Scepter und Hammer
Augenblick zerbrochen, in welchem Du die Schnur Deiner Jacke zerrissest. Sieh hier die verlorene Spitze und sieh hier das abgerissene Stück der Schnur.«
Er griff in die Tasche und hielt ihm Beides entgegen. Der Armenier prallte zurück, faßte sich aber sofort wieder.
»Was geht mich dieses Eisen und diese Schnur an?«
»Sehr viel! Dieses Eisen ist die Spitze Deines Dolches und diese Schnur ist auch von Dir; siehe, wie sie paßt!«
Er hielt das Stück auf die Brust des Mannes und überzeugte sich, daß er sich nicht geirrt habe. Der Armenier ahnte jetzt, welchen Zweck das ganze Gespräch verfolgte, und daß er sich von einem gewandten Gegner hatte übertölpeln lassen. Er trat um einige Schritte zurück.
»Was willst Du von mir? Ich verkaufe meine Waffen nun nicht: gib sie mir zurück, ich will gehen.«
»Warte noch ein wenig. Wohin hast Du Sobeïde, die Tochter des Obersten der Schiffsführer, Manu-Remusat, gebracht?«
Der Gefragte entfärbte sich, suchte aber eine gleichgiltige Miene zu erzwingen.
»Hat Dich die Sonnenhitze um den Verstand gebracht, daß Du mich fragst, wie nur ein Wahnsinniger fragen kann?«
»Hat Dir der Scheitan (Teufel) das Gehirn gestohlen, daß Du thatest, was nur ein Verrückter thun konnte? Weißt Du nicht, daß Mohamed sagt: ›Wer Böses thut, den wird die Strafe treffen?‹ Sofort, als ich Dich zum ersten Male sah, fiel mir die Stelle auf, an der Dir die Schnur fehlte, und dies fiel mir wieder ein, als ich hörte, daß Sobeïde geraubt sei und ich die Spitze nebst der Schnur dort fand, wo die That geschehen ist. Der Kuran sagt: ›Das Geständniß sühnt die halbe Schuld, und die Reue läßt auch die andere Hälfte vergessen.‹ Denke an dieses Wort und öffne Deine Seele, damit Dir Vergebung werde!«
»Ich weiß von Nichts, geh von mir und suche Deinen Kopf, den Du verloren hast; zuvor aber gib mir meine Waffen zurück!«
»So leugnest Du?«
»Ich leugne. Heraus mit meinen Waffen!«
Er trat auf Katombo zu und faßte ihn am Arm.
»Hier hast Du sie!«
Der Reïs zog die eine Pistole hervor und schlug sie ihm so gegen die Stirn, daß er betäubt zurücktaumelte. Im Nu hatte ihn Katombo gepackt, riß ihn zu Boden nieder und wand ihm seine Schärpe um die Arme; dann schnitt er ihm einen Fetzen von der Jacke und steckte ihm denselben als Knebel in den Mund.
»Abd-el-Oman!«
Die Thür öffnete sich und der Kawuahschi, welcher draußen gewartet hatte, trat ein. Er sah den Gebundenen am Boden liegen und schlug vor Schreck die Hände zusammen.
»Sihdi, was thust Du meinem Hause! Soll ich Dich für einen Räuber, einen Mörder oder einen Henker halten?«
»Für keins von allen Dreien. Der Räuber liegt hier, ich habe ihn überwunden und werde Gericht über ihn halten.«
»So mußt Du ihn zum Kaschef (Polizeivorsteher) oder zum Kadi (Richter) bringen lassen!«
»Das werde ich nicht thun, oder ich werde es auch thun, je nachdem sich dieser Mensch verhalten wird. Für jetzt übergebe ich ihn Deiner Obhut; feßle ihm noch die Beine und sperre ihn ein, bis ich ihn in einer Viertelstunde holen lasse.«
»Ist er denn auch wirklich ein Räuber, Sihdi?«
»Ja.«
»Allah kerihm, Gott ist gnädig! Wie leicht hätte er auch bei mir sein Handwerk versuchen können; ich werde ihn so binden, daß ihm die Seele wackeln soll, ich werde Alle, die bei mir sind und noch zu mir kommen, vor ihm warnen, ich werde um – – –«
»Nichts wirst Du, verstehst Du mich? Es soll jetzt noch Niemand wissen was vorgefallen ist, und darum darfst Du es nicht eher erzählen, als bis ich es selbst Dir erlaube. Du weißt, wie reich und mächtig Manu-Remusat ist; er kann Dich verderben, wenn Du plauderst!«
»Sihdi, Du sprichst weiser als ein Kalif und klüger als die Männer des Kuran; ich werde schweigen wie der Fisch im Wasser.«
»Das ist verständig von Dir. Ich werde meine Diener mit der Sänfte senden, um ihn abzuholen; laß es Niemand sehen, wenn er aufgeladen wird.«
Der Kawuahschi verbeugte sich dreimal statt einmal, als er die Münze erblickte, welche Katombo ihm als Bezahlung für den Kaffee und die Pfeife reichte.
»Allah segne Deine Hand, Sihdi, sie spendet Gutes und schüttet Wohlthat aus über Deine Diener. Kehre bald wieder ein im Hause dessen, welcher der gehorsamste Deiner Sklaven ist!«
Katombo verließ die Kaffeeschenke und kehrte auf demselben Wege in das Haus seines Gebieters zurück. Dieser saß noch auf dem Divan und rauchte seine Pfeife; er blickte erwartungsvoll auf, als der
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