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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Auftrag, welchen er Dir gab, bezog sich nicht direkt auf Sobeïde?«
    »Nein; ich sollte von den beiden Töchtern dieses Sihdi eine bringen, gleichviel welche.«
    Ayescha machte eine Bewegung des Entsetzens, wie leicht hätte sie das Schicksal ihrer Schwester treffen können.
    »Wie kamt Ihr in den Kiosk?«
    »Ich kundschaftete es aus, daß die beiden Töchter des Scheik-el-Reïsahn sich des Abends dort befinden, und schwang mich mit meinen Leuten hinauf. Es kam nur Eine, und wir nahmen sie gefangen. Ich stieß meinen Dolch in das Fenster und hing unsere Strickleiter an denselben; meine Männer stiegen mit ihr hinab; ich mußte nachspringen, aber als ich zuvor den Dolch wieder herauszog, brach die Spitze ab.«
    »Du bist kein Springer, sonst wärst Du nicht an dem Nagel hängen geblieben. Ihr habt die Gefangene gesund und richtig abgeliefert?«
    »Ja.«
    »Sie befindet sich in dem Harem des Mudellir?«
    »Nein. Seine Lieblingsfrau ist eifersüchtig; er darf keine junge schöne Sklavin bringen.«
    »Wo ist sie dann?«
    »In einem Hause der Straße Bab-el-Run, wohin wir sie bringen mußten. Man erkennt es an der ersten Sure des Koran, welche über seinem Thore steht.«
    »Wie viel erhieltest Du für die That?«
    »Ich erhielt noch nichts; der Mudellir will mich erst nach meiner Rückkehr bezahlen.«
    »Warum gingst Du wieder nach Siut?«
    »Ich sollte erkundschaften, ob Manu-Remusat unsere Spur entdeckt habe.«
    »Wußtest Du, daß die Dahabié, auf welcher Du fuhrst, ihm gehört?«
    »Nein; der Steuermann nannte mir Deinen Namen.«
    »Ist Hamd-el-Arek jetzt noch in Assuan? Ich hörte, daß der Khedive ihn nach Kairo berufen habe.«
    »Er wird noch einige Tage in Assuan bleiben, um sich Sobeïde günstig zu stimmen; aber lange Frist ist ihm nicht gelassen.«
    »Ich bin fertig mit Dir!« Dann wandte er sich an Manu-Remusat: »Das Weitere muß ich Dir überlassen, Sihdi!«
    Remusat sprach noch einige unwesentliche Fragen aus, die sich meist auf das Verhalten und Befinden seiner Tochter bezogen. Ueber das Erstere wurde ihm ausführlicher Bescheid; über das Letztere aber konnte er natürlich nichts erfahren. Seine Schlußmeinung sprach er in den Worten aus:
    »Du bleibst mein Gefangener, bis die Angelegenheit zu Ende ist. Erhalte ich meine Tochter unversehrt wieder, so werde ich Dir ein gnädiger Richter sein; findet aber das Gegentheil statt, so mußt Du sterben!«
    Er ließ den Armenier abführen und sorgte dafür, daß an eine Flucht desselben nicht zu denken war. Dann reichte er Katombo nochmals die Hand:
    »Ich wiederhole, daß ich Dir ein Vater bleiben werde. Allah halte seine Hand über Dir und alle die Deinen, so lange Du lebst und sie auf Erden sind! Du hast mir neue Hoffnung gegeben, wo keine mehr vorhanden war, hast mir den Weg gezeigt, den ich zu gehen habe, und nun werde ich noch heute aufbrechen nach Assuan, um mein Kind von seinem Räuber zurückzufordern.«
    »Das wirst Du nicht. Willst Du Deine andere Tochter schutzlos zurücklassen?«
    »Ich übergebe Dir Ayescha, denn ich weiß, daß sie unter Deiner Obhut so sicher ist wie im Zelte der Erzväter.«
    Ein Gefühl des Stolzes und der Genugthuung überkam Katombo, dennoch aber antwortete er:
    »Sagtest Du nicht selbst, daß Hamd-el-Arek Dein Todfeind sei? Er ist der Liebling des Vizekönigs. Willst Du in die Höhle des Löwen gehen? Du wirst nicht Deine Tochter retten, sondern darin umkommen!«
    »Einst hatte ich die Macht, welche er besitzt; ich befehligte ganze Flotten, welche auf der See schwammen, und Alles was ich that, war recht und gut. Da wollte mir der Vizekönig eine seiner Töchter zum Weibe geben; ich aber liebte die Mutter meiner Töchter und schlug es ihm ab. Er schickte mich in die Verbannung. Der Streich war von Hamd-el-Arek ausgesonnen; dieser wußte, daß ich jedes andere Weib ausschlagen und also den König erzürnen werde. Er nahm meine Stelle ein in der Gunst des Herrschers und trachtet mir nun auch nach meinen Töchtern, Allah verdamme ihn. Ich werde ihn tödten, wo ich ihn nur finde!«
    »Laß Den für Dich handeln, den Du vorhin Deinen Sohn nanntest, Sihdi! Du kannst nicht frei und ungehindert handeln, denn der Mudellir kennt Dich; mich aber hat er noch nie gesehen; von mir hat er noch nie gehört. Du kennst mein Auge und meinen Arm. Ich schwöre Dir, daß ich Dir Deine Tochter bringe oder sterben werde; ich schwöre es bei Allah und den sieben Himmeln des Propheten!«
    Manu-Remusat wurde wankend; das war ihm anzusehen, und jetzt

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