führte. Die dasselbe gegen die Sonne schützende Matte war aufgezogen. Er untersuchte die Einfassung der Öffnung und bemerkte in dem unteren Gewände die Bruchfläche eines stählernen oder eisernen Gegenstandes, welcher in dem Holze gesteckt hatte. Ein Nagel konnte es unmöglich gewesen sein, da die Fläche lang und schmal wie der Durchschnitt einer Messerklinge war. Schnell nahm er seinen Dolch zur Hand und grub den Gegenstand heraus. Es war die Spitze eines zweischneidigen Dolches.
    Jetzt blickte er an der Außenseite des Kiosk und der Mauer hinab. Einige

Weitere Kostenlose Bücher