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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eingeborener Egypter noch ein Türke war; vielmehr wies seine lange, hagere Gestalt, sein gelbblasses Gesicht, seine riesige Habichtsnase und die kleinen, listig blickenden Augen auf armenische Abkunft hin. Diese konnte ihm nicht als Empfehlung dienen, denn es ist bekannt, daß sich Niemand so leicht und gern zu allerlei Schurkenstreichen gebrauchen läßt, wie gerade der Armenier, vorausgesetzt, daß er gut dafür bezahlt wird. Er trug einen Tarbusch auf dem Kopfe, den Oberleib bedeckte eine blaue, mit goldenen Schnüren besetzte Jacke, rothe Pumphosen hingen von seinen Lenden in weiten Falten bis zu den Füßen herab, welche in derben, ledernen Stiefeletten staken. In seinem Gürtel glänzten zwei Pistolenläufe, zwischen denen Katombo die Lederscheide eines Dolches bemerkte, dessen Griff reich mit Silber beschlagen war.
    Der Mann blickte verwundert auf, als er den Kapitän der Dahabié erkannte.
    »Sallam aleïkum!« grüßte er, die Hand auf die Gegend des Herzens legend.
    Katombo nickte blos, ohne den Gruß zu erwidern.
    »Wie heißest Du?«
    »Mein Name ist Schirwan, Sihdi.«
    »Ich sehe, daß Du Dich wunderst, zu mir gerufen zu sein. Du sollst den Grund sogleich erfahren.«
    »Ich höre, Sihdi,« antwortete der Armenier.
    »Wo kauftest Du Deine Pistolen?«
    »In Bulakh 2 bei Abu-Soliman, dem berühmten Waffenhändler.«
    »Sie sind vortrefflich, ich sah es sofort, als ich Dich auf meinem Schiffe traf. Ich hätte Dich gefragt, ob Du sie verkaufest, aber was ein Reïs begehrt, das muß man ihm schenken, und Du hättest denken können, daß ich Deine Pistolen als Bakschisch haben wolle, darum wartete ich bis jetzt. Verkaufst Du sie?«
    »Ja, Sihdi; warum soll ich sie nicht verkaufen, wenn ich einen guten Preis bekomme? Ich kann mir dann ja andere kaufen.«
    »Darf ich sie ansehen?«
    »Hier sind sie.«
    Er zog sie aus dem Gürtel und reichte sie Katombo dar. Dieser nahm sie in Empfang und betrachtete sie aufmerksam.
    »Sie sind wirklich von Abu-Soliman, von dem ich mir längst welche gewünscht habe; aber ich bin noch nicht nach Kairo gekommen.«
    Bei diesen Worten fiel sein Blick wie zufällig auf den Gürtel des Armeniers.
    »Was hast Du da für einen Dolch? Auch er scheint vortrefflich zu sein.«
    »Er ist ausgezeichnet; ich erbte ihn von meinem Vater, der ihn in Damaskus kaufte.«
    »In Damaskus? Diese Stadt ist berühmt wegen ihrer unübertrefflichen Klingen. Verkaufst Du den Dolch?«
    »Nein, Sihdi, mein Vater hat ihn im Kampfe getragen, ich würde seine Seele beschimpfen, wenn ich den Dolch fortgäbe.«
    »Aber betrachten darf man ihn?«
    »Das darfst Du. Hier ist er.«
    Er reichte Katombo die Waffe sammt der Lederscheide entgegen. Der Reïs betrachtete zunächst die Letztere und zog dann die Klinge hervor; sie war auf jeden Fall früher länger gewesen, dann an der Spitze abgebrochen und wieder zugespitzt und geschärft worden.
    »Ein sehr guter Stahl; es muß viel Kraft gekostet haben, die Spitze abzubrechen,« meinte Katombo.
    »Ich erhielt die Waffe so von meinem Vater.«
    »Wirklich? Dann muthest Du mir zu, kein Kenner zu sein. Siehst Du nicht, daß noch nicht drei Wochen vergangen sein können, seit diese Klinge wiederhergestellt wurde? Jedenfalls ist Dein Vater schon länger als diese Zeit todt.«
    »Du zweifelst an der Wahrheit meiner Worte?« frug der Armenier in halb beleidigtem und halb stolzem Tone.
    »Ja,« antwortete Katombo, ihn jetzt mit scharfem Auge fixirend. »Betrachte Deine Jacke!«
    »Warum, Sihdi?«
    »Hast Du nicht bemerkt, daß etwas an ihr fehlt?«
    »Nein.«
    »So werde ich es Dir zeigen.«
    Er steckte wie in Gedanken sowohl den Dolch als auch die Pistolen zu sich und stand auf. Der Gegner stand jetzt waffenlos vor ihm; er deutete mit dem Finger nach einer der Schnuren, welche die Jacke desselben zierten.
    »Fehlt hier Nichts?«
    »Ein wenig von der Schnur,« antwortete der Mann, ohne nach der beschädigten Stelle zu blicken. Er hatte den Mangel also selbst auch bemerkt, aber keine Gelegenheit gehabt, die Stelle ausbessern zu lassen.
    »Warum hast Du die Jacke nicht in den Laden eines Schneiders gebracht?«
    »Was geht Dich meine Jacke an?« frug der Mann, dem das Gespräch jetzt sonderbar und unangenehm zu werden begann.
    »Ich frage Dich, weil ich um Dein Wohl besorgt bin, denn diese Stelle an Deiner Jacke kann ebenso verhängnißvoll für Dich werden wie Dein Dolch.«
    »Ich verstehe Dich nicht, Sihdi, sprich deutlich!«
    »Das werde ich sogleich. Dein Stahl wurde in demselben

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