Scepter und Hammer
sahen sie der Ankunft des Bootes, welches der Norländer aussetzte, um an Bord des Sandals zu gehen, mit banger Erwartung entgegen. Ayescha zitterte vor Angst am ganzen Leibe, und Remusat sowohl als auch Katombo versuchten vergeblich, sie zu beruhigen. Das Boot legte an, und ein Offizier stieg mit acht Mann an Bord.
»Wer ist der Befehlshaber dieses Fahrzeugs?« frug er.
»Ich,« antwortete Remusat.
»Wem gehört es?«
»Mir selbst.«
»Was hat es geladen?«
»Haus-und Wirthschaftsgeräth für mich.«
»Wo kommt es her?«
»Aus Siut.«
»Ah? Sollte dies die Wahrheit sein? Ein Nilschiff auf offener See! Wohin ist es bestimmt?«
»Nach Msarata.«
»Wo haben Sie Ihre Papiere?«
»Ich habe keine, ich bin ein Flüchtling.«
»Interessant!« lächelte der noch sehr junge Mann. »Um aus Egypten zu fliehen, fährt man von Siut aus durch ganz Egypten und geht mit einem Nilkahne unter Klippertakelage nach Msarata, welches unter der gleichen Oberhoheit des Sultans steht. Wie ist Ihr Name, mein Herr?«
»Remusat.«
»Das ist ein sehr berühmter Name, denn ich erinnere mich, von einem gewissen Remusat gelesen zu haben, der sehr Vieles über China, die Mongolei und Tibet geschrieben haben soll. Doch dieser Mann hat vor verschiedenen Jahrhunderten gelebt, und Sie können es also nicht sein, sonst hätte ich mich aus Rücksicht für Ihren schriftstellerischen Ruhm verabschiedet, ohne Sie weiter zu belästigen. So aber muß ich um die Erlaubniß bitten, Ihr Fahrzeug untersuchen zu dürfen!«
»Thun Sie es!«
Der Marineoffizier warf zunächst einen Blick auf dem Decke umher und bemerkte dabei:
»Diese guten Leute sind ja ganz außerordentlich bewaffnet!«
»Sie wissen wohl, daß bei uns jeder Mann berechtigt ist Waffen zu tragen; man braucht jedoch deshalb noch nicht ein Krieger zu sein.«
»Schön! Führen Sie mich zur Kajüte und in den Raum!«
Remusat begleitete ihn, während alle Andern auf dem Decke blieben. Als er wieder nach oben kam, zeigte seine Miene einen gewissen Grad von Unsicherheit.
»Ich habe allerdings nichts Verdächtiges bemerken können, und doch geben mir Ihre Angaben Grund zu dem Wunsche, Sie und die Ihrigen persönlich durchsuchen zu lassen. Wer auf offene See geht, bedarf ganz nothwendig derjenigen Papiere, durch welche er sich und seine Absichten zu legitimiren vermag.«
»Maschallah, Sie wollen einen Kapitän peinlich durchsuchen lassen!« brauste Remusat auf.
»Sie sind nicht Kapitän, sondern ein Privatschiffer, der mir dringend verdächtig erscheinen muß. Wollen Sie sich fügen?«
»Ich muß!«
Die Untersuchung wurde vorgenommen, ohne allen Erfolg, und schon glaubte sich Manu-Remusat frei, als der Offizier achselzuckend meinte: »Auch das kleinste Fahrzeug kann ein sicheres Versteck für geheime Schriften, Depeschen und dergleichen haben. Was birgt dort das Zelt?«
»Meine Tochter.«
»Ah! Ich werde sie begrüßen.«
Er trat näher und öffnete den Vorhang. Die Hand Katombos fuhr nach dem Griffe seines Dolches, doch der Offizier machte vor der tief Verschleierten nur eine sehr höfliche Verbeugung und trat dann zurück.
»Ich wünschte gern, Ihnen die Erlaubniß geben zu können, Ihren Kurs fortzusetzen, sehe mich aber leider außer Stande dazu. Wo ist Ihr Steuermann?«
»Hier,« antwortete Katombo.
»Sie Beide werden mich an Bord meines Schiffes begleiten, damit ich Sie dem Kapitän vorstelle. Er mag das Weitere verfügen.«
Zu einer Widerrede oder gar einem ernstlichen Widerstande wäre es nun zu spät gewesen. Die beiden Aufgeforderten mußten in das Boot steigen und wurden an das Schiff gerudert, unter dessen Spriete man die in goldenen Lettern abgefaßte Inschrift »Der Drache« lesen konnte. Sie stiegen das herabgelassene Fallrepp empor und wurden von einigen Schiffssoldaten in Empfang genommen, während der Lieutenant nach dem Quarterdecke schritt, um dort seinen Rapport abzustatten.
Nach einigen Augenblicken kehrte er zurück um sie zu holen. Unter einem luftigen Zelte saßen die Offiziere beisammen; einer von ihnen, welcher eine etwas reservirte Haltung eingenommen hatte, saß etwas weiter zurück. Der Kapitän erhob sich nicht bei dem Erscheinen der beiden Männer, er nickte nur leichthin mit dem Kopfe.
»Ich habe Ihre Angaben vernommen,« meinte er. »Haben Sie in Allem die Wahrheit gesagt?«
»In Allem.«
»Haben Sie etwas hinzuzufügen?«
»Nein.«
»Ihr Name ist Remusat?«
»Ja.«
»Vielleicht gar Manu-Remusat?«
»Allerdings.«
»Dann sind Sie der
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