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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sondern viele Segel!«
    Jetzt mußte Katombo lächeln.
    »Jetzt hast Du Recht, Ali mit dem langen Namen! Dieses Schiff hat sehr viele Segel; aber der Seemann sagt nicht: dort kommt ein Schiff, sondern: dort kommt ein Segel. Das mußt Du Dir merken. Rufe den Emir-el-Reïsahn herbei.«
    Manu-Remusat kam, und Katombo zeigte ihm das Segel.
    »Zu welcher Flagge glaubst Du, daß es gehört?«
    »Ich weiß es nicht und mag es auch nicht erfahren.«
    »Soll ich etwas mehr Ost bei Süd halten?«
    »Um ihm aus dem Kurse zu gehen? Nein, das ist nicht nothwendig, denn siehe, es geht ja ganz scharf auf Süd und wird uns nicht bemerken.«
    »Aber es ging vorhin Süd bei Ost!«
    »Das hat nur so geschienen; jetzt, da der Winkel offener ist, kann man es deutlicher sehen. Ich gehe wieder in das Zelt, komm nach, wenn es seinen Lauf nicht ändert!«
    Er ging. Katombo beobachtete den Lauf des fremden Fahrzeuges. Dieses hielt allerdings ganz streng auf Süd; in einer Viertelstunde mußte es bereits verschwunden sein, und darum kehrte auch er in das Zelt zurück, gab aber vorher Ali die Weisung, genau aufzuschauen und alles Auffällige sofort zu melden.
    In der angegebenen Zeit klatschte der Diener auch wirklich in die Hände. Katombo steckte nur den Kopf hinaus.
    »Was gibt es?«
    »Das Schiff ist fort, Sihdi!«
    »Gut!«
    Es verging etwas über eine Stunde; da klatschte der wackere Ali schon wieder.
    »Etwas Neues?« frug Katombo.
    »Ja, Sihdi. Wieder ein Schiff!«
    »Mit vielen Segeln?«
    »Ja. Es sieht aus gerade wie das vorige.«
    Katombo verließ das Zelt.
    »Wo fährt es?«
    »Beinahe gerade im Süd von uns; dort!«
    Katombo erkannte dasselbe Fahrzeug, welches vorher im Nord von dem Sandal gesegelt war, und dann den Kurs nach Süd gehalten hatte.
    »Hole schnell den Herrn!« befahl er.
    Manu-Remusat eilte schnell herbei, wirklich erstaunt über die seltsame Schnelligkeit, mit welcher das fremde Fahrzeug ihm von einer Seite auf die andere gekommen war. Er nahm das Rohr zur Hand und betrachtete es sorgfältiger.
    »Katombo, wir sind verloren!«
    »Warum?«
    »Es ist ein Kriegsschiff, und zwar muß es ein feindliches sein.«
    »Hat es die Flagge gezogen?«
    »Nein, aber es ging erst im Nord von uns und hat seinen Kurs nur verändert, um uns den Rettungsweg nach der Küste von Derna abzuschneiden. Das ist gewiß. Nur kann ich die Schnelligkeit nicht begreifen, mit der dies geschehen ist. Allah allein weiß es!«
    »Gib mir das Rohr!«
    Er bekam es und schaute aufmerksam hindurch.
    »Du hast Recht: Allah weiß es, ich aber auch!«
    »So erkläre es mir!«
    »Es ist ein Dampfer, der auch mit Segeln geht, wenn der Wind es erlaubt. Siehst Du den leichten Streif an seinem Stern? Er wird jetzt immer dichter und schwärzer. Jetzt hält das Schiff gerade auf uns zu und gibt vollen Dampf. Du hast Recht; es macht Jagd auf uns!«
    »Was thun wir? Uns ergeben?«
    »Nein, uns wehren!«
    »Das geht nicht. Dort an Bord gibt es zehn Mal mehr Leute als bei uns, und wir haben keine Kanonen.«
    »Willst Du ihnen Dein Kind und Deine Schätze preisgeben?«
    »Sie führen nicht mit Frauen Krieg, und mein Gut wird mir verbleiben, denn ich bin ein Flüchtling des Vizekönigs und kein Soldat.«
    »So thue, was Du denkst. Ich ergebe mich in Deinen Willen!«
    »Laß uns auch die Leute fragen!«
    Dies geschah. Das Orlogschiff kam immer näher und zeigte sich in Folge dessen von Augenblick zu Augenblick größer und mächtiger. Die Bemannung des Sandals war im Gebrauche der Handwaffen wohlgeübt und keineswegs feig zu nennen, aber es gehörte dennoch beinahe der Muth der Verzweiflung dazu, es mit einem solchen Gegner aufzunehmen. Alle außer Einem stimmten daher der Ansicht von Manu-Remusat bei. Dieser Eine war Ali.
    »Allah akbar, Gott ist groß, und mein Handschar ist spitz und scharf. Warum soll sich ein Gläubiger den Ungläubigen ergeben? Ich werde sie verschlingen, wie die Heuschrecke das Gras des Feldes und das Laub der Bäume frißt!«
    Er kam natürlich mit seiner Meinung nicht durch, sondern es wurde beschlossen, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben, falls das Schiff wirklich ein feindliches sein sollte.
    Mittlerweile war es so nahe gekommen, daß es eine seiner Stückpforten öffnen konnte. Es ließ plötzlich alle Segel fallen, hißte die Flagge auf und gab mit einem Schuße das Zeichen, ein Gleiches zu thun.
    »Ein Norländer, also wirklich ein Feind!« rief Remusat. »Eine Flagge haben wir nicht; laßt die Segel fallen!«
    Dies geschah, und nun

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