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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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warten. Wirst Du kommen? Kannst Du kommen, ohne daß man Dich bemerkt?«
    »Ja, ich werde kommen, mein Geliebter!«
    »Hab Dank, so viel Male Dank, als Sterne am Himmel stehen, als Tropfen im Meere wogen und als Körner des Sandes in der Wüste glühen!«
    Er drückte sie an sich; er fühlte das entzückte Wogen ihres Busens an seiner Brust; er küßte sie wieder und immer wieder und ließ sie endlich leise auf den Divan gleiten. Dann trat er an die Fensteröffnung, hob den Fuß zu derselben empor, schwang sich hinaus und stand mit einem kühnen Sprunge unten an der Gartenmauer. Von hier aus schritt er eilends dem Flusse zu, bemerkte aber, sich einmal umdrehend, daß Ayescha am Fenster stand und ihm nachblickte.
    Am Wasser angekommen, erstieg er sogleich seine Dahabié und trat zum Steuermann.
    »Hat der Mann, welcher uns in Assuan bat ihn mitzunehmen, das Schiff bereits verlassen?«
    »Ja.«
    »Und sein Gepäck mitgenommen?«
    »Er hatte kein Gepäck, als ich ihn an Bord kommen sah.«
    »Wo ging er hin?«
    »Am Flusse abwärts, den Weg, welcher nur zum Kawuahschi Abd-el-Oman führt.«
    »Hat er die Fahrt bezahlt?«
    »Ja.«
    »Wußte er, wem die Dahabié gehört?«
    »Er frug mich, und ich nannte ihm nur Deinen Namen; so sollte es ja sein, damit die Handelsfeinde unseres Herrn getäuscht würden.«
    »Gut. Mache die Ladung fertig, morgen gelöscht zu werden!«
    Er ging wieder an das Land und schritt den Weg hinab, den ihm der Reïs (Schiffsführer, Steuermann) bezeichnet hatte. Einige hundert Schritte abwärts von der Stelle, an welcher die Dahabié vor Anker lag, befand sich hart am Flusse eine Kaffeeschenke, in welcher nur Schiffer zu verkehren pflegten. Im großen vorderen Zimmer versammelten sich die niederen Leute, während es nach hinten einen kleineren aber sehr luftig gebauten und darum auch kühleren Raum gab, welcher nur für die höher Stehenden eingerichtet war, ganz dieselbe Einrichtung also wie in den Seewirthshäusern des Abendlandes, wie überhaupt an allen Hafenplätzen.
    Katombo ging zur hinteren Thür und kam durch dieselbe in den reservirten Raum, wo sich kein Mensch befand. Er ließ sich auf dem längs der Wände hinlaufenden Divan nieder, und ein leichtes Händeklatschen brachte einen der Neger herbei, welche die Gäste zu bedienen hatten. Dieser hielt schon Pfeife und Kaffee in den Händen und reichte, niederkniend, Beides dem jungen Barkenkapitän entgegen.
    »Wo ist Abd-el-Oman, Dein Herr?«
    »Vorn, bei den Gästen, Sihdi.«
    »Rufe ihn zu mir, doch ohne daß es Jemand merkt!«
    Der Schwarze verneigte sich und ging. Nach kaum einer Minute trat der Kawuahschi ein. Als er Katombo erblickte, kreuzte er die Arme auf der Brust und verneigte sich so tief, daß sein Turban fast die Matte berührte, mit welcher der Boden bedeckt war.
    »Sallam aaleïkum, Friede sei mit Dir, ïa Reïs akbar, Du großer Kapitän, der Du der beste und berühmteste Schüler bist von Manu-Remusat, dem kühnsten und größten aller Schiffsführer!«
    Katombo nickte bei diesem superlativen Gruße nur leicht mit dem Kopfe.
    »Sallam aleïkum, Du Schech el Kawuahn, Du Größester aller Kaffeewirthe in Egypten, der den besten Trank und den lieblichsten Tabak hat, so weit die Erde reicht!«
    »Sihdi, Deine Rede ehrt mein Haus und tröstet mein Herz; aber spottet Dein Mund nicht doch vielleicht dessen, der lieber Dein als aller Anderer Diener ist?«
    »Warum soll ich Lügen reden statt der Wahrheit? Sitze ich nicht bereits hier bei Dir, trotzdem ich erst vor wenigen Minuten hier angekommen bin? Welche Gäste haben Dich abgehalten, mein Kommen zu bemerken?«
    »Es sind nur vier, Sihdi, drei Freunde und ein Fremder.«
    »Ein Fremder? Wo ist er her?«
    »Ich frug ihn, doch hat er es mir nicht gesagt.«
    »Kam er auf dem Flusse oder mit einer Kaffilah (Karawane)?«
    »Auf dem Flusse.«
    »Mit welchem Schiffe?«
    »Er nannte das Deinige.«
    »Hast Du ihm gesagt, daß es nicht mir, sondern Manu-Remusat gehört?«
    »Nein; sollte ich es ihm sagen?«
    »Du hast sehr recht gethan! Sage ihm, daß ein Sihdi ihn hier sprechen will, verschweige aber, daß ich es bin. Und wenn er bei mir eingetreten ist, so hältst Du an der Thür Wache, bis ich Dich rufe!«
    »Sihdi, ich weiß nicht, was Du mit ihm willst, aber ich gehorche Dir, denn Deine Hand hat noch niemals das gethan, was der Prophet verbietet.«
    Der Kawuahschi ging und nach einigen Augenblicken trat der Fremde ein. Man konnte es ihm auf den ersten Blick ansehen, daß er weder ein

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